Neviges. Die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde hat spontan einen originellen Ostergarten angelegt. Besucher schreiten durch die Passionsgeschichte.
René Görtz, engagierter Jugendleiter der evangelisch-reformierten Gemeinde, hat es letzte Woche plötzlich gepackt: „Ich hatte das Gefühl, Corona ist überall, alles wird dadurch überdeckt. Aber wo ist Ostern, wo ist unser wichtigstes Fest? Das war so weit weg.“ Als seine Frau dann begann, das Haus österlich zu schmücken, war es um ihm geschehen, und er wusste: „Wir müssen als Gemeinde etwas tun, wir wollen Ostern nicht nur digital feiern.“ Gesagt, getan: Am nächsten Tag setzte sich ein Kreis zusammen, und in Windeseile bildete sich ein siebenköpfiges Team „Ostergarten“. Die Idee: Im Garten neben dem Gemeindehaus an der Siebeneicker Straße laden sechs Stationen dazu ein, in die Passionsgeschichte einzutauchen.
Auch hier bitte Abstand halten
„Natürlich sollen die Menschen dabei Abstand halten, aber das sollte kein Problem sein“, meint Initiator René Görtz. Da die Stationen auch zum Innehalten einladen, wäre es sowieso am besten, wenn man sich dort einzeln aufhalte. Was natürlich nicht heißt, dass nicht auch ganze Familien willkommen sind. „Wir müssen uns nur aus dem Weg gehen, das ist ganz wichtig.“ Etwa 20 Minuten Zeit sollte man bis zur letzten Station, der Auferstehung, einplanen. Die Passionsgeschichte mit allen Sinnen nachempfinden – das sind nicht nur gemütliches Schlendern und ein bisschen Herumgucken: Noch vor der ersten Station steht ein Eimer, gefüllt mit dicken, schweren Steinen. Görtz: „Jeder sollte sich einen Stein mitnehmen, um das Gewicht zu spüren. Um nachzuempfinden, wie schwer der Leidensweg Christi war.“ Später, am Kreuz, wird der Stein dann abgelegt.
Blumen für die Auferstehung
Geöffnet ab Gründonnerstag
Der Ostergarten neben dem Gemeindehaus an der Siebeneicker Straße 5 ist von Gründonnerstag bis Ostermontag jeweils von 9 bis 21 Uhr geöffnet. Die Gemeinde weist darauf hin, dass jeder eingeladen ist, unabhängig von Alter und Hautfarbe. Der Eintritt ist frei.
Die Gemeinde bittet um gegenseitige Rücksichtnahme. So muss der Mindestabstand von zwei Metern auch im Ostergarten stets eingehalten werden.
An der zweiten Station, getitelt „Enttäuschung“, geht es um den Verrat durch Judas, die Enttäuschung, verlassen zu werden. An jeder Station finden sich biblische Texte und dazu eine passende Erläuterung. „Die Bibeltexte habe ich herausgesucht und mich auch viel um Organisatorisches gekümmert“, erzählt Dietgard Reith, Mitglied des Presbyteriums. Küster und Hausmeister Stephan Schnautz dagegen ist der Mann fürs Praktische. Er sorgt zum Beispiel dafür, dass an der Station „Schmerz“ der purpurfarbene Mantel über dem Baumstamm richtig liegt. Und man die Dornenkrone vernünftig draufsetzen kann, damit sie nicht gleich beim ersten Windstoß herunterfällt. Für die Station der Auferstehung Jesu ist hier übrigens vor allem Küster Stephan Schnautz zuständig. „Da leuchtet es, alles ist hell und freundlich. Man soll hier allen Schmerz hinter sich lassen, ich werde da viel Blumen hinstellen und den Raum weiß abgrenzen.“
Kleines Geschenk für jeden Besucher
Doch vorher heißt es, sich auf die spannende vierte Station einzulassen, die „Schuld“ heißt. Gezeigt wird unter anderem ein großes Bild, in das jeder seinen Teil hineininterpretieren kann. „Das ist aus der Jugendarbeit entstanden. Es geht um die eigene Schuld, darum zu entdecken, dass man im Leben nicht immer alles richtig gemacht hat“, erläutert Jugendleiter René Görtz. Parallel dazu läuft im Gemeindehaus ein Video, das man durch die Scheibe von außen sehen kann. Am Ende dieser kleinen Reise durch die Passionsgeschichte kann jeder ein Tütchen mitnehmen, das ein Teelicht enthält und einen Spruch, etwa: „Ein fröhliches Herz ist die beste Medizin, ein verzweifelter Geist aber schwächt die Kraft des Menschen.“
Gemeinsam mit Abstand das höchste Kirchenfest zu feiern, dazu soll der Ostergarten ein wenig beitragen. Was Jugendleiter René Görtz besonders freut: „Das alles hier ist ja sehr kurzfristig umgesetzt, wir haben wenig Zeit, aber jeder hat einen Riesenspaß. Es zeigt, dass diese Gemeinde lebendig ist.“