Langenberg. Eine Studie sieht auf Kfz-Werkstätten schwierige Zeiten zukommen. In den Betrieben vor Ort ist davon allerdings (noch) nichts zu spüren.
Auf die Autowerkstätten im Lande kommen schwierige Zeiten zu, das hat zumindest eine Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group ergeben. Zum einen fallen bei E-Autos nur noch etwa halb so viele Wartungsarbeiten an, zum anderen würden immer bessere Fahrassistenzsysteme dafür sorgen, dass bis 2030 die Unfallquote um zehn bis 20 Prozent zurückgehen werde.
Zusätzlich haben die Corona-Krise und die damit verbundenen Maßnahmen zu weniger Verkehr auf den Straßen geführt. Wer im Homeoffice sitzt, durch Kurzarbeit weniger arbeitet oder seinen Job sogar gleich ganz verloren hat, ist naturgemäß weniger unterwegs – es gibt also weniger Unfälle und auch weniger Verschleiß.
Banger Blick in die Zukunft
Max Witeczek hat seine Werkstatt in Tönisheide, ist aber Obermeister der Karosseriebauer-Innung im Beritt der Kreishandwerkerschaft Mettmann und sitzt im Vorstand der Kfz-Innung. Er sieht diesen Trend bestätigt und befürchtet für seine Branche einen dramatischen Auftragseinbruch.
Bis zu 40 Prozent, schätzt der Obermeister, könnten die Serviceleistungen zurückgehen. Er macht dafür vor allem die bessere Technik und die geringere Zahl an Unfällen verantwortlich.
In Langenberg ist die Auftragslage in Ordnung
Vor Ort in Langenberg sind die Werkstatt-Inhaber dagegen gelassener. Nachgefragt bei Siepmann am Ziegeleiweg heißt es nur: „Bei uns läuft es.“ Über das Thema E-Autos könne man sich „vielleicht in 20 Jahren unterhalten“. Ähnliches lässt das Autohaus Croll & Sondermann verlauten.
Auch in der freien Werkstatt Hardy Süther an der Uferstraße ist die Lage nicht zugespitzt. „Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir ein sehr breitgefächertes Angebot haben“, heißt es dort auf Nachfrage. Der Blick in die Zukunft ist aber etwas skeptischer: Man müsse abwarten, ob sich E-Autos auf Dauer durchsetzten – wenn etwa die Förderung auslaufe oder Parkverbote in Tiefgaragen zunehmen würden.
Auch bei Benninghofen an der Hattinger Straße „gibt es genug Arbeit". Es mache sich aber schon bemerkbar, dass „die Leute durch Corona weniger Auto fahren“. Das spiegele sich in der aktuellen Auftragslage wider.
Weniger Unfälle in 2020
Die jüngste Unfallstatistik der Kreispolizei bestätigt, was die Kfz-Betriebe festgestellt haben: Die Zahl der Verkehrsunfälle ist im Jahr 2020 nämlich deutlich zurückgegangen. Waren es 2019 noch 14.411 registrierte Verkehrsunfälle im Kreis, sank die Zahl jetzt um fast 16 Prozent auf 12.125. Bemerkenswert: Seit 2011 hatte die Zahl der Unfälle zuvor Jahr für Jahr zugenommen.
„Durch Homeoffice, geschlossene Geschäfte und Freizeiteinrichtungen haben weitaus weniger Menschen am Straßenverkehr teilgenommen, womit sich der deutliche Rückgang der Verkehrsunfälle erklären lässt“, begründete der Landrat und Leiter der Kreispolizeibehörde, Thomas Hendele, den „erfreulichen Rückgang“.
Umfrage bestätigt Trend
Und auch eine Umfrage des Online-Portals autoservicepraxis.de unterstreicht diese Aussagen: Von den deutschlandweit 367 befragten Werkstätten gaben fast 80 Prozent an, sie hätten in der Corona-Krise weniger Aufträge als in der Zeit davor abzuarbeiten.
André Benninghofen sieht die Lage allerdings nicht so dramatisch: „Wir haben Aufträge, wir arbeiten, wir sind noch da“, sagt er lachend.