Velbert. Die Wohngemeinschaft „Oase“ hat in Velbert ganz klein angefangen. Jetzt baut der Verein sogar selbst und schafft weitere Plätze für Frauen in Not
Anfangs, in 2010, war es lediglich eine Privatwohnung, seit 2012 hat die „Oase-Initiative“ in Velbert an der Heidestraße ein komplettes, gut 500 Quadratmeter großes Haus gemietet, und jetzt geht der Verein – eine Initiative von Frauen für Frauen – unter die Bauherren. Das dafür ausgeguckte Gartenareal gleich hinter dem aktuellen Domizil ist schon gerodet, am Samstag erfolgt der erste Spatenstich: vier weitere Appartements, ein Mehrzweckraum und eine Mitarbeiterwohnung. Insgesamt rund 280 Quadratmeter auf zwei Etagen.
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Zuflucht und Rückhalt
Dort ist dann Platz für vier weitere Frauen, die Verletzungen etwa seelischer, physischer oder sexueller Art erlitten haben. Die Verständnis brauchen, die Zuflucht und (Rück-)Halt – ja, auch und gerade im Glauben – suchen. „Wir wollen ja auch vermitteln, welche Rolle Gott im Leben eines jeden Menschen spielt“, sagt die erste Vorsitzende, Esther Theumert. Sie ist aus ihrer ganz persönlichen Biographie heraus die maßgebliche Initiatorin des Ganzen, hat in einer absoluten Grenzsituation ihres Lebens die Erfahrung gemacht, „Gott wollte nicht, dass ich sterbe“. Sie sei wohl christlich geprägt gewesen, habe aber in dem Moment damals den Glauben wiedergefunden, berichtet sie.
Keine Mauern errichten
Glauben bzw. Religiosität seien aber keine Zugangsvoraussetzung. Zu der Frauen-WG, die in einer ehemaligen Arztpraxis unterbracht ist, „kann jeder kommen, der in Not ist“. „Wir wollen ja keine neuen Mauern aufbauen“, beteuert Andrea Kocherscheidt. Allerdings müssten es die Bewohnerinnen „hinnehmen“, dass sie ihm nicht aus dem Weg gehen können“, so die Co-Leiterin weiter. Ihm? „Gott.“ Schließlich bete man auch zusammen, lese gemeinsam die Bibel. Die „Oase“ als Einrichtung sei ein „Arbeitszweig“ der Christus Gemeinde Velbert , Bahnhofstraße.
Aktuell sind vier Appartements verfügbar
Im aktuellen „Haupthaus“ gibt es auf zwei Etagen unterschiedlich große Appartements jeweils mit Single-Küche und Bad/Dusche. Die WG hat Platz für maximal zehn Frauen, ggf. auch mit Kind, aktuell leben hier aber nur sechs. Über die Gründe rätseln Theumerth und Kocherscheidt ein bisschen. Aber grundsätzlich haben sie absolut keinen Zweifel: „Der Bedarf ist da“, bekräftigen sie und stellen zudem klar, dass die WG „kein ausgesprochenes Frauenschutzhaus “ sei. Die Bewohnerinnen verfügen über verschiedene Arten von Einkünften und zahlen Miete, ansonsten finanziert sich die „Oase“ über Spenden.
Perspektive und neues Leben
„Ich bin ziemlich angeschlagen hierher gekommen und bin jetzt auf einem guten Weg“, erzählt eine Bewohnerin, die vor drei Jahren aufgrund des Tipps bzw. der Vermittlung einer Sozialarbeiterin im Krankenhaus an der Heidestraße eingezogen ist. Ihre Mitbewohnerin ist erst seit September hier. „Ich wusste nicht mehr weiter“, berichtet sie. Hilfsbereite Menschen hätten die „Oase“ im Internet ausfindig gemacht und ihr empfohlen. In dem christlichen Haus habe sie begonnen, wieder Freude zu empfinden, habe sie wieder eine Lebensperspektive gefunden – und ein neues Leben. Für Beistand und seelische Unterstützung sorgt im „Haus des Verstehens“, so sein Beiname, übrigens ein insgesamt fünfköpfiges Team mit drei Ehrenamtlerinnen; etwaige Therapien machen die Bewohnerinnen bei Profis.
Spendenkonto eingerichtet
Der Verein „Oase-Initiative“ versichert, dass jede Spende zu 100 Prozent der „Oase“-Arbeit zugute kommt und hat zu diesem Zweck ein Konto bei der Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert eingerichtet.
Näheres hierzu findet sich auf der Homepage www.oase-initiative.de . Telefonisch ist der Verein unter 0157 72064114 zu erreichen.
Pläne schon vor drei Jahren gereift
Aus dem bereits erwähnten Bedarf heraus wurden schon vor drei Jahren auch die Neubaupläne geschmiedet. Damals sei das Haus bis unters Dach voll belegt gewesen, man habe sogar Frauen absagen müssen. Die Baugenehmigung liege seit nahezu einem Jahr vor. Der Verein kauft das Grundstück, auf das man vom größten Raum des „Haupthauses“ aus schauen kann. Dort steht eine lange, adventlich geschmückte Tafel, schließt sich ein kuschelig ausgestattetes „Gartenzimmer“ mit Blick nach draußen an.
Architekt und zweiter Vorsitzender
Die Planung macht Esther Theumerts Ehemann Bernd, der damals schon den Umbau betreut hat. Er ist Architekt und auch zweiter Vorsitzender des Vereins. Die Kosten in Höhe von 600.000 Euro finanziere man mit Hilfe einer Bank und mittels Eigenkapitals, das man hauptsächlich einem Ehepaar verdanke, das ganz kräftig spende, erläutert die Vorsitzende. Die Bauzeit werde etwa ein Jahr betragen.