Neviges. Es kommt neues Lebens ins Kloster: Die französische Glaubensgemeinschaft Sankt Martin tritt mit drei Priestern die Nachfolge der Franziskaner an.

Eine schönere Pfingstbotschaft hätte sich Pfarrer Daniel Schilling im Gottesdienst nicht denken können: Ab September herrscht neues Leben im Kloster. Die französische Glaubensgemeinschaft Sankt Martin tritt mit drei Priestern die Nachfolge der Franziskaner an – darüber freut sich Daniel Schilling sehr. Seit dem Weggang der Franziskaner im Januar 2020 ist er für Wallfahrt und Seelsorge in der katholischen Kirchengemeinde Maria, Königin des Friedens, verantwortlich. Und das im Spagat, denn seine Ratinger Heimatgemeinde Peter und Paul möchte natürlich nicht das Nachsehen haben.

Neviges ist erster deutscher Standort

Er leitet die Pfarrei leiten: Abbé Thomas Diradourian steht an der Spitze des neuen Trios.
Er leitet die Pfarrei leiten: Abbé Thomas Diradourian steht an der Spitze des neuen Trios. © St Martin

Die Fahrerei hat bald ein Ende. Neviges ist der erste Standort der französischen Gemeinschaft in Deutschland. Dass sich die Brüder dabei gleich in einem Franziskanerkloster niederlassen dürfen, sähen sie als große Ehre und empfänden gleichzeitig eine große Verantwortung, so Daniel Schilling. Schon mehrfach habe er das junge Trio getroffen, das voraussichtlich am 27. September mit einem Gottesdienst im Dom feierlich ins Amt eingeführt wird. „Die Drei sind in allen Bereichen sehr aktiv, sie gehen dabei immer voll auf den Menschen ein“, so der der Eindruck des Pfarrers, der seine Schäfchen in den besten Händen weiß. Zum Wörterbuch müsse auch künftig niemand greifen. „Alle sprechen deutsch, einer kommt ja aus Deutschland.“

Neues Leben in den Klostermauern

Eine junge Glaubensgemeinschaft

Die Gemeinschaft Sankt Martin ist kein Orden, sondern eine Vereinigung von päpstlichen Rechts. Sie wurde 1976 gegründet in einem vom heiligen Franziskus geprägten Kapuzinerkonvent. Das Mutterhaus ist in Evron in Westfrankreich.

Zurzeit zählt die Gemeinschaft 115 Priester und Diakone. Das Durchschnittsalter liegt bei 34 Jahren. Standort sind in diversen europäischen Diözesen und auf Kuba. Mehr Informationen auf www.communautesaintmartin.org/de.

Besonders freut Daniel Schilling, „dass es jetzt so schnell ging“. In vielen Orten würden Pfarrer gesucht, stünden Kirchen und geistliche Gebäude leer oder würden anderweitig genutzt. „Es liegt vielleicht daran, dass Neviges ein Wallfahrtsort ist. Jedenfalls bleibt das Kloster hier mit Geistlichen bewohnt, das ist ganz wunderbar.“ Und wie kam diese wunderbare Verbindung nach Frankreich zustande?

Weihbischof ergriff die Initiative

Gilt als leidenschaftlicher Musiker: Abbé Ignace Duchatel wird Vikar in Neviges. 
Gilt als leidenschaftlicher Musiker: Abbé Ignace Duchatel wird Vikar in Neviges.  © Gemeinschaft St Martin

Wie das Erzbistum Köln auf Anfrage mitteilt, habe der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp bereits kurz nach Ostern 2019 die Initiative ergriffen und Kontakt zu der Gemeinschaft Sankt Martin aufgenommen. Bei einem Treffen in Köln habe der Weihbischofs dem Abbé Thomas Diradourian – Abbé ist die französische Anrede der Priester – dann die Idee einer Neugründung vorgestellt. Seitdem laufen die Drähte heiß, haben sich die Brüder ihre zukünftige Wirkungsstätte auch schon angeschaut. „Sie sind alle voller Vorfreude und Tatendrang“, meint Pastor Schilling.

Vom Rechtsanwalt zum Priester

Und das sind die Drei, die „das von den Franziskanern geprägte geistliche Zentrum“ in Neviges weiterentwickeln, wie es in einem Proklamandum des Erzbistums heißt: Leitender Pfarrer wird Abbé Thomas Diradourian, geboren 1976 in Paris. Er war unter anderem Wallfahrtsleiter in Le Puy-en-Velay, einem Ort in der Auvergne. Unterstützt wird er von Abbé Ignace Duchatel: Der Vikar, geboren 1975 in Brüssel, lebte während seines Studiums ein Jahr in Göttingen und arbeitete zunächst als Rechtsanwalt in Brüssel, bevor er sich 2011 zum Priester weihen ließ. Abbé Ignace gilt als leidenschaftlicher Musiker. Dritter im Bundes ist Kaplan Abbé Phil Dieckhoff, 1987 in Aachen geboren. Nach seinem Jurastudium in Münster wechselte er nach Paris, hier lernte er die Glaubensgemeinschaft kennen. Nach der Priesterweihe ging er für zwei Jahre nach Südfrankreich. Zurzeit promoviert Phil Dieckhoff in Paderborn. Ja, viel frischer Wind weht da durchs Kloster – die Nevigeser dürfen gespannt sein.