Neviges. Autor Rainer Köster hat nach dem Druck seines Buches „Nacht über Neviges“ weitere erschütternde Schicksale von Opfern des Nazi-Regimes entdeckt.

In seinem Buch „Nacht über Neviges. Widerstand und Verfolgung in Neviges von 1933 bis 1945“ hat Autor Rainer Köster zahlreiche bewegende Schicksale jüdischer Mitbürgergeschildert. Nach Drucklegung des Buches sind dem Autor noch zusätzliche Schicksale verfolgter Menschen im Dritten Reich bekannt geworden. Eine Aktualisierung können sich Käufer des Buches ab dem 4. November kostenlos in der Buchhandlung Rüger, Elberfelder Straße 40, sowie bei „Wortwechsel“, Rommelssiepen 1 abholen oder sie per Mail durch den Autor direkt bekommen. Die Adresse lautet: rai-koe@online.de.

Verwechslung mit holländischer Stadt

In vier Fällen, so Rainer Köster, gab es in seinem Buch auch Verwechslungen von jüdischen Menschen, die nicht in Neviges geboren waren, sondern in der niederländischen Stadt Hardenberg: Vor Mitte der dreißiger Jahre wurde Neviges nämlich meist als Hardenberg bezeichnet. Dies zu unterscheiden sei für die israelische Gedenkstätte Yad Vashem sehr schwierig gewesen, weil nach 1933 viele deutsche Juden in die Niederlande flüchteten und nach der deutschen Besetzung 1940 auch von dort in die Vernichtungslager der Nazis deportiert wurden.

Auch in der Elberfelder Straße lebten zahlreiche jüdische Familien, die dem NS-Terror zum Opfer fielen.
Auch in der Elberfelder Straße lebten zahlreiche jüdische Familien, die dem NS-Terror zum Opfer fielen. © FUNKE Foto Services | Carsten Klein

Dies sei auch der Fall bei Zina van Gelderen und Therese Leviticus, die in den Niederlanden wohnten sowie bei Martha Lazarus und Sientje Rozenthal. Diese Namen finden sich in Frank Overhoffs Buch: „Biografische Notizen von Opfern der Shoah aus Langenberg, Neviges und Velbert“, eine der wichtigen Quellen von Rainer Köster, nicht. Dafür allerdings 17 weitere jüdische Menschen, die zwischen 1900 und 1936 in Neviges gewohnt oder gearbeitet haben und später in den Vernichtungslagern der Nazis starben. Es sind dies: Sofia Berg, Sibilla Bruch, Rosa Cahn, Wilhelm Erschler, Isaak Gichner, Adolf Hartog, Ilse Jacobi, Alexander Jordan, Otto Kaufmann, Ernst Levy, Wilhelm Löwenstein, Fritz Oberdorff, Iwan Jakob Rosenstein, Max Rosenthal, Bernhard Wallach, Liebmann Weinstein und Jette Wolf. Zusätzlich sind noch in Neviges geboren und im KZ umgekommen: Marcus Meyer und Salomon Sassen.

Ermordet in Theresienstadt

Ein weiteres noch nicht erwähntes Schicksal betrifft die Familie von Gertrud Hasselbeck, die ab 1928 an der Elberfelder Straße wohnte. Ihre Mutter, eine geborene Mondschein, starb 1944 in Theresienstadt. Gertrud Hasselbeck nahm sich am 17. September 1944 in Neviges das Leben. Wolf Meyer starb nicht am 15. Mai 1944 in Auschwitz, sondern wurde dann von Theresienstadt dorthin transportiert und am 31. Dezember 1945 für tot erklärt. Grete Meyer kam nach ihrer Deportation 1941 vom Rigaer Ghetto ins KZ Stutthof. Den Todesmarsch nach Oranienburg überlebte sie schwer verletzt und starb am 9. Juni 1958 in Goch.

Rainer Köster möchte auch noch einmal an Carl Kipper erinnern, der am 9. März 1940 aufgrund seiner Schwerhörigkeit in der Tötungsstätte Brandenburg vergast wurde. Durch das Engagement seines Urgroßneffen Tobias Glittenberg liegt seit September 2019 ein Stolperstein für Carl Kipper an der Neustraße 149 in Tönisheide.