Langenberg. . Die Aufführung „Frida Kahlo – Viva La Vida“ in der Inszenierung von Martina Mann berührte das Publikum im Bürgerhaus. Gesamtkonzeption ging auf.

Eine Gebärdendolmetscherin, zwei singende mexikanische Gitarristen seitlich auf der Empore, auf der Bühne ein großes Bett, ein Bilderrahmen und ein Rollstuhl. Der Raum ist in Farben getaucht, silberne Raupen mit blumenbekränzten Häuptern häuten sich laut raschelnd aus ihren Aluminiumschläuchen: Das war das Szenario bei der Aufführung des inklusiven Stücks „Frida Kahlo – Viva la Vida“ des Vereins „Theater hilft Leben“ und der Langenberger Regisseurin Martina Mann am Sonntag im Bürgerhaus.

Wut, Aggression und Hysterie

Ausgestellte Wut, Aggression und hilflose Hysterie in der Stimme ruft und deklamiert die Darstellerin der Titelfigur Samira Julia Calder den Text des Monologs mit gleichbleibender emotionaler Haltung in das Publikum. Das macht es zunächst etwas schwierig, in die Tiefe der Figur zu blicken.

Choreograph William Sànchez H. erzeugt dazu im Wechsel skurrile Bilder und Ensembleformationen der Tänzerinnen und Tänzer, die einen leisen zerbrechlichen Gegenpol zum Textumgang bilden. Dabei üben diese zunächst in ihrer ruhigen Stille kaum Gewicht aus, um in die Tiefe der Traurigkeit als Nährboden der Schimpftiraden zu gelangen. Martina Mann scheint vom ersten Wort an zeigen zu wollen, wie die mexikanische Malerin Frida Kahlo sich selbst niedergeschrien hat, um sich von Trauer nicht überwältigen zu lassen.

Widerstand gegen die Dame Tod

Andere Nuancen des Kampfes, des Widerstandes gegen die Dame Tod sind vor der Pause nur selten zu sehen. Sicher könnte man den Text auch dramaturgisch abwechslungsreicher gestalten, vielleicht erlag die Regie da ja selbst dieser magischen Strudelkraft, die von der Titelheldin ausging. Die Gesamtkonzeption ging dennoch voll auf.

Erlösender Tanz zum Schluss

Die Zuschauerin Simona Schmitz äußerte sich auch beeindruckt „wie sie sich frech, fast zu frech gegen ihren Schmerz zur Wehr setzt“. Und: „Ihre innere Wut kann ich sehr gut nachvollziehen. Das spricht mir aus der Seele.“

Wunderschön die Kostüme, die Lichtstimmungen im klaren Bühnenbild und die Leichtigkeit der Musik, die fragil das Bürgerhaus durchwehte. Stumm und starr steht Frida Hand in Hand mit der Dame Tod, begleitet vom Lied „Cooroocoocoo“ und dem Bild ihres durchbohrten Körpers. Das war der berührende Abschluss vor der Pause.

Nach der Pause gibt es einen kurzen Moment, da reagiert ihre Umwelt endlich auf den steten Jähzorn und wirft sie kurzerhand auf den Müllhaufen ihrer abgeworfenen Häute, aus dem sie sich erneut mit Verzweiflung herauskämpft. Die Sprachlosigkeit des Tanzensembles, das mit ausdrucksloser Miene persifliert, kommentiert und Aspekte der Figuren übernimmt, tritt Schritt für Schritt aus dem zuerst dezenten Fokus, bis der verzweifelte, schräge Kumpel Frida kurz vor ihrem Tod zugänglicher wird.

Zum Abschluss ein Freudentanz

Großer Applaus und Jubel für die bunte Inszenierung des Monologs von Humberto Robles, der den verzweifelten Kampf ums Leben und Überleben der Malerin erzählt. Zum Schluss führen Darsteller und Zuschauer zu „La Bamba“ einen erlösenden gemeinsamen mexikanischen Freudentanz mit dem Tod auf.

>>>NUR NOCH EINE WEITERE AUFFÜHRUNG

  • Von dem Stück wird nur noch eine weitere Aufführung geboten: Am 1. November um 11 Uhr in der Erphokirche Münster. Weitere Informationen auf www.theater-hilft-leben.de.
  • Spenden zur weiteren Deckung der Kosten an den Verein „Theater hilft Leben“: Volksbank Bochum-Witten, IBAN DE 56 4306 0129 0421 6634 00.