Langenberg. . Projekt Familiengesundheit lädt Mütter ein. Eine Hebamme, eine Psychologin und Mitarbeiter der Klippe 2 begleiten die Frauen.

Eine lebhafte Atmosphäre herrscht am Mittwochmorgen in den Räumen der evangelischen Begegnungsstätte Klippe 2. Sieben Frauen und acht Kinder sind gekommen und werden von Hebamme Iris Eichholz, Psychologin Stefanie Imo und weiteren Mitarbeitern des überwiegend ehrenamtlich arbeitenden Teams herzlich empfangen.

Man kennt sich bereits: Ob durch das integrative Familiencafé, das zweimal im Monat in der Begegnungsstätte stattfindet oder die persönliche Betreuung der Frauen in und nach der Schwangerschaft. Denn drei der Mitarbeiterinnen sind Hebammen, die sich zusammen getan haben, um dort anzuknüpfen, wo die Arbeit mit Geflüchteten oft zu früh aufhört: Bei der Bildung und Integration von Frauen.

Aktuelle Bedürfnisse wahrnehmen

Das Projekt Familiengesundheit ist eine neue Initiative des im Herbst 2015 gegründeten Integrationshilfe Langenberg e.V. (IHLA) und dem Begegnungs- und Servicezentrum der evangelischen Kirche. Einer der Gründungsimpulse des Vereins war damals die Unterbringung in Wohnungen und umfassende Hilfestellung bei der Orientierung in einem fremden Land. „In der Hinsicht ist inzwischen schon viel passiert, doch jetzt fängt die echte Integration erst an“, sagt Eichholz. Aktuelle Bedürfnisse wahrzunehmen und dementsprechend neue Angebote zu schaffen – aus diesem Grund ist die Erfahrung von langfristig engagierten Menschen wie Eichholz so wertvoll. Sie betreut als Hebamme viele Frauen mit Migrationshintergrund und erklärt: „Der neue Müttertreff soll die Themen Familie, Gesundheit und Kultur vereinen, die Frauen informieren und eine Möglichkeit zum Austausch bieten.“

Diese Möglichkeit wird auch heute gerne angenommen: Alle Frauen sitzen gemeinsam um einen großen und bunt gedeckten Tisch. Die Kinder werden auf einem Spielteppich direkt daneben betreut und tollen gemeinsam herum.

Gesund essen und Sprache lernen

Heute ist das Thema gesunde Ernährung während der Stillzeit. Die Beschäftigung mit diesem Themengebiet haben sich die Frauen selbst gewünscht. „Wir geben die Ideen“, betonen sie stolz. Um die Nahrungs- und Warenkunde zu fördern, werden unterschiedliche Gerichte und Speisen erst verköstigt und dann die Zutaten beschrieben und herausgeschmeckt: Karotten und Lauch sind in der Hühnersuppe noch gut zu erkennen, aber wie sieht es mit Pastinake oder Muskatnuss aus? Dann ist die mitgebrachte Speise von einer jungen Mutter dran.

Frauen helfen sich gegenseitig

Syrerin Amina Hasan beschreibt das Gericht: „Assida gibt man bei uns Frauen nach der Geburt, es gilt als milchfördernd. Die Zutaten sind Mehl, Butterschmalz und Traubensaft.“ Die Begriffe schreiben die Frauen anschließend gemeinsam auf. Sprachförderung, die somit ganz nebenbei geschieht. Zwischendurch helfen sich die Frauen gegenseitig. Amina Hasan war in Aleppo Englischlehrerin und spricht fünf Sprachen – sie übersetzt, wenn Hilfe nötig ist. Nebenbei beruhigt sie noch ihren kleinen Sohn Roniyar und erzählt: „Ich bin mit meiner Schwägerin hier. Ich möchte lernen und Informationen bekommen.“

Frei reden

Psychologin Imo engagiert sich gerne für das Projekt. Sie möchte einen Anknüpfungspunkt für Frauen schaffen. „Der große Einfluss der Mütter auf ihre Kinder ist eine Chance der frühzeitigen und positiven Integration.“ Lana Lunemann ist Hebamme und fügt hinzu: „Wir möchten hier einen Frauenraum schaffen, in dem Frauen und Mütter frei über die Themen reden können, die ihnen wichtig sind.“

<<< TERMINE UND INFORMATIONEN

Das Projekt Familiengesundheit findet jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat, von 9.30 bis 11.30 Uhr im Begegnungs- und Servicezentrum Klippe 2 in Langenberg statt.

Das Projekt Familiengesundheit ist auf Spenden und Unterstützung angewiesen. Weitere Informationen über Iris Eichholz unter: 02052/ 8158538 und auf www.ihla-verein.de.

Für die integrative Arbeit in der evangelischen Begegnungsstätte werden dringend ehrenamtliche Mitarbeiter gesucht. Aber auch interessierte Menschen, die einfach Gesprächspartner sind. Etwa beim Familiencafé jeden 2. und 4. Sonntag im Monat von 14 bis 16 Uhr.