Velbert. . Selbsthilfegruppe für Eltern autistischer Kinder trifft sich jetzt das erste Mal imAwo-Stadtteilzentrum. Zahl der Diagnosen hat zugenommen.

  • Unter dem Dach der Awo wird eine Selbsthilfegruppe für Eltern autistischer Kinder gegründet
  • Die Zahlen Betroffener steigt, die Diagnostik hat sich deutlich verbessert
  • Dennoch haben viele einen langen Leidensweg hinter sich, bis die Diagnose feststeht

Wer ein autistisches Kind hat, muss mit vielen Widrigkeiten kämpfen und stößt häufig auf Unverständnis bei anderen Menschen. Denn: „Die Eltern sind angreifbar, die Kinder wirken oft unerzogen“, weiß Brigitte Feufel vom Awo-Stadtteilzentrum Offerstraße aus ihrer Beratungspraxis. Um Betroffenen zu helfen, hat die Awo nun eine Selbsthilfegruppe für Eltern und Angehörige autistischer Kinder ins Leben gerufen. An diesem Montag, 18. September, ist um 17 Uhr das erste Treffen.

Platz für acht bis zehn Interessenten

Platz ist in der Gruppe für acht bis zehn Eltern oder Angehörige – die Nachfrage nach einem solchen Hilfsangebot nimmt für die Stadtteilbüro-Mitarbeiterin auch immer mehr zu, denn: „Nach Aussage von Experten steigen jährlich die Zahlen von Autismus-Diagnosen“, schildert Brigitte Feufel. Dem stimmt Hans Duncker, Leiter der Jugendarbeit beim Awo-Kreisverband, zu und erläutert: „Das liegt zum einen daran, dass die Diagnostik besser geworden ist. Zum anderen wird die Diagnose Autismus aber auch gerne genommen. Da ist vieles im Grenzbereich.“

Hilfe beim Ausfüllen von Anträgen

Bei den Treffen der Selbsthilfegruppe geht es vor allem darum, dass Betroffene sich austauschen können und sie bei ihren Fragen und Problemen Unterstützung erhalten. „Wir richten uns dabei ganz nach den Bedürfnissen der Eltern und Angehörigen. Die Treffen können, wenn gewünscht, mit Moderation erfolgen, da sind wir flexibel. Gerade bei Selbsthilfegruppen ist es wichtig, dass nicht gleich ein Konzept übergestülpt wird“, erläutert Brigitte Feufel weiter. Die Awo stehe zudem mit anderen Einrichtungen und Experten in Verbindung, könne weitervermitteln oder auch Fachleute zu einem Vortrag einladen. Und: „Wir können auch bei Antragsstellungen etwa zur Inklusionsbegleitung unterstützen.“

Treffen sollen an jedem 3. Montag im Monat stattfinden

Die Selbsthilfegruppe soll künftig an jedem dritten Montag im Monat von 17 bis 19 Uhr im Awo-Stadtteilzentrum, Offerstraße 21, zusammenkommen. „Damit wollen wir auch berufstätigen Eltern und Angehörigen die Möglichkeit geben, zu den Treffen zu erscheinen“, berichtet Brigitte Feufels Kollegin Agathe Bürger. Auch sie betont die Schwierigkeiten, die Leute mit autistischen Kindern haben: „Der Alltag ist für sie eine große Herausforderung. Wir wollen für diese Menschen einen Raum schaffen, in dem sie verstanden und ihre Anliegen ernst genommen werden.“ Sollte es gewünscht sein, könne sich die Gruppe auch häufiger als einmal im Monat treffen.

Brigitte Feufel betont, dass das Hilfsangebot allen Betroffenen zur Verfügung stehe. So gebe es viele verschiedene Ausprägungen von Autismus, „nicht nur zum Beispiel das Asperger-Syndrom“. Eingeladen seien auch Eltern oder Angehörige, bei denen noch nicht klar sei, ob das Kind autistisch ist. Denn: „Die Eltern haben oft schon einen langen Leidensweg hinter sich, bis die Diagnose erfolgt.“

<<< AUTISMUS IST EINE KOMPLEXE ENTWICKLUNGSSTÖRUNG

Nach Angaben des Bundesverbandes zur Förderung vom Menschen mit Autismus ist Autismus „eine komplexe und vielgestaltige neurologische Entwicklungsstörung. Häufig bezeichnet man Autismus beziehungsweise Autismus-Spektrum-Störungen auch als Störungen der Informations- und Wahrnehmungsverarbeitung, die sich auf die Entwicklung der sozialen Interaktion, der Kommunikation und des Verhaltensrepertoires auswirken.“

Menschen mit Autismus könnten soziale und emotionale Signale nur schwer einschätzen und hätten ebenso Schwierigkeiten, diese auszusenden. „Die Reaktionen auf Gefühle anderer Menschen oder Verhaltensanpassungen an soziale Situationen sind selten angemessen“, heißt es weiter.