Kreis Mettmann. Weniger Wohnungseinbrüche, weniger Straftaten zum Nachteil von Senioren sowie weniger Straßenkriminalität gab es in 2020 im Kreis Mettmann.

Über Jahre kannte die Entwicklung der Straftaten im Neanderland eigentlich immer nur eine Richtung: Die Fallzahl ging nach unten. Das ist jedoch zuletzt, im ersten Corona-Jahr, erstmals etwas anders gelaufen und war auch für Landrat Thomas Hendele eine entsprechend ungewohnte Übung, als er jetzt die Kriminalstatistik der Kreispolizeibehörde Mettmann für 2020 vorlegte und von einem leichten Anstieg der Zahl der Delikte gegenüber dem Vorjahr um 2,5 Prozent berichtete. Allerdings wertet der oberste Behördenleiter den Zuwachs als „nicht sonderlich besorgniserregend“. Ursächlich seien nämlich „eklatant“ gehäufte Taschendiebstähle und aufgrund gezielten Vorgehens mehr aufgedeckte Drogendelikte (plus 215 Fälle), nachdem man auffallend häufig bekiffte Menschen aus dem Verkehr gezogen habe.

Insgesamt wurden 27.520 Straftaten erfasst

Beamte der Kreispolizeibehörde – hier die Zentrale in Mettmann – haben wiederholt Täterbanden das Handwerk gelegt.
Beamte der Kreispolizeibehörde – hier die Zentrale in Mettmann – haben wiederholt Täterbanden das Handwerk gelegt. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Bei der Präsentation wirkten auch die Abteilungsleiterin der Kreispolizeibehörde, die Leitende Polizeidirektorin Ursula Holz, sowie der Leiter der Direktion Kriminalität, Kriminaldirektor Thomas Schulte, mit. Ihrem Bericht zufolge wurden 2020 insgesamt 27.520 Straftaten erfasst – das sind 676 mehr als im Jahr zuvor. Die Gründe sind, wie bereits erwähnt, insbesondere der Anstieg der gemeldeten Taschendiebstähle (plus 324 bzw. 77,3 Prozent) sowie die Steigerung der erfassten Rauschgiftdelikte um 15,4 Prozent.

Taschendiebe gehen professionell und international vor

Gerade die Entwicklung bei den Taschendiebstählen habe Sorge bereitet, sagt Schulte: „Im Kreisgebiet handelt es sich bei diesen Fällen zumeist um Straftaten zum Nachteil älterer, häufig gehbehinderter Menschen, welche insbesondere beim Einkaufen bestohlen werden. Häufig haben wir es hier mit professionell agierenden sowie reisenden Täterinnen und Tätern aus dem südosteuropäischen Raum zu tun.“ Umso glücklicher sei man über wichtige Erfolge. So habe man 2020 im Südkreis Täterbanden aus Südosteuropa ermittelt, die inzwischen zu teils mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden seien.

Kontrolldelikt Rauschgift

„Wir sagen Drogendealern den Kampf an“, sagt Landrat und Behördenleiter Thomas Hendele.
„Wir sagen Drogendealern den Kampf an“, sagt Landrat und Behördenleiter Thomas Hendele. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

„In der öffentlichen Wahrnehmung gewinnt das Thema Rauschgift zunehmend an Bedeutung. Aus diesem Grund haben wir die Bekämpfung dieses Deliktfelds bereits im Herbst zu einem neuen Schwerpunkt unseres Handelns erklärt. Wir sagen Drogendealern den Kampf an!“, erklärte der Landrat. „Je intensiver wir in diesem Bereich ermitteln, desto mehr Straftaten stellen wir aber auch fest. Der Effekt ist, dass die Gesamtzahl der erfassten Straftaten steigt.“ Das bedeute jedoch nicht, dass der Kreis unsicherer geworden sei. Im Gegenteil: „Wir erhellen das Dunkelfeld in einem Bereich, der in der Wahrnehmung der Bürgerinnen und Bürger von großer Bedeutung ist“, betonte Thomas Hendele, der überdies auf die intensiven Ermittlungen gegen Clan-Kriminalität verwies.

Callcenter zerschlagen

Zu den erfreulichen Entwicklungen zählen für ihn vor allem der deutliche Rückgang der Wohnungseinbrüche um zehn Prozent auf 557 Delikte, die damit auf dem geringsten Wert seit 2008 rangierten, sowie die gegenüber 2019 um einen halben Punkt auf 53,53 Prozent erneut verbesserte Aufklärungsquote. Ebenfalls rückläufig sei die Menge der Betrugsdelikte zum Nachteil älterer Menschen (minus 10,3 Prozent), von denen der Großteil schon im Versuchsstadium gescheitert sei. Nämlich 2205 von 2259. Nachdem das Polizeipräsidium München, „auch aufgrund von Erkenntnissen unserer Behörde“, im November ein Callcenter in Izmir habe zerschlagen können, „spürten wir bereits im Dezember einen deutlichen Rückgang der Telefonbetrugsmasche der Trickbetrüger“, berichtete Ursula Holz. Hier finden Sie weitere Berichte und Bilder aus Velbert und dem Kreis Mettmann.

Zur Kreispolizeihörde gehören 800 Mitarbeiter

Die Kreispolizeibehörde Mettmann hat ihre Zentrale in Mettmann am Adalbert-Bach-Platz 1/Willettstraße. Die Behörde gliedert sich in die vier Direktionen Zentrale Aufgaben, Einsatz, Kriminalität und Verkehr. Deren Leiter und ihre Führungsstellen sitzen in dem Polizeigebäude.

In jeder der zehn kreisangehörigen Städte ist eine Polizeiwache vertreten. In Velbert, Ratingen, Mettmann, Hilden und Langenfeld sind sie im 24-Stunden-Betrieb besetzt. In Heiligenhaus, Wülfrath, Haan, Erkrath und Monheim befinden sich Bezirks- und Schwerpunktdienste.

Die Leitung der Kreispolizeibehörde Mettmann mit ihren insgesamt etwa 800 Mitarbeitern hat Landrat Thomas Hendele.

Das hohe Sicherheitsniveau halten

Dem versierten Behördenleiter bereiten „die Straftaten gegen ältere Menschen in allen Bereichen“ aktuell die größten Sorgen. Der Landrat rät in diesem Zusammenhang zu allergrößter Vorsicht und appelliert eindringlich, bloß keine fremde Menschen in die Wohnung zu lassen. Grundsätzlich, so Thomas Hendele auf Nachfrage, sei der Kreis Mettmann angesichts bzw. eingedenk seiner Lage – elf Nachbarn und im Umfeld von Großstädten – auf einem „außerordentlich“ hohen Sicherheitsniveau mit „exzellenten Werten“ angekommen. Dieses Niveau zu halten und zu stabilisieren, hat er sich für seine nunmehr fünfte Amtszeit vorgenommen.