Velbert. Wirte und Gastronomen in Velbert bereiten den Neustart nach der Zwangspause wegen Corona vor. Auf alle Beteiligten kommt nun viel Ungewohntes zu.
„Wir sind froh, dass es wieder losgeht. Wir hoffen, dass die Gäste zahlreich wiederkommen.“ Ivan Ivancic freut sich, dass er jetzt ab sofort im „Da Vinci“ in Velbert wieder Besucher begrüßen kann – natürlich ohne Handschlag. Nicht alle Betriebe werden sofort öffnen. „Das geht nicht so schnell, alles aus der Hygieneschutzverordnung umzusetzen“, bittet Charline Vaak vom „Alt-Langenberg“ um Verständnis. „Wir müssen Tische umsetzen und Schilder ausdrucken; ein Aufwand, den wir gerne machen, denn wir möchten das Risiko von Neuinfektionen möglichst vermeiden. Ich hoffe, dass wir Mittwoch öffnen können.“
Stammtische noch nicht erlaubt
Allerdings fragt sie sich, wie die Stammgäste wohl mit den Regeln umgehen: „An der Theke darf keiner mehr stehen, Stammtische sind untersagt, weil nur Personen aus zwei unterschiedlichen Haushalten an einem Tisch sitzen dürfen.“ Am Mittwoch wird auch Hermann Paulus seine Gaststätte „Zur Losenburg“ wieder öffnen. Bis dahin wird er den Saal so mit Einzeltischen bestücken, dass die Abstände gewahrt werden. Neben dem Verbot des Thekenausschanks sieht der Gastronom ein großes Problem darin, dass die Kegelbahnen nicht genutzt werden dürfen: „Die Kegelclubs machen ein nicht unerheblichen Teil des Umsatzes aus.“
Wille zur Unterstützung ist spürbar
Der Gastronom zweifelt, ob es jetzt einen Ansturm auf die Betriebe gibt: „Die Gäste müssen sich in eine Liste eintragen, da wird es Leute geben, die sagen ,Meine Daten kriegst Du nicht´“, so der Gastwirt an der Stadtgrenze zu Heiligenhaus. Er ist dennoch zuversichtlich: „Ich spüre, dass es eine Stimmung gibt so nach dem Motto `Wir müssen den Kneipier unterstützen’.“
Vier Tische stehen im Biergarten parat
Mehr Eigenverantwortung und mehr Spielraum
Mit den jetzt geltenden Regelungen möchte der „Deutsche Hotel- und Gaststättenverband“ (DEHOGA NRW) einen Ausgleich zwischen Schutzinteressen von Gästen und Mitarbeitern und wirtschaftlichen Interessen der Unternehmer erreichen. Sie erfordern ein höheres Maß an Eigenverantwortung aller Beteiligten, geben aber auch mehr Spielräume.
So gibt es keine Reglementierung der Öffnungszeiten und keine Begrenzung des Alkoholausschanks, eine gleichzeitige Öffnung von Innen- wie Außengastronomie; es besteht die Möglichkeit, mit bis zu zwei Familien (Eltern plus Kinder) aus unterschiedlichen Hausständen an einem Tisch zu sitzen.
Der Nevigeser Hans-Josef Seidl hat ein Einbahnstraßensystem in seinem „Parkhaus“ installiert: „Am Haupteingang geht es rein, über den Billardraum wieder raus. In der Toilette darf sich jeweils nur ein Gast aufhalten. Nach jedem Gastwechsel werden die Tischwäsche erneuert und die Platte desinfiziert, Salz und Pfefferstreuer dürfen nicht auf den Tischen stehen, Besteck ebenfalls nicht. Wer bei schönem Wetter draußen speisen möchte, kann dies an vier Tischen im Biergarten machen.“
Zelte vor dem Lokal
Frische Luft hält Blazenka Biester in Corona-Zeiten für ratsam, weshalb sie die Terrasse vor der „Bürgerstube“ mit Zelten überspannt hat. Daneben wird sie die zahlreichen Säle des bei Vereinen beliebten Treffpunktes nutzen, um auch dort das A-la-Carte-Geschäft anzubieten: „Ich glaube nicht, dass es in nächster Zeit größere Feierlichkeiten geben wird.“
QR-Code führt zum Angebot
In Sachen Hygiene hat sich Frank Wiehoff etwas einfallen lassen: „Statt einer Speisekarte steht auf den Tischen ein QR-Code, aber es gibt auf jeden Fall auch die klassische Speisekarte“, verspricht der Inhaber der „Kleinen Schweiz“, der ebenfalls Sitzplätze im Biergarten verstärkt anbieten möchte.
Zollstock statt Schneebesen
Cafés dürfen jetzt wieder zu Kaffee und Kuchen einladen. „Bei uns geht es am Dienstag wieder rund“, freut sich Konditormeister Michael Langensiepen, der in den vergangenen Tagen den Schneebesen gegen den Zollstock vertauscht hat, um in dem traditionsreichen Café an der Bahnhofstraße die Abstände zwischen den Tischen auszumessen. „Erste Tischbestellungen gibt es bereits, zwei Paare wollen sich treffen, das ist ja jetzt wieder erlaubt.“ Die „Süße Ecke“ in der Oberstadt wird dagegen weiterhin nur Kuchen und Torten außer Haus verkaufen: „Unser Café ist viel zu klein“, so Gabi König.