Velbert-Mitte. Trotz geschlossener Tagesstätte und Kontaktstelle kümmert sich die SGN um ihre Klienten. Telefonseelsorge verzeichnet deutlich mehr Anrufe.
Den ganzen Tag allein in der Wohnung, weil man im Homeoffice sitzt oder die Firma gerade Kurzarbeit schiebt. Abends weder Kino noch Konzert oder Kneipe und andere Menschen: Was gesunden Menschen schon aufs Gemüt schlägt, ist für Menschen mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen noch einmal ungleich härter. Das merkt auch die SGN, die gemeinnützige sozialpsychiatrische Gesellschaft Niederberg. Die Mitarbeiter haben alle Hände voll zu tun, um ihre Klienten zu versorgen.
Grausame Isolation
„In einer Depression wird alles Negative im Leben vergrößert wahrgenommen und ins Zentrum gerückt, so auch die Sorgen und Ängste wegen des Coronavirus“, schreibt die Deutsche Depressionshilfe auf ihrer Homepage. Bei der SGN bleiben die Kontaktstelle und die Tagesstätte geschlossen, aber telefonisch sind die Mitarbeiter erreichbar. Und das Angebot wird angenommen. „Heute Morgen hatte ich bereits zwölf Anrufe“, sagt Dörte Jeß. Die Sozialarbeiterin sitzt am Beratungstelefon. „Die Isolation ist für die Menschen mit psychischen Erkrankungen des Grausamste“, sagt sie. Viele ihrer Anrufer seien richtiggehend verzweifelt.
Kontakt über das Telefon halten
Die Mitarbeiter der SGN halten telefonisch regelmäßig Kontakt mit ihren Klienten. „Wenn wir merken, dass die Menschen am anderen Ende des Telefons zu kippen drohen, werden ihnen Gespräche mit einem Psychiater angeboten“, erklärt Dörte Jeß. Denn schwere Fälle drohten in so einer Situation in eine schwere Psychose zu fallen. Mit dem Psychiater sind dann auch persönliche 1:1-Gespräche möglich. Dabei würden natürlich die vorgeschriebenen Hygiene- und Abstandsregelungen penibel eingehalten.
Einkaufsdienst für gefährdete Menschen
Für durch das Virus besonders gefährdete Menschen, die nicht einkaufen gehen können oder wollen, hat die SGN einen eigenen Einkaufsdienst auf die Beine gestellt. „Diese Menschen werden dann von Mitarbeitern versorgt“, so Jeß. Auch einen Spazierdienst gibt es. Er motiviert die isoliert lebenden Klienten, raus an die frische Luft zu gehen.
Viele Anrufe bei der Telefonseelsorge
Einen wahren Ansturm verzeichnet derzeit auch die ökumenische Telefonseelsorge in Essen, die für Velbert zuständig ist. Die Berater dort bekommen derzeit 50 Prozent mehr Anruf als an normalen Tagen. 42 bis 53 Gespräche werden dort geführt, die im Durchschnitt 24 Minuten dauern. Nach Angaben der Telefonseelsorge sind die meisten Anrufer im Alter von 50 bis 60 Jahren, eine Altersgruppe, die eine besonders große Lebenslast trägt: Job, Kinder und pflegebedürftige Eltern.
Einsamkeit beschäftigt viele Anrufer
An erster Stelle bei den Gesprächen steht mittlerweile das Thema Corona, die Angst, zu erkranken, aber auch die Furcht vor den Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation. Und auch das Thema Einsamkeit beschäftigt die Anrufer noch deutlich mehr als sonst. Vor allem Menschen über 80 und jüngere Menschen klagen hier besonders über die Isolation. Vielen jungen Leuten fehlt der Kontakt zu ihren Peergroups, weil sie nicht raus können. Das ist für sie eine große Belastung.
Hier gibt es Hilfe
Die Beratungsstelle der SGN ist täglich zwischen 8 und 16 Uhr nach telefonischer Voranmeldung (02051 8023211) geöffnet.
Ratsuchenden steht zwischen 8 und 16 Uhr zusätzlich ein Beratungstelefon zur Verfügung: 0177 8593400.
Helfen kann auch der Sozialpsychiatrische Dienst des Kreises in Dienst Velbert für die Städte Velbert, Heiligenhaus, Wülfrath: Tel. 02051/6054400, Telefonzeiten: montags bis donnerstags 8.30 bis 15.30 Uhr, freitags 8.30 bis 14 Uhr.
Die Telefonseelsorge ist unter der Rufnummer 0800 1110111 oder unter 0800 1110222 zu erreichen. Die Ratsuchenden können sich auch per Email oder per Chat an die Seelsorger wenden: www.Telefonseelsorge.de.