Velbert. Handy am Steuer ist für die Polizei in Velbert ein ernstes Thema mit hohem Dunkelfeld. Bei Unfällen arbeitet man „mit relativ kleinen Zahlen“.

„Im Vergleich zum Land stehen wir gut da“, sagt Stefan Göbels. Und in der Tat: Die Kennziffer, die das Risiko ausdrückt, hier in Velbert in einen Verkehrsunfall verwickelt zu werden, ist vergleichsweise „eigentlich immer gut“. Und die zweite klassische Kennziffer, die so genannte Verunglücktenhäufigkeitszahl, sei sogar „super“. Sie ist im Jahr 2019 gegenüber 2018 wieder um 2,3 Prozent gesunken.

2600 Verkehrsunfälle in Velbert gezählt

Uta Bindewalt, Leiterin des Verkehrskommissariats Nord, und Wachbereichsleiter Stefan Göbels erläuterten auf Anfrage der WAZ die Zahlen und die Entwicklung. Das Foto stammt wohlgemerkt aus Vor-Corona-Zeiten.
Uta Bindewalt, Leiterin des Verkehrskommissariats Nord, und Wachbereichsleiter Stefan Göbels erläuterten auf Anfrage der WAZ die Zahlen und die Entwicklung. Das Foto stammt wohlgemerkt aus Vor-Corona-Zeiten. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Wir arbeiten hier mit relativ kleinen Zahlen“, ordnet der Leiter des Wachbereichs Velbert mit Blick auf Großstädte ein. Im vergangenen Jahr habe es vor Ort insgesamt ca. 2600 Verkehrsunfälle gegeben. Darunter waren 1017 meldepflichtige – also ohne Parkrempler, Auffahrunfälle ohne Verletzte etc. – gegenüber 936 in 2018. Kriterien für die Meldepflicht sind hingegen u. a. Verletzte, Unfallflucht oder auch der Umstand, dass ein Fahrzeug anschließend nicht mehr fahrtüchtig ist.

Brennpunkte vor Ort ermitteln

Zeichnen sich irgendwelche Schwerpunkte ab? „Brennpunkte werden immer ermittelt“, antwortet Uta Bindewalt, schüttelt aber den Kopf. In 2019 konzentriere sich so überhaupt nichts auf bestimmte Bereiche oder Sachverhalte, „das macht unsere Arbeit natürlich nicht leichter, sondern schwerer“. Die Polizeihauptkommissarin leitet das Verkehrskommissariat Nord, zu dem zwölf Mitarbeiter gehören, und das eigentlich in der Heiligenhauser Wache untergebracht, wegen deren Sanierung aber ins dortige Rathaus ausquartiert worden ist.

Geräte sicherstellen und Daten auslesen

56 Menschen wurden schwer verletzt

Dem kreisweiten Bericht „Verkehrsunfallentwicklung 2019“ zufolge wurden in Velbert 56 Menschen schwer und 226 leicht verletzt.

Die Verunglücktenhäufigkeitszahl lag bei 344 (Vorjahr 352). Sie spiegelt die Anzahl der Verunglückten pro 100.000 Einwohner. Der kreisweite Wert beträgt 360 (369).

„Was uns am Herzen liegt, ist das Thema Handy am Steuer“, sagt Göbels. Das tauche zwar selten in Unfallberichten auf, man vermute aber ein hohes Dunkelfeld. Der Nachweis sei schwierig, wenn die rechtlichen Voraussetzungen aber stimmten, würden Mobilfunkgeräte sichergestellt und die Verbindungsdaten ausgelesen. Man müsse sich klar machen, dass man zum Beispiel bei Tempo 50 rund 14 Meter in der Sekunde zurücklege. „Wenn Sie mal so gucken“, ergänzt Ute Bindewalt, „es wird doch wirklich alles Mögliche gemacht neben dem Fahren.“

Meldungen in der WAZ helfen

Laut Jahresbericht der Kreispolizeibehörde Mettmann (Unfallstatistik 2019) wurden in der Schlossstadt 223 Unfälle mit Personenschaden (minus 0,9 Prozent) und 699 Unfallfluchten (plus 19,3 Prozent) registriert. „Wir sind dankbar, dass die WAZ dazu unsere Meldungen veröffentlicht. Das ist häufig die letzte Hoffnung, und es passiert oft, dass sich daraufhin tatsächlich noch Zeugen einer Unfallflucht melden“, erzählt die Polizeihauptkommissarin. „Wir sind über jeden Hinweis froh, und man braucht auch keine Sorgen oder Bedenken zu haben.“ Für Hinweise könne man sich jederzeit unter 02051 946-0 melden oder eine E-Mail an poststelle.mettmann@polizei.nrw.de schicken.

Mehr Kinder und Fußgänger betroffen

Keine eindeutige Ursachen sehen Göbels und seine Kollegin für den Anstieg von Unfällen mit Kindern und es gebe auch keine „Auffälligkeiten bei den Örtlichkeiten“. Allenfalls einen statistischen Erklärungsansatz: In der Rubrik werden nämlich beispielsweise auch Kinder als Mitinsassen in einem Unfallauto erfasst. Die Fußgänger-Unfälle hätten ebenfalls leider deutlich zugenommen. Eine ähnliche Entwicklung gebe es auch in Ratingen. „Dabei merkt man auch, dass wir eben die beiden größten Städte im Kreis Mettmann sind.“

Alkohol und Drogen

„Wir haben relativ häufig Leute hier zur Blutprobe“, bilanziert der Erste Polizeihauptkommissar. Drogen gewönnen zunehmend einen größeren Anteil. Der Konsum von Betäubungsmitteln ziehe sich durch alle Bevölkerungs- und Gesellschaftsschichten. „Alkohol erst recht.“ Da halte man ein Auge drauf, aber ebenso auch auf das Verhalten von Fußgängern und Radfahrern.

Unaufmerksamkeit nimmt zu

„Was mich immer wieder bewegt“, sagt Stefan Göbels, „ist, dass sich Verursacher keine Gedanken darüber machen über die Folgen ihres Handelns und die damit verbundenen Schicksale.“ Eigentlich fange das schon bei scheinbar kleinen Dingen an: abruptes Abbiegen, beim Rausfahren aus dem Kreisverkehr nicht blinken oder auch das Nichtbeherzigen der Regel „erst blinken, dann abbremsen und rechts ranfahren“. Uta Bindewalt: „Man fährt einfach nicht mehr aufmerksam.“