Langenberg. Der Dreck-Weg-Tag ist in Velbert-Nierenhof fester Bestandteil des Jahreskalenders. Dieses Jahr ist einiges anders – natürlich wegen Corona.

Adelheid und Burkhard Matz sind bestens gerüstet, es ist schließlich nicht der erste Dreck-weg-Tag, an dem die beiden Nierenhofer teilnehmen: Beide tragen Gartenhandschuhe, einen Greifer, Adelheid hat einen Müllsack dabei. Dazu Wanderschuhe, eine „Dreck-weg“-Kappe – und natürlich eine Maske.

Denn dieses Jahr ist alles anders bei der Veranstaltung, die fest in den Nierenhofer Jahreskalender gehört. Weil auch draußen ein Aufenthalt in größeren Gruppen nicht gestattet ist, hat der Vorstand des Bürgervereins Nierenhof beschlossen, den Dreck-weg-Tag auf eine ganze Woche auszudehnen.

„Richtige Entscheidung“

Fundstück Nummer eins – eine alte Plastikflasche. Sonst ist es auf der gut neunzigminütigen Runde aber sehr sauber. ab und an finden Adelheid und Burkhard Matz eine Maske oder ein Taschentuch.
Fundstück Nummer eins – eine alte Plastikflasche. Sonst ist es auf der gut neunzigminütigen Runde aber sehr sauber. ab und an finden Adelheid und Burkhard Matz eine Maske oder ein Taschentuch. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

„Das hat der Vorstand des Bürgervereins richtig entschieden“, findet Burkhard Matz, der dieses Jahr zum ersten Mal den Wanderweg hinter seinem Haus zugeteilt bekommen hat. „Durch die Pandemie kommen mehr Leute in den Wald, das merken wir schon“, sagt der 76-Jährige, „viele auch von außerhalb.“

Und weil ein Teil des Wanderweges zur täglichen Spazierrunde von Adelheid und Burkhard gehören, „bietet es sich doch an, dass wir hier gleich sauber machen.“ Und so geht es dann los, ein Stück die Alte Poststraße hinauf, dann Richtung Spielplatz.

Gebrauchte Masken und Plastik

Und schon wird Burkhard Matz das erste Mal fündig: Eine Plastikflasche liegt im Gras neben der Straße. „Sonst sind wir immer die Alte Poststraße zum Busbahnhof runter“, erzählt der Rentner. „Da haben wir schon alles gefunden: Reifen, alte Matratzen und alles mögliche andere.“

Momentan lägen aber vor allem gebrauchte Masken am Wegrand. Auf dem ersten Stück finden die beiden allerdings kaum etwas – und so soll es auch auf fast der ganzen Wegstrecke bleiben. Selbst der Spielplatz ist sauber und ordentlich.

Bänke fehlen

Wir haben hier ein echtes Kinderparadies“, finden Adelheid und Burkhard Matz, die 2008 aus Burgaltendorf nach Nierenhof gezogen sind. „Wir leben am Rand der Stadt und trotzdem auf dem Land.“ Jeden Tag gehen die beiden spazieren. „Was hier aber noch fehlt, sind mehr Bänke und Mülleimer entlang der Wege.“

Hinter dem Spielplatz gabelt sich der Weg, es geht leicht bergan. Ab und an finden die beiden ein altes Taschentuch oder eine Maske, mal ein paar Fitzelchen Plastik. Sonst nichts. „Ein gutes Zeichen“, sagt Adelheid Matz, „die Leute scheinen zumindest hier acht zu geben.“

Fast wie Urlaub

Adelheid und Burkhard Matz auf dem Spielplatz oberhalb der Alten Poststraße: „Wir haben hier ein Kinderparadies“, sind sich die beiden einig.
Adelheid und Burkhard Matz auf dem Spielplatz oberhalb der Alten Poststraße: „Wir haben hier ein Kinderparadies“, sind sich die beiden einig. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Ganz anders muss die Situation im Ortskern von Nierenhof sein. „Gehen Sie mal zum Busbahnhof“, sagt Burkhard Matz. „Da kommen Sie aus dem Staunen nicht mehr raus, was Sie da so alles finden.“ Der Weg gabelt sich erneut. Geradeaus geht es weiter in die Elfringhauser Schweiz hinein, wir folgen einem scharfen Knick zurück in Richtung Nierenhof.

Kurze Zeit später öffnet sich der Blick auf die idyllische Landschaft. „Schön, oder?“ sagt Adelheid Matz. „Unseren Freunden haben wir gesagt, unser Haus sei unser Ferienhaus.“ Wären nicht hinter dem Hügel zur Linken die Sendemasten auf dem Hordtberg zu sehen, „könnte man glatt vergessen, wo man ist“, sagen die beiden. „Die Landschaft könnte auch auf Sauerland oder Allgäu hindeuten“, fügen sie lachend an.

Rege Beteiligung

Und auch hier ist der Weg erfreulich sauber. Nur eine Plastiktüte hat sich im Gestrüpp verheddert. „Ich krieg’ das“, sagt Burkhard Matz, schiebt mit dem Fuß ein paar störrische Zweige zur Seite und schnappt sich dann mit seinem Greifer die Tüte.

Wenig später ist der Ort erreicht, es geht zwischen Neubauten und alten Häusern zurück zum Ausgangspunkt. Auch hier sieht es ordentlich aus – mal ein Taschentuch, mal eine Gummibärchen-Verpackung. „Es machen ja auch immer viele mit“, sagt Burkhard Matz. „Keiner will, dass es vor der eigenen Tür schlimm aussieht.“

Was den 76-Jährigen besonders freut: „Auch die Jugend beteiligt sich, nicht nur am Dreck-weg-Tag.“ Es sei toll, „was die jungen Leute hier so alles auf die Beine stellen.“ Auch das spreche für Nierenhof – eine lebendige Nachbarschaft, die sich gegenseitig unterstützt. Und blitzeblank ist es in dem Ortsteil auch.

Dorffest ist 2020 ausgefallen

Das Dorffest in Nierenhof ist letztes Jahr coronabedingt ausgefallen. „Hoffentlich klappt das dieses Jahr wieder“, sagen Adelheid und Burkhard Matz.

Denn zum Dorffest kommen Groß und Klein zusammen. „Das braucht der Mensch“, sind sich die beiden einig, „nur am Bildschirm miteinander reden, das allein reicht nicht.“