Velbert. Trotz Pandemie suchen die Parteien in Velbert den Kontakt zum Bürger im Wahlkampf. Vieles wird draußen stattfinden, aber auch digital im Internet

In knapp 50 Tagen wählen die Velberter den Rat und ihren Bürgermeister neu sowie den Landrat und den Kreistag. Doch wegen der Corona-Pandemie können die Parteien und Kandidaten keinen normalen Wahlkampf führen. Die WAZ hörte sich bei den Parteien und Wählergemeinschaften um, die einen eigenen Bürgermeisterbewerber haben.

„So was habe ich noch nie erlebt“, sagt August-Friedrich Tonscheid, Spitzenkandidat von Velbert anders und seit mehreren Jahrzehnten Wahlkampf erprobt. Und die Wahlkampfmanager seiner Velberter Parteikollegen pflichten ihm da bei.

Die Parteien machen auch im Internet Wahlkampf, stellen dort ihre Kandidaten vor.
Die Parteien machen auch im Internet Wahlkampf, stellen dort ihre Kandidaten vor. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Die CDU

„Größere Veranstaltungen wird es bei uns nicht geben“, sagt Marc Ratajczak, der den CDU-Wahlkampf managt. Aber das Gespräch mit dem Wähler wird die Partei dennoch suchen. Es wird Info-Stände geben. „Wir setzen dabei auf Nachhaltigkeit. Es wird keine kleinen Geschenke aus Plastik geben, alles ist aus Holz“, sagt Ratajczak. Ob aber tatsächlich viele Menschen die Gelegenheit zu Diskussionen angesichts von Corona nutzen werden, bleibt abzuwarten. Die CDU verstärkt auf jeden Fall ihre Aktivitäten in den sozialen Medien. Hier stellen sich die einzelnen Ratskandidaten in ihrem Umfeld vor. „Der Wahlkampf wird in jedem Fall eine große Herausforderung werden“, resümiert der CDU-Mann.

Die SPD

Dass der Wahlkampf nun in Corona-Zeiten deutlich mehr digital wird, sieht auch Matthias Gohr, der für die SPD federführend ist. Auch die Sozialdemokraten stellen ihre Kandidaten im Netz vor. Gohr bedauert aber, dass die Nähe zu den Bürgern wegfällt: „Es wird deutlich Abstand gehalten.“ Dennoch wird es Infostände geben. Zudem seien zahlreiche Feste weggefallen, auf denen sich die Parteien sonst auch präsentieren konnten. Auch auf die sonst üblichen Hausbesuche bei den Bürgern will die SPD diesmal weitgehend verzichten. „Vor allem für die älteren Parteimitglieder ist dieser Wahlkampf ungewohnt“, sagt Gohr.

Die Grünen

Viele Veranstaltungen im Wahlkampf der Grünen finden im Freien statt.
Viele Veranstaltungen im Wahlkampf der Grünen finden im Freien statt. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Die Grünen verlegen viele Wahlkampfaktivitäten ins Freie. „Unsere Tangentenwanderung war mit 130 Teilnehmern bereis sehr erfolgreich“, sagt Nora Herrguth-Mertens, die den grünen Wahlkampf managt. So sind noch weitere thematische Wanderungen geplant, etwa zum Thema „Trockenheit und Klimaschutz“ und zum Thema „Rassismus“. Es soll auch eine Podiumsdiskussion zum Thema ökologische Landwirtschaft stattfinden, auch die ist unter freiem Himmel geplant. Ansonsten setzen die Grünen ebenfalls aufs Digitale. „Wir bieten weiter jede Woche montags eine Online-Sprechstunde an“, so die Wahlkämpferin, die allerdings bedauert, dass die Resonanz auf dieses Angebot nicht groß ist.

Velbert anders

Bei Velbert anders waren sogar die Wahlvorbereitungen anders. „Wir haben uns bei einem Velberter Gastronomen ein großes Zelt gemietet, darin konnten wir dann alle tagen“, so August-Friedrich Tonscheid. Auch seine Partei wird mit Infoständen präsent sein und in den nächsten Tagen sollen in der Stadt 70.000 Postkarten der Partei verteilt werden. Und im Internet soll das Wahlprogramm zu lesen sein.

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VIGNETTE_Velbert_Kommunalwahl_WAZ © funkegrafik nrw | Rim Ammar

Die UVB

Auf Flyer und das Wahlprogramm in Internet setzt auch die UVB ( Wählergemeinschaft unabhängige Velberter Bürger). „Außerdem werden wir in Westen mit UVB-Aufdruck durch die Fußgängerzone laufen und so für die Bürger ansprechbar sein“, sagt Dirk aus dem Siepen. Auf Hausbesuche will die Partei verzichten. „man möchte ja selbst nicht, dass drei oder vier Mann an der Haustür schellen“. Und natürlich werden auch Plakate geklebt.

67.000 Velberter haben die Wahl

Am 13. September 2020 finden die nächsten Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen statt. Sie bestehen aus der Wahl der Landrätin/des Landrats, des Kreistags, der Bürgermeisterin/des Bürgermeisters und des Gemeinderats. Rund 67.000 Bürgerinnen und Bürger sind in Velbert zur Kommunalwahl wahlberechtigt und können am 13. September ihre Stimme abgeben.

Sollte bei der Landrats- oder Bürgermeisterwahl durch keinen Bewerber eine absolute Mehrheit (50,1 Prozent) erzielt werden, so kommt es zwei Wochen später (am 27. September 2020) zu einer Stichwahl.

Die Piraten

Eine Alternative zu Hausbesuchen haben die Piraten gefunden. „Auf Einladung der Bürger kommen wir zu Gartengesprächen“, sagt Thomas Küppers von den Piraten. Er bedauert, dass es diesmal viel weniger Einladungen zu Diskussionsrunden von Vereinen gibt, auf denen die verschiedenen Kandidaten sich vorstellen können. Auch die Piraten wollen nun mehr in den sozialen Medien unterwegs sein. Ganz glücklich ist Küppers damit freilich nicht. „Das sind auch viele Fake-News unterwegs, außerdem muss man für die unterschiedlichen Altersgruppen auf vielen Kanälen – Facebook, Instagram und TikTok – unterwegs sein“, so Küppers weiter.

Die Linke

Die Linke setzt auf Infostände. „Ab dem 1. August werden wir jede Woche in allen drei Stadtteilen präsent sein. Donnerstags in Neviges, samstags in Mitte und Langenberg“, sagt Cem Kulakci. Unterstützung bekommen die Velberter da auch von einer Europaabgeordneten; Bundestagsabgeordnete seien angefragt. Mit dem Digital-Wahlkampf will die Linke erst starten, wenn auch die Wahlplakate hängen.