Velbert. Seit fast einem Jahr arbeitet und wächst in Velbert das Bündnis „Aktiv gegen Antisemitismus“. Jetzt geht es in die Öffentlichkeit.
Das Bündnis „Aktiv gegen Antisemitismus“ in Velbert kann in wenigen Wochen eigentlich schon seinen ersten Geburtstag feiern, doch es hat bisher stets ohne Publikum getagt, beraten, gearbeitet und Pläne geschmiedet – und ist seither stetig gewachsen. Beim ersten Treffen auf Initiative des Pastoralreferenten Gisbert Punsmann aus der kath. Kirchengemeinde St. Michael und St. Paulus im November 2019 habe gerade einmal eine handvoll Menschen zusammengefunden, erzählt Susanne Susok (Bürgermeister-Büro), im Januar seien es bereits zehn gewesen … Und am Montag, 9. November, geht das Bündnis jetzt unter dem Titel „Erinnerung an gestern – Mutig sein heute – Verantwortung für morgen“ zum ersten Mal mit einer Veranstaltung in die Öffentlichkeit.
Ein bunter Kreis auf Augenhöhe
„Wer sind denn die Hauptakteure?“, fragt ein Fotograf beim Vorab-Pressetermin. „Alle. Wir haben keine Leader“, antwortet Susok und benennt wenig später den in seiner Vielfalt „ganz bunten Kreis der Akteure auf Augenhöhe“: St. Michael und St. Paulus, ev. Kirchengemeinde Velbert-Dalbecksbaum, Christus Gemeinde Velbert, Gemeinde Bleibergquelle, Jüdische Gemeinde und Begegnungsstätte „Alte Synagoge“ (Wuppertal), Berufskolleg Bleibergquelle, Geschwister-Scholl-Gymnasium, Gymnasium Langenberg, Gesamtschule Mitte, VHS Velbert/Heiligenhaus, E.D.B. Bildungsgesellschaft, Jugendparlament, Integrationsrat der Stadt, Experten für jüdische Geschichte in Velbert, Bürgermeister-Büro und Integrationsbeauftragte der Stadt. Ziel ist es, Menschen für das Thema zu sensibilisieren, mit Menschen jüdischen Glaubens in Kontakt zu kommen und letztlich Erinnerung, heutiges Handeln „und die gemeinsame Zukunft in unserem Land im Blick zu behalten“.
Nicht nur reden, sondern auch handeln
Antisemitismus nehme unter Jungen und Älteren zu, sagt Andrea Kupatz. Das sei nicht nur empörend, sondern auch ein gesellschaftlicher Eklat, so die Pfarrerin weiter. Das Judentum gehöre selbstverständlich zu Deutschland. „Keiner darf benachteiligt sein“, ergänzt Ivo Simic, „in Velbert gibt es keine Toleranz für Rassismus“, setzte der Vorsitzende des Integrationsrates hinzu und erinnerte an dessen „Resolution gegen Rassismus, Rechtsextremismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“, die auch dem Rat vorgelegt wurde. Gesamtschüler Luis Klee formuliert das Ansinnen so: „Wir reden nur, aber wir müssen was tun.“
Bürgermeister ist Schirmherr
Anmeldungen sind ab sofort möglich
Wegen Corona ist für den Besuch der Veranstaltung eine Anmeldung per E-Mail mit vollständigem Namen, Adresse und Telefonnummer an aktiv-gegen-antisemitismus@velbert.de erforderlich (bis 30. Oktober). Die Gäste bekommen in der ersten November-Woche eine personalisierte Eintrittskarte mit Sitzplatznummer und weiteren Infos.
Alle, die aufgrund des auf nur 113 Plätze begrenzten Kontingents kein Ticket erhalten, können die Veranstaltung über den städtischen YouTube-Kanal live anschauen.
Die Veranstaltung unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Dirk Lukrafka am Jahrestag der Reichspogromnacht findet im Historischen Bürgerhaus Langenberg statt und beginnt um 19 Uhr; die Teilnahme ist kostenfrei. Nach Auskunft der Integrationsbeauftragten Helena Latz umfasst das Programm drei Ebenen. Man werde der Menschen gedenken, die unter dem NS-Regime gelitten haben, werde dann die aktuelle Situation und das Leben jüdischer Mitbürger beleuchten, schließlich gestalten und moderieren Schüler eine Gesprächsrunde. Zu Gast ist der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Michael Rubinstein, mit einem Vortrag über das aktuelle jüdische Leben in Deutschland. Die Sängerin mit israelischen Wurzeln, Lili Sommerfeld, begleitet das Programm musikalisch und nimmt an der Talk-Runde teil.
Auftakt musste abgesagt werden
Seine erste große Veranstaltung hatte das Bündnis eigentlich für den vergangenen Mai in der Innenstadt u. a,. mit Sternmärschen von Schulen geplant; daraus wurde wegen Corona nichts. „Wir müssen jetzt aber unbedingt unser Gesicht zeigen“, sagt Susok, „und wofür wir eintreten.“ Die Veranstaltung solle nunmehr während der Europawoche Anfang Mai 2021 stattfinden.
Das Bündnis steht allen Interessierten offen. Kontakt per E-Mail an aktiv-gegen-antisemitismus@velbert.de.