Langenberg. Seit zwei Jahren gibt es das Projekt „Theater hilft Leben“ in Langenberg. Hier kommen Menschen mit unterschiedlichen Lebensgeschichten zusammen.
Das erste Mal richtig auf sich aufmerksam gemacht hat das Projekt „Theater hilft Leben“ mit der Aufführung „Frida Kahlo – Viva La Vida“ im Oktober 2018 im Historischen Bürgerhaus. Und eigentlich sollte in diesem Herbst das nächste große Stück auf die Bühne kommen, „Amadeus“.
Und dann kam Corona. „Die Arbeit an dem Projekt ist derzeit unterbrochen“, sagt Martina Mann, die Gründerin von „Theater hilft Leben“. Allerdings ist die Förderung verlängert worden, „der neue Termin liegt also im Jahr 2021“, sagt die Langenberger Kulturschaffende.
Vielfalt ist das Motto des Vereins
Förderung? Ja, denn „Theater hilft Leben“ ist ein Verein, der Integration lebt – in allen Bereichen. Die Mitglieder haben alle möglichen Nationalitäten, dabei sind zudem Menschen mit und ohne Beeinträchtigung und die Altersspanne „reicht von sieben bis über 80“, sagt Martina Mann lachend.
„Vielfalt ist unser Motto“, betont sie. Seit dem Frühjahr 2018 gibt es den Verein, die Mitgliederzahl ist seit dem von zehn auf 16 angestiegen. „Und wir haben seit der Gründung schon einige erstaunliche Sachen auf die Beine gestellt.“
Unterstützung durch Aktion Mensch und andere
Unter anderem eben das Stück über Frida Kahlo. Gefördert worden war die Inszenierung zu einem Großteil von der Aktion Mensch, außerdem haben das Kultursekretariat Gütersloh und zahlreiche Spender ihren Anteil zum Gelingen beigetragen, ebenso die vielen Kooperationspartner, so zählt Martina Mann auf.
Die Aufführungen sollen aber nicht nur die Zuschauer erfreuen, auch die Darsteller profitieren, sagt Tamara Ströter. Sie ist Vorsitzende des Blinden- und Sehbehindertenvereins für den Kreis Mettmann und Ensemblemitglied bei „Theater hilft Leben“.
Hemmschwellen abbauen
„Es gibt eine Hemmschwelle bei Menschen mit Behinderung, sich auf einer Bühne zu präsentieren, weil manche Menschen damit überfordert sind und damit nicht konfrontiert werden wollen“, sagt Ströter. „Andere wiederum wollen, wissen aber nicht wie.“
Genau da setze der Verein an, ergänzt Martina Mann. „Wir wollen genau solche Hemmschwellen abbauen.“ Wer an einem Projekt teilnimmt, verändert sich, habe sie festgestellt. „Vor ,Frida Kahlo’ hatte ich überhaupt keine Erfahrung im Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigungen“, sagt die Regisseurin. „Die Musiker auch nicht.“
„Sind einfach Kollegen geworden“
Doch durch die gemeinsam Arbeit „sind wir einfach Kollegen geworden. Herkunft, Behinderung oder nicht – das alles spielte keine Rolle mehr. Wir haben versucht, gemeinsam die kreative Arbeit zu stemmen“. Jeder habe dazu beigetragen, „so gut es die eigenen Möglichkeiten hergegeben haben“, berichtet Martina Mann. „Das hat alle bereichert und letztlich die Menschen glücklich gemacht.“
Auch für die Kinder, die an den Projekten teilnehmen, sei die Arbeit wertvoll, sagt Tamara Ströter. „Am Anfang sprechen die mit einem ganz leisen Stimmchen. Aber nach drei, vier Monaten treten die viel selbstbewusster auf. Sie haben gemerkt: Ich muss mich nicht verstecken.“
Proben zum nächsten Projekt ausgesetzt
Das nächste Projekt Amadeus, das eigentlich in diesem Herbst im Bürgerhaus aufgeführt werden sollte, ist coronabedingt nu auf nächstes Jahr verschoben. „Normalerweise brauchen wir ein Jahr, um so eine Aufführung zu entwickeln“, sagt Martina Mann. Dazu werde ein Mal pro Woche geprobt, es gibt einen Fahrdienst für die Kinder.
Sie gehe aktuell davon aus, dass die Proben nach den Sommerferien weitergehen dürfen, sagt Martina Mann – die sich auf die erneute Zusammenarbeit mit dem Team vom Bürgerhaus freut. „Wir arbeiten toll zusammen, wir kennen uns jetzt ja auch, das erleichtert eine Menge.“
Einstieg jetzt möglich
Zur Vorbereitung gehört eben auch, dass auf der Bühne ein Leitsystem für Blinde geklebt wird. „Das ist auf Messen getestet worden“, sagt Tamara Ströter. „Das System wird verlegt und nach der Veranstaltung rückstandslos wieder entfernt.“
Wer sich für die Projekte von „Theater hilft Leben“ interessiert und einsteigen möchte, sollte die Zeit jetzt nutzen, wirbt Martina Mann. „Wir sind erst einmal offen, wir müssen nach Corona sowieso alles wieder auffrischen, von daher ist jetzt ein guter Zeitpunkt.“
„Der blaue Reiter“ als Ersatz
Untätig ist Martina Mann derzeit aber nicht. Sie arbeitet am Tanztheater „Der blaue Reiter – wild, frei, gegen den Wind“. Den Impuls dazu habe die entsprechende Kunstepoche gegeben: „Kandinsky und Marc haben sich damals – also 1912 – etwas herausgenommen und angefangen, anders zu malen.“
Das habe sie inspiriert, sagt Martina Mann. Die Aufführung wird unterstützt vom Kompetenzzentrum Selbstbestimmt Leben aus Düsseldorf und von Land NRW. Die Veranstaltung soll im Rahmen des „Kulturtandems“ im Kreis Mettmann (23. Oktober bis 21. November) stattfinden.
Zum Ensemble gehören drei Tänzer der Folkwang-Schule, Musiker und Laiendarsteller – Tamara Ströter macht mit, ebenso Rebecca Schaefer von der Musik- und Kunstschule Velbert (Gesang). Die Aufführung ist für den 14. November im Bürgerhaus geplant.
Wann genau es wieder los geht und weitere Informationen zum Verein gibt es hier: www.theater-hilft-leben.de