Langenberg. Auch in der katholischen Gemeinde in Velbert-Langenberg ist der Unmut über den Kölner Kardinal Woelki groß.
Im Erzbistum Köln rumort es gewaltig, die Kritik an Kardinal Rainer Maria Woelki wird mit jedem Tag lauter. Seelsorgerinnen und Seelsorger, Pfarrgemeinden und sogar die Laien-Vertretung des gesamten Erzbistums rücken von dem Kardinal ab, der Kölner Diözesanrat hat in der vorigen Woche seine Mitwirkung an dem von Woelki initiierten „Pastoralen Zukunftsweg“ zur Bistums- und Pfarreireform bis auf Weiteres ausgesetzt.
Unruhe in der Gemeinde
Auch in der Gemeinde St. Michael stößt der Umgang des Kardinals mit einem Gutachten zum Missbrauchsskandal sauer auf. „Ich kann zwar nur für mich sprechen und für die Frauen aus der kfd, mit denen ich aktuell Kontakt habe“, sagt Annette Sonnenschein, „aber wir sind absolut entsetzt, sauer, wütend, ja frustriert über das Prozedere der letzten Jahre.“ Sie selbst habe auch schon über einen Austritt aus der Kirche nachgedacht, es letztendlich aber doch nicht übers Herz gebracht. „Ich fühle mich in der kfd-Gemeinde einfach zu wohl.“
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Diese gedankliche Trennung zwischen der Amtskirche und der Gemeinde vor Ort würden auch viele ältere Gemeindemitglieder vornehmen, sagt Annette Sonnenschein, „ohne dass die Vorgänge verleugnet werden.“
Pfarrer Ulrich Herz bestätigt diesen Eindruck: „Die Betroffenheit ist da. Aber in diesen Lockdown-Zeiten sind vielen Gemeindemitgliedern die Sorgen des Alltags näher.“ Insgesamt sei es auch eher schwierig, die Stimmungslage einzuschätzen, weil nur wenige Kontakte stattfinden könnten.
Er warte jetzt jedenfalls gespannt auf das zweite Gutachten, das der Kardinal Mitte März vorlegen wolle. Da werde sich dann zeigen, ob er seine Aussagen – Woelki hat zwischenzeitlich Fehler eingeräumt – „auch ehrlich meint“, sagt Pfarrer Herz. „Dann haben wir Klarheit.“
Kontakt zum Bundesverband
Die kfd St. Michael wiederum habe sich mit dem kfd-Bundesverband in Verbindung gesetzt, berichtet Annette Sonnenschein. „Uns fehlt da einfach eine Stellungnahme.“ Zwar habe der Verband diverse Pressemitteilungen veröffentlicht, „aber das ist uns zu wenig.“
„Aber wir haben angeregt, dass es vielleicht eine Online-Abfrage oder -Umfrage seitens des Bundesverbandes geben könnte, wie die Mitglieder zu dem Thema stehen.“ Danach könne dann vielleicht öffentlich „mehr Druck gemacht werden.“ Die kfd St. Michael suche den Kontakt mit der Öffentlichkeit: „Demonstrieren geht momentan leider nicht“, sagt Annette Sonnenschein, „sonst wären wir schon längst auf der Straße.“
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Die kfd St. Michael bietet an jedem vierten Montag im Monat ein offenes Gebet in der Kirche St. Michael am Froweinplatz an. Beginn ist um 19 Uhr, eine Anmeldung nicht erforderlich. Die Hygieneregeln müssen aber eingehalten werden; Platz ist für etwa 50 Teilnehmer, „bislang waren es aber höchstens 15. Es muss sich also niemand Sorgen machen“, sagt Annette Sonnenschein.