Neviges. Das Magazin „Feinschmecker“ zählt „Haus Stemberg“ zu den 30 Top-Restaurants bundsweit. Auch auf Sylt gibt’s Köstlichkeiten des Sternekochs.
Graupensuppe und Tranche von der Forelle, Blutwurst und Hummersüppchen – das schließt sich im Sternerestaurant „Haus Stemberg“ nicht aus. Und wenn die Familie Stemberg etwas überhaupt nicht leiden kann, dann ist das aufgeblähtes Schickimicki-Gehabe. „Wir sind und bleiben ein Gasthaus“, wird Senior-Chef Walter Stemberg nicht müde zu predigen. Regionale, deftige Hausmannskost und Haute Cuisine vom Feinsten unter einen Hut zu bekommen – ein Kunststück, das sein Sohn und Sternekoch Sascha perfekt beherrscht. Das begeisterte auch die Kritiker des Gourmet -Magazins „Feinschmecker“. Im neuen Juli-Heft ist das „Haus Stemberg“ unter den 30 Top Restaurants Deutschlands gelistet. Das Kriterium lautete: „Konzepte der Zukunft. Diese deutschen Lokale werden die Gastronomie verändern.“
Dickes Lob auch für den Vater
Die Freude an der Kuhlendahler Straße, seit fünf Generationen der Stammsitz der Gastro-Familie, ist riesig: „Das ist wirklich toll, wir haben das heute erfahren“, sagt Walter Stemberg, während Sohn Sascha gerade in der Küche unabkömmlich ist und mit seinem Team allerlei Köstlichkeiten zaubert. Aber hier spricht sowieso jeder für jeden, kann die Familie aufeinander bauen. Die Auszeichnung des Feinschmecker-Experten ist auch für den Senior-Chef eine schöne Bestätigung: „Sascha Stemberg beweist, wie der Spagat zwischen Gasthaus und Spitzenküche mit souveräner Lässigkeit ganz selbstverständlich gelingt“, heißt es im Juli-Heft. Den sympathischen Sternekoch macht dieses Lob natürlich stolz. Und er teilt in den sozialen Medien mit, dass neben seiner tollen Küchenmannschaft vor allem einer großen Anteil daran hat: Vater Walter. Hatte er doch das Konzept „Zwei Küchen unter einem Dach“ schon vor 45 Jahren favorisiert.
Zusammen die Krise gestemmt
„Damals wurde ich dafür belächelt. Und viele meinten, das ginge einfach nicht.“ Die Küche hat er vor acht Jahren seinem Sohn überlassen, der seitdem seinen Michelin-Stern erfolgreich verteidigt und eine Auszeichnung nach der anderen einheimst. Und in Perfektion fortführt, was Walter Stemberg einst konzipierte: „Bei uns gibt es nicht zwei Speisekarten. Graupensuppe und Hummer, das schließt sich nicht aus.“ Tradition und frische Ideen auch nicht. Bloß nicht stehen bleiben, nicht verharren. Auch, wenn man von jetzt auch gleich die Schotten dicht machen muss. Mit vereinten Kräften hat die Familie Stemberg den Corona-Lockdown gewuppt – und aus der Krise Positives mitgenommen.
Eis-Spezialitäten am Sylter Strand
Wer weiß, ob die Touristen am Sylter Strand Sascha Stembergs selbst entworfenes Eis auch ohne die Corona-Krise schlemmen würden. Es war ein Versuchsballon, der im April an zwei Wochenenden auf dem Parkplatz des Restaurants an der Kuhlendahler Straße startete: Eis vom Sternekoch um Mitnehmen, völlig unkompliziert vom Eiswagen, serviert im Pappbecher. Die selbst entworfenen Sorten „Limonen-Sorbet mit Gin“ und Creme-Eis von karamelisierter weißer Schokolade gingen weg wie warme Semmeln. Was im Kuhlendahl schmeckt, sollte Urlaubern nicht vorenthalten werden: Ab sofort gibt’s die Köstlichkeiten an zwei Orten der Insel: bei „Gosch“ am Kliff in Wenningstedt und an der Strandbar „Seepferdchen-Samoa“ in Rantum. An beiden Strandabschnitten wird übrigens auch Stembergs Currywurst-Sauce serviert.
Rohstoffe stammen aus der Region
Am Wochenende zwei Schichten
Das Gasthaus Stemberg, Kuhlendahler Straße 295 , wird von Sascha Stemberg in fünfter Generation geführt. Geöffnet: Montag bis Mittwoch 12 bis 14 Uhr und 18 bis 21.45 Uhr. Donnerstag und Freitag: Ruhetag
Samstag und Sonntag gibt’s abends im Moment zwei Schichten: Von 17 bis 19.30 Uhr und von 19.45 bis 21.45 Uhr. Reservierung 02053/5649.
An den Eissorten, so erzählte Sascha Stemberg bei anderer Gelegenheit, habe er lange getüftelt, immer wieder andere Varianten probiert. Seine Leidenschaft für Gin – den hat er auch mal selbst gebrannt – findet sich im Limonen-Sorbet wieder. Hergestellt werden die Köstlichkeiten für Sylt und Neviges im Wuppertaler Eis-Salon „Creme-Eis“. Denn das junge, engagierte Team, so Sascha Stemberg, setze auf erstklassiger Qualität und verarbeite bevorzugt Rohstoffe aus der Region, zum Beispiel Milch und Sahne von den Biohöfen im Windrather Tal.
Der Gast bleibt König
Während die Urlauber an der See die kalten Köstlichkeiten schlemmen, krempelt an der Kuhlendahler Straße die Stemberg-Mannschaft weiter die Ärmel hoch. Der Gast bleibt König, so das Credo auch in diesen bewegten Zeiten. Die Hygiene-Vorschriften werden penibel umgesetzt, so Walter Stemberg. Desinfektion der Tische, Mundschutz, alles nicht der Rede wert. Und die Speisekarte? Die ist nicht mehr in Leder gebunden – kann man ja nicht abwaschen und desinfizieren – sondern wird nach jedem Gast weggeworfen. Man entschied sich für hochwertiges recyclebares Papier, jeder bekommt also eine neue Karte. Walter Stemberg: „Der Gast soll sich bei uns wohl und absolut sicher fühlen.“ Beim Sieben-Gang-Menü ebenso wie bei „Himmel und Erde“, Blutwurst mit Boskop-Apfel.