Wir haben Velberter gefragt, welche positiven Erkenntnisse und Erinnerungen sie aus dem verflixt schwierigen Jahr 2020 mitnehmen werden.
Dieses Jahr ist ein historisches. Seit vielen Jahrzehnten war das öffentliche Leben nicht mehr derart eingeschränkt, wie es in den Wochen des Corona-Lockdowns der Fall war. Das Jahr wird in die Geschichtsbücher eingehen und für die allermeisten Menschen sicherlich in unschöner Erinnerung bleiben. Und trotzdem: Auch in diesem Jahr gab es immer wieder Lichtblicke. Hier erzählen Velberter Bürger, was in diesem scheinbar verfluchten Jahr 2020 doch irgendwie gut gelaufen ist.
Mahnur Arshad, Abiturientin: „Was ich an diesem Jahr doch noch gut fand: Dass ich mein Abitur bestanden habe; dass ich endlich raus aus der Schule bin und jetzt einfach die freie Zeit genießen kann, bis das Studium anfängt im November. Da bin ich aufgeregt, aber freue mich auch zugleich, einen neuen Lebensabschnitt zu wagen. Was ich noch gut fand: dass ich durch Corona mehr Zeit mit der Familie verbracht habe, weil ich in den ersten Corona-Wochen viel mehr zu Hause war. Das finde ich schön, weil man im normalen Alltag nicht so viel Zeit mit der Familie verbringt. Ich würde sagen, dass ich das jetzt viel mehr schätze.“
Ute Langensiepen, Konditoreifachverkäuferin: „Auch, wenn wir in der Corona-Zeit nur außer Haus verkaufen und unser Café schließen mussten, haben wir uns unglaublich durch unsere Kunden gestärkt gefühlt. Solidarität, Geduld und Dankbarkeit haben wir tagtäglich erfahren können. Und auch privat hatte die Corona-Pandemie einen Einfluss auf uns. Da wir unseren Laden während des Lockdowns bereits um 16 Uhr schließen konnten und auch keine Vorlesungen in der Uni stattfanden, hatten wir abends viel mehr Zeit, um uns als Familie zusammenzusetzen. Gemeinsam kochen und Netflix waren unsere Lieblingsbeschäftigungen.“
Dr. Dr. Jürgen Schürmann, Arzt: „Es hat sich am Anfang der Krise gezeigt, dass wir eine funktionsfähige Demokratie haben: über alle Parteigrenzen hinweg gab es Einhelligkeit bezüglich der Beschränkungen der persönlichen Freiheiten, finanziellen Entscheidungen, Bestärkung der Bevölkerung und des Hörens auf die Wissenschaft. Nach der ersten Kurzschlussreaktion der Grenzschließung und staatlichem Raffen bei medizinischem Material, kam es doch schnell zur innereuropäischen Solidarität bezüglich medizinischer Hilfe (etwa für Italien), der Verteilung von Material und der Bereitschaft eines enormen finanziellen Hilfspakets, etwa für Südeuropa. Wie in der Flüchtlingskrise gab es auch diesmal sehr große Solidarität und Verständnis. In der Krise zeigte sich zusätzlich eine neue Wertschätzung für Berufe, die vorher häufig übersehen worden waren, zudem wurden Bedeutung und Vorteile des erstklassigen Gesundheitssystems in der BRD anerkannt. Ich persönlich bin froh, dass ich hier in der Bundesrepublik lebe und meine, dass kein Land besser diese Krise bewältigt hat – trotz vieler Fehler und Entscheidungen, die man aus jetziger Sicht nicht mehr treffen würde.“
Maria Wemmers, Inhaberin Hof Judt: „Für uns als Betrieb war das Jahr gut, weil die Leute ein bisschen bewusster eingekauft haben; einerseits, weil sie wohl einfach ihr Geld kaum woanders ausgeben konnten, andererseits, weil sie viel Zeit hatten, sich mit Ernährung auseinanderzusetzen – vielleicht ja auch deshalb, weil das Virus von einem Lebensmittelmarkt kam. Abgesehen davon war das Jahr gut, weil ich einfach mal mehr Zeit hatte. Es gab weniger Stress, mit der Familie irgendwo hinzukommen.“