Velbert. . Am 11. November 1939 eröffnete an der Bahnhofstraße in Velbert das Café Langensiepen – und musste direkt wieder schließen, weil Gründer Heinz Langensiepen an die Front geschickt wurde. Doch er hatte Glück, kam früh nach Velbert zurück. Ab Dienstag feiert das Velberter Traditionshaus nun sein 75-jähriges Bestehen.

So gut wie nichts hat sich geändert: Immer noch führt die kleine Treppe aufs Podest, dunkles Holz dominiert, kleine Lämpchen sorgen für gemütliches Licht. Der Besuch im Café Langensiepen an der Bahnhofstraße ist ein bisschen so wie eine Reise in eine längst vergangene Zeit.

Mittlerweile in dritter Generation führen heute Ute und Michael Langensiepen die Konditorei und das Café – und feiern ab Dienstag das 75-jährige Bestehen. Ursprünglich sollte sogar schon am 1. November 1939 Eröffnung gefeiert werden. „Aber das war ein riesiger Umbau damals“, blickt Michael Langensiepen zurück. „Vielleicht lag es daran, dass sich der Termin dann doch auf den 11. 11. verschoben hat. Außerdem gab es damals auch schon Bürokratie“, schiebt er lachend hinterher.

Sein Großvater, Heinz, hatte damals aber gar nicht gut Lachen. Denn nur ein paar Tage nach der Eröffnung musste er an die Front. „Allerdings hat er Glück gehabt“, erinnert sich der Enkel heute. „Er war zwar in Russland, hat dort aber im Offiziers-Kasino gearbeitet.“ Einer der Offiziere hörte von der Konditorei und schickte ihn früher zurück. Er konnte also weitermachen, aber natürlich mit eingeschränktem Sortiment, es gab ja nicht viel im Krieg.“

Kaffeeklatsch mit ganz viel Kaffee

Statt einer Feier zum Jubiläum haben sich Ute und Michael Langensiepen etwas anderes einfallen lassen:

Bis zum 11. November 2015 bietet das Café immer mittwochs einen Kaffeeklatsch an. Da gibt es dann ein Stück Kuchen aus dem Sortiment und Kaffee – so viel, wie der Gast trinken möchte – für 4,50 Euro.

1975 dann übernahm die nächste Generation das Ruder – besser gesagt, den Rührlöffel. Inge und Herrmann Langensiepen führten bis 2001 das Kommando. „Und es war schon seltsam“, erinnert sich Inge Langensiepen, die mit ihren 78 Jahren auch heute noch jeden Tag im Café die Gäste betreut, „immer ein halbes Jahr, nachdem die nächste Generation das Geschäft übernommen hat, ist der Vater gestorben.“ 1975 war es Gründer Heinz, 2001 Herrmann Langensiepen.

Das Sortiment der Konditorei hat sich in den 75 Jahren stetig erweitert. „Wir haben uns spezialisiert auf Torten und Hochzeitstorten, dazu gibt es Teegebäck und Pralinen“, zählt Michael Langensiepen auf. „Ich achte dabei auf althergebrachte Rezepte, die teilweise noch vom Opa oder vom Vater stammen.“ Zusatzstoffe oder Hilfsmittel verwende er nicht. „Hier ist alles Handarbeit.“

Die Kunden wissen das zu schätzen, einige sind seit 75 Jahren Stammkunde. „Man sieht hier im Laufe der Zeit viele Leute kommen und gehen“, sagt Langensiepen etwas schwermütig. „Es ist immer schade, wenn ein bekanntes Gesicht nicht mehr auftaucht.“

Das Gesicht des 53 Jährigen wird noch länger im Café zu sehen sein: „Wer mir nachfolgt, kann ich heute noch nicht sagen. Aber so lange ich noch kann, mache ich weiter.“