Neviges. . Das evangelische Gemeindehaus in Neviges wird aufwändig saniert. Dabei schätzen Handwerker besonders die Dienste des Küsters und Hausmeisters.

Zufrieden und ein bisschen stolz schaut Stephan Schnautz, Küster und Hausmeister der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde in Neviges, zur Decke des Gemeindehauses an der Siebeneicker Straße. Dort, wo einst hässliche Platten aus den siebziger Jahren den Raum erdrückten, prangt nun ein prächtiger Rundbogen. Dass der von einigen Handwerkern liebevoll flachsend „Stephans-Bogen“ genannt wird, hat gleich mehrere Gründe. Zum einen ist Stephan Schnautz hin und weg von diesem Juwel, das bei den Sanierungsarbeiten völlig überraschend zum Vorschein kam. Zum anderen mag hier niemand auf seine Dienste und Hilfe verzichten.

Der Hausmeister hat auch schon Wände verputzt

Auch Pfarrer Detlef Gruber ist begeistert von den Sanierungsarbeiten.
Auch Pfarrer Detlef Gruber ist begeistert von den Sanierungsarbeiten. © Christof Köpsel

„Ja, ich bin den ganzen Tag hier und packe überall an, wo es etwas zu tun gibt. Als gelernter Industriemeister kann ich ja viel“, erzählt Stephan Schnautz. Die eine oder andere Wand hat er schon verputzt, auch Kabel gelegt – natürlich ohne den Experten Arbeit wegzunehmen. „Um 6.30 Uhr mache ich erstmal die Heizung an, bereite alles vor. Die Jungs sollen sich ja wohl fühlen. Die „Jungs“, das sind die Maler, Elektriker, Fliesenleger und in ein paar Wochen auch die Fensterbauer, die es alle toll finden, vom Duft heißen Kaffees empfangen zu werden „Nur Brötchen schmieren mach ich nicht“, ulkt Stephan Schnautz. Mittwochs allerdings müssen die Handwerker selbst die Kaffeemaschine anwerfen, da begleitet Stephan Schnautz morgens als Küster den Schulgottesdienst und kommt erst um 9 Uhr zur Baustelle.

Der imposante Rundbogen hat alle überrascht

Arbeitsplatz in luftiger Höhe: Elektroinstallateur Alfons Wiehoff sorgt für die rechte Beleuchtung.
Arbeitsplatz in luftiger Höhe: Elektroinstallateur Alfons Wiehoff sorgt für die rechte Beleuchtung. © Christof Köpsel

„Ich habe einen ganz engen Draht zu ihm. Er ist ja den ganzen Tag hier, kann schnell die entsprechenden Informationen zu den richtigen Leuten weiterleiten und weiß immer genau, was gerade läuft. Das ist Gold wert“, sagt Ludger Riße, der als Architekt der Gemeinde auch schon die Sanierung der Stadtkirche geplant hat. „Das hier, das ist auch ein tolles Ding.“

„Toll, dass man noch Geheimnisse entdecken kann“

Und eine große Wundertüte, denn eigentlich stand im Gemeindehaus eine ganz normale Sanierung an: barrierefreier Zugang, verbesserter Brandschutz und eine neue Abspanndecke. Beim Abriss der alten Decke kam im Herbst letzten Jahres überraschend der imposante Rundbogen zutage. „Dass man noch solche Geheimnisse entdecken kann, ist einfach wunderbar.“

Alles andere als ein Schmuckstück: das Gemeindehaus vor der Sanierung.  
Alles andere als ein Schmuckstück: das Gemeindehaus vor der Sanierung.   © Stephan Schnautz

Die Entdeckung dieses Geheimnisses machte „drei Viertel der Planungen hinfällig“, so Baukirchmeister Olaf Braß. Denn nachdem eine Spezialfirma den Bogen in seiner ursprünglichen Form wiederhergestellt hatte, stand die Fensterfrage an: „Um die Form der Fenster haben wir wochenlang gerungen“, erzählt Pfarrer Detlef Gruber, der über das Ergebnis ebenso froh ist wie Architekt Ludger Riße. „Es kommen Bogenfenster herein. Die hatte man schon immer von außen gesehen, aber wegen der nachträglich tiefer gehängten Decke nicht von innen.“ Mit der Lieferung der neuen Fenster wird in etwa sechs Wochen gerechnet.

Auch im Pfarrbüro gibt es Stuck zu bewundern

Zu den Baustellen-Fans gehört auch Presbyterin Britta Burkhardt. „Ich finde es total spannend, was hier passiert, und versuche, jede Woche einmal vorbei zu schauen.“ Dabei sei sie jedes Mal wieder begeistert von der Schönheit des Raumes. „Man kommt hier herein und sieht sofort: Jetzt stimmen die Proportionen.“ Was auch auf das neue Gemeindebüro und Pfarrbüro zutrifft: Der große Raum wird zwar geteilt, erscheint aber durch die Höhe viel großzügiger. Und Stuck gibt’s hier jetzt zu bewundern, auch eine der vielen Überraschungen.

Vor den Sommerferien soll alles fertig sein

Bis zu den Sommerferien soll alles fertig sein, inklusive barrierefreier Eingang. „Für mich ist das hier eine Herzensangelegenheit. Ich will ja auch die nächsten 15 Jahre noch hier arbeiten“, sagt Stephan Schnautz und schmunzelt. Dann nicht mehr als guter Geist der Baustelle, aber, wie heißt es doch so schön in einer Baumarkt-Werbung: Es gibt immer was zu tun.

>>>SANIERUNG KOSTET 500.000 EURO

  • Die Sanierung des Gemeindehauses kostet insgesamt rund 500.000 Euro. Möglich wird die Finanzierung durch den Verkauf des Siepener Gemeindehauses an die Jugendhilfe Lohmühle.
  • Das Gemeindehaus wurde 1905 erbaut, die Außenfassade und das Treppenhaus stehen unter Denkmalschutz.