Velbert. Nach der Aufregung um Schlachthöfe und Billigfleisch wollen viele Menschen bewusster einkaufen. Geht das in Velbert überhaupt?

Seit den Corona-Skandalen in den Tönnies-Betrieben in Rheda-Wiedenbrück, bei Westfleisch oder bei Wiesenhof bei ist auch das Tierwohl wieder vermehrt in den Schlagzeilen: leidende Tiere und Billig-Fleisch drängen immer mehr ins kollektive Bewusstsein.

Viele Menschen machen sich deshalb nun Gedanken über die Herkunft des Fleisches, das bei ihnen auf den Teller kommt. Wir haben bei drei Velberter Händlern nachgefragt, woher sie ihr Fleisch beziehen und ob sie seit dem Tönnies-Skandal einen Wandel des Kaufverhaltens spüren.

Zulauf steigt generell

„Der Zulauf steigt schon, wobei er in diesem Jahr generell schon hoch war“, heißt es vonseiten des Hofes zur Hellen. „Trotzdem ist er nach Tönnies nochmal ein bisschen gestiegen.“ Auf dem Biohof im Windrather Tal wird vor allem Rindfleisch und Schweinefleisch verkauft, sporadisch auch Hähnchen. „Die Tiere werden bei einem genossenschaftlichen Schlachthof in Langenberg geschlachtet und danach zerlegen wir sie selbst.“ Das Fleisch kann vorbestellt werden. „Wenn wir die Tiere zerlegen, sind sie bereits verkauft“, heißt es.

Höfe sind günstiger als Supermärkte

Ebenfalls in Langenberg lässt Hof Judt schlachten. „Allerdings nur viermal im Jahr“, wie Inhaberin Maria Wemmers erzählt. „Bald ist es wieder so weit: Wir lassen Rind, Schwein und Kalb schlachten und machen dann hier Wurst daraus, mein Mann ist Metzger.“ Nach dem Tönnies-Skandal seien auch zu ihnen einige Menschen gekommen, um sich den Hof anzuschauen.

Diese Hühner picken auf dem Hof zur Hellen dürfen auf der Wiese picken. Geschlachtet werden die Tiere auf einem gemeinschaftlichen Schlachthof in  Langenberg.
Diese Hühner picken auf dem Hof zur Hellen dürfen auf der Wiese picken. Geschlachtet werden die Tiere auf einem gemeinschaftlichen Schlachthof in Langenberg. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Ob die Menschen wirklich bei uns hängenbleiben, hängt mit deren Prioritäten zusammen.“ Das heißt: Preis oder Qualität. Wobei Wemmers betont, dass die Preise auf den Bio-Höfen überaus fair für Käufer und Verkäufer seien. „Für Bioland-, Demeter- und Naturland-Fleisch bezahlen Sie im Supermarkt oder Bio-Laden deutlich mehr als auf den Höfen. Und trotzdem sind die Preise natürlich anders als das Schnitzel im Sonderangebot bei Netto.“

Interesse steigt nur unmittelbar nach Skandalen

Anders als auf den Höfen ist der Eindruck bei der Velberter Fleischerei Schürmann: „In den ersten vier, fünf Tagen nach der Tönnies-Geschichte sind mehr Menschen zu uns gekommen und haben sich dafür interessiert. Mittlerweile aber ist das wieder deutlich heruntergegangen“, heißt es dort. Ihr Fleisch bezieht die Metzgerei aus einem Zerlegungsbetrieb in Kleve, der Fleisch aus der Region anbietet.

„Wir haben eine starke Stamm-Kundschaft und einige erzählen auch, dass sie von Metzgereien hören, wo die Leute nun viel stärker hinkommen. Wir merken davon aber nicht mehr viel.“ Diese Erfahrung hat auch Wemmers vom Hof Judt bereits gemacht: „Nach jedem Fleischskandal kommen einige, bei denen wir schon von weitem sehen, dass die nicht bleiben werden.“ Aber es kämen eben auch andere, die ihr Kaufverhalten tatsächlich umstellen wollten.

Weitere Informationen im Internet

Wer mehr Informationen über Fleischkonsum haben möchte, findet diese zum Beispiel auf der Webseite der Verbraucherzentrale: https://www.verbraucherzentrale.de/tierwohl.

Informationen zu den Biohöfen gibt es auf https://www.biohoefe-windrathertal.de. Dort finden sich sowohl die Kontaktmöglichkeiten zu den einzelnen Höfen als auch weiterführende Auskünfte.