Velbert. Normalerweise treffen sich die Gruppen einmal im Monat. Wegen der Corona-Krise geht das nun nicht mehr. Jetzt müssen kreative Ideen her.

Wer momentan bei der Selbsthilfe-Kontaktstelle des Kreises Mettmann anruft, landet mit Sicherheit bei einer Mitarbeiterin. Nur sitzt diese momentan nicht im Büro, sondern im eigenen Heim. So kann es passieren, dass im Hintergrund ein Kleinkind schreit oder der Hund bellt. „Entschuldigen Sie die Störungen, aber ich bin im Home Office“, heißt es dann vom anderen Ende der Leitung.

Was für die Koordinationsstelle gilt, gilt ebenso für die Selbsthilfegruppen selbst. Home Office und Distanz statt Gruppenraum und Nähe – obwohl Nähe doch für die meisten Gruppen eigentlich unersetzlich ist „Wir haben deshalb eine WhatsApp-Gruppe“, berichtet Brigitte Feufel, „da ermuntern wir uns und geben uns Tipps.“ Feufel ist Sprecherin der Selbsthilfegruppe für Eltern mit autistischen Kindern. Wie die meisten Menschen leidet auch ihre Gruppe unter der Isolierung wegen der Corona-Krise.

Der persönliche Kontakt fällt weg

Vor der Pandemie hatten sich die Mitglieder jeden dritten Dienstag im Monat abends getroffen, hatten über ihre Probleme und deren Lösungen diskutiert. All das fällt im Moment weg. Und trotzdem bemüht sich die Gruppe, etwas Normalität zu schaffen. „Letztens hat jemand einen Link zur Vernetzung in die WhatsApp-Gruppe geschickt“, erzählt Feufel. „Wir stehen uns also schon mit Rat und Tat zur Seite.“

Brigitte Feufel (r.) ist Sprecherin der Selbsthilfegruppe für Eltern autistischer Kinder, neben ihr Sozialarbeiterin Agathe Bürger.
Brigitte Feufel (r.) ist Sprecherin der Selbsthilfegruppe für Eltern autistischer Kinder, neben ihr Sozialarbeiterin Agathe Bürger. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Obwohl Feufel eindringlich betont, alle bemühten sich, das Beste aus der Situation zu machen, wird deutlich, dass die elektronischen Hilfsmittel nicht dasselbe sind wie das gemeinsame Zusammenkommen. „Es ist klar, dass sie die persönlichen Treffen nicht ersetzen können.“

Für Blinde ist das Abstandhalten kompliziert

Tamara Ströter stellt die Krise vor ganz andere Probleme. Die erste Vorsitzende des Blinden- und Sehbehindertenvereins für den Kreis Mettmann kann den Kontakt zu den Mitgliedern ihres Vereins zwar mühelos halten, stattdessen ist momentan vor allem der Alltag etwas schwierig. „Im Supermarkt kann ich den Mindestabstand zu den anderen Menschen kaum einhalten, ich sehe die ja gar nicht“, erzählt sie. „Da habe ich Glück, dass ich meinen Partner habe.“

Mitglieder werden abtelefoniert

Die Mitglieder des Blinden- und Sehbehindertenvereins telefoniert sie unter der Woche ab. „Die meisten sagen immer, sie hätten gar nichts zu berichten, aber irgendwie kommen dann doch immer Fragen auf.“ Seine Beratung hat der Verein auf Telefon umgestellt: Jeden Tag außer sonntags steht unter der bekannten Rufnummer von 9 bis 16 Uhr jemand bereit, um alle Fragen rund um die Sehkraft zu beantworten. Wer anderweitig mit Ströter in Kontakt treten will, kann das noch immer per e-Mail tun.

Verein gestaltet Radiosendung

Falls sie nicht direkt antwortet, ist sie vermutlich mit anderen Projekten beschäftigt, wie etwa der Radiosendung ihres Vereins. „Wir haben unsere monatliche Sendung für Radio Neanderthal von Zuhause aus aufgenommen, jeder hat da einzeln seine Teile eingesprochen“, erzählt Ströter und ihrer Stimme ist anzumerken, dass sie sich freut, mit dem Alltag fortzufahren. Das Programm, erzählt sie, werde am Ostersonntag (19. April) um 19.04 Uhr ausgestrahlt. Hinterher bekomme jeder eine CD zugeschickt, um die Aufnahme nochmal durchzugehen.

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Insgesamt trifft mich das Ganze also gar nicht so hart, weil die Mobilität für blinde Menschen ja sowieso schwierig ist“, sagt Ströter. Dem Großteil ihrer persönlichen Aufgaben kann sie also auch weiterhin problemlos nachgehen – nur eben aus den eigenen vier Wänden. Das Zusammenkommen aber ist eine andere, viel komplexere Sache.

Hilfe zur Selbsthilfe

Wer eine vom Kreis Mettmann koordinierte Selbsthilfegruppe kontaktieren möchte, kann sich zuerst an die allgemeine Kontaktstelle wenden unter (02104) 965622.

Von da aus werden Interessierte zu den entsprechenden Gruppen geleitet. Sie behandeln zahlreiche Themen, etwa Brustkrebs, Diabetes oder Depression.