Velbert. . Verein an der Heidestraße bietet auch Müttern mit Kindern Schutz und Zuflucht. Alle sechs Wohnungen in der ehemaligen Arzt-Villa sind inzwischen belegt
Rote, grüne, gelbe Farbkleckse zieren Charlenes T-Shirt. Die Zwölfjährige ist in ihrem Element, macht ja auch Spaß, mit Freundinnen das neue Zimmer zu streichen. Brüderchen Bennet (2) kräht nebenan vergnügt, Mutter Désirée lächelt still. Sie ist glücklich, endlich angekommen zu sein. Für die 41-Jährige war die Welt bisher nicht besonders bunt – bis sie mit ihren zwei Kindern in die Villa des Vereins „Oase - Initiative e.V.“ zog. Einem Verein, der Frauen in Not mehr als nur Unterkunft bietet: ein Zuhause.
„Wir sind kein Frauenhaus“
Etwa ein Jahr ist es her, da krempelte Vereinsgründerin Esther Theumert die Ärmel hoch und startete mit ihrem Ehemann, einem Architekten, den Umbau der 500 Quadratmeter großen Villa der Zahnärztin Dr. Ulrike Kinzler zu einer ungewöhnlichen Frauen-WG. Eigentümerin ist nach wie vor Dr. Kinzler, die nebenan in einem großzügigen Seitentrakt wohnt. Ein Jahr lang wurden Zwischenwände eingezogen, wurde gespachtelt und gebaut, seit letzter Woche sind alle sechs Wohnungen in der grünen Oase an der Heidestraße 161 belegt.
Von Frauen, die – warum auch immer – nicht alleine wohnen wollen, die Schwierigkeiten haben, seelisch oder körperlich verletzt wurden. „Wir sind aber kein Frauenhaus“, betont Claudia, das ist ihr wichtig. Was die WG dagegen ist: freichristlich geprägt. „Wir nehmen aber jeden auf, es ist kein Zwang, Christ zu sein“, so Esther Theumert. Gemeinsame Andachten seien keine Pflicht, werden aber von den Bewohnerinnen begrüßt.
Wie zum Beispiel von Claudia, die früh ihre Mutter verloren hat und zunächst allein lebte. „Ich kam damit nicht klar, bekam Schlafstörungen. Die habe ich hier nicht, ich fühle mich super wohl.“ Jetzt müsste die Einzelhandelskauffrau nur noch einen Job finden.
Désirée stellt derweil ihre Kaffeetasse ab und will lieber mal nachgucken, warum Söhnchen Bennet nebenan so ruhig ist. „Ich habe schon viele Therapien hinter mir wegen meiner Ess-Störung, Seelenfrieden habe ich bisher nicht gefunden.“ Das soll jetzt anders werden, und es sieht gut aus. Sie genießt die heimelige Atmosphäre – und dass reihum eine der Frauen kocht, man mittags zusammen isst.
Nadja (19) weiß noch genau den Tag im November, als sie mit ihrer zehn Monate alten Tochter auf dem Arm das erste Mal den Fuß in die Villa setzte. „Ich kam bei Nacht und Nebel aus einer zerrütteten Ehe.“ Ihre Augen werden feucht, als sie weitererzählt: „Ich kam hier herein, alles leuchtete irgendwie, Kerzen brannten. Ich bin hier mit der Kleinen zur Ruhe gekommen.“