Langenberg. Das politische Leben in Velbert-Langenberg ruht, Gremien tagen nicht. Parteien und Bürgervereine bleiben aber erreichbar – per Telefon oder Mail.

„Ich finde es sehr positiv, dass es keine Unruhe in der Bevölkerung gibt“, sagt Torsten Cleve. Er ist Vorsitzender des Bezirksausschusses (BZA) und zumindest was diese Tätigkeit anbelangt, aktuell zur Untätigkeit verdammt. „Es herrscht fast schon Urlaubsstimmung, was die Politik angeht“, sagt der CDU-Politiker. „Aber ich denke, wenn die Einschränkungen im öffentlichen Leben noch länger andauern, dann wird es auch wieder mehr zu tun geben.“ Er habe das Gefühl, „dass die Leute sich zur Zeit noch organisieren.“

Ratssitzung im Langenberger Bürgerhaus möglich

Organisieren müssen Politik und Verwaltung auch irgendwann Sitzungen von Ausschüsse und Gremien. „Es gibt ja auch Entscheidungen zu treffen“, sagt Torsten Cleve. In welcher Form das aber sein wird, das weiß keiner. Vorbild könnte die Sitzung des Sparkassenzweckverbandes sein, meint Cleve: „Der hat in der Stadthalle Ratingen getagt, so konnten die Abstandsregeln eingehalten werden.“ In Velbert kämen dafür Sporthallen oder das Bürgerhaus Langenberg in Frage.

„Kleinere Ausschüsse können ja auch per Videokonferenz tagen“, sagt der BZA-Vorsitzende. Technische Probleme sieht er dabei nicht: „In Ratssitzungen hantiert jeder mit seinem Tablet, die Voraussetzungen sind also da. Und jeder müsste dazu in der Lage sein.“

Parteitage auf allen Ebenen fallen aus

Jörg Weisse sitzt als sachkundiger Bürger für die FDP im BZA. Auch für ihn ist es politisch eine ruhige Zeit, sämtliche Sitzungen und Parteitage auf allen Ebenen fallen aus. Dass es aber bald Wege geben sollte, um wieder politisch zu arbeiten, das weiß auch er.

„Es ist schwierig“, sagt Weisse. „Vielleicht kann man sich innerhalb der Fraktionen zuerst abstimmen und dann nur einzelne Vertreter in den Rat schicken – so dass die Mehrheitsverhältnisse gegeben bleiben.“ So würden weniger Menschen zusammen kommen, „die sich dann auch an die Abstandsregeln halten können, dazu einen Mundschutz tragen.“

Er sieht da den Bürgermeister in der Verantwortung, eine Organisationsform zu finden. „Wir würden das dann natürlich unterstützen.“ Nur: „Gerade sinnvoll sind solche Sitzungen aktuell nicht, da müssen wir erst einmal die Entwicklung abwarten.“

Lob für die Technischen Betriebe

Kontakt zu Parteien und Bürgervereinen

Die Parteien sind über eine einfache Suchanfrage im Internet zu erreichen – oder per Telefon: 02051 955268 (CDU), 02051 49029-11, -12 (SPD), 02052 950137 (FDP), 02051 955156 (Grüne), 02051 932810 (Linke), 02051 8078703 (UVB), 02051 602655 (Velbert anders), 0163 6358398 (Piraten).

Kontakt zum Bürgerverein Langenberg ist möglich per Mail an bv-langenberg@online.de oder per Telefon unter der 02052 961583 (Wolfgang Werner). Der Bürgerverein Velbert-Nierenhof ist erreichbar unter info@buergerverein-velbert-nierenhof.de oder unter 0176 90721408 (Stephan Simmet).

Im Bezirksausschuss sitzt auch Norbert Schäfer (SPD), er ist stellvertretender Vorsitzender. Politisch sei es ruhig, sagt auch er. Und möchte dann Lob los werden – an die Technischen Betriebe Velbert (TBV): „Am Eickeshagen gab es an einer Haltestelle einen Gulli der so abgesackt war, dass wir mit den Bürgerbussen jedes Mal aufpassen mussten, dass wir uns die Türen nicht kaputt machen.“ Ein Anruf beiden TBV – „und 14 Tage später war alles in Ordnung. Die sind da sehr rührig bei den TBV.“

Bürgervereine bleiben für Langenberger erreichbar

„Ich habe jetzt viel Zeit um Dinge aufzuräumen, die ich die letzten 20 Jahre nicht geschafft habe.“ Wolfgang Werner lacht, als er das sagt. Er ist Vorsitzender des Bürgervereins Langenberg und der Arbeitsgemeinschaft Velberter Bürgervereine. „Ab und an rufen schon einmal Mitglieder an um Vorschläge zu machen, wie wir als Bürgerverein den Menschen helfen können.“

Erreichbar sei der Bürgerverein auf jeden Fall – per Mail oder Telefon. „Wir versuchen den Betrieb so gut wie möglich aufrecht zu halten“, sagt Wolfgang Werner. „Wir haben zum Beispiel den Velberter Bürger ausgetragen, der natürlich in abgespeckter Form nur erschienen ist.“

Skypen mit den Enkeln

Beeindruckt ist Werner aber davon, „was die Menschen sich alles einfallen lassen, um die Kommunikation in diesen Zeiten nicht abbrechen zu lassen.“ Schließlich sei der Mensch ein soziales Wesen, der Kontakt zu anderen brauche. „Zum Glück sind die Kommunikationsmittel so vielfältig.“ So würden seine Frau und er regelmäßig Skype nutzen, um mit den Enkeln in Kontakt zu bleiben.

Die digitalen Möglichkeiten sind beim Bürgerverein Velbert-Nierenhof ebenfalls die Mittel der Wahl. Der Vorstand bespricht sich zwischendurch immer mal wieder bei einer Videokonferenz, berichtet der 1. Vorsitzender Stephan Simmet. Denn: „Die Themen, die die Leute bewegen, sind ja nicht plötzlich weg.“

Kohlenstraße ist für die Nierenhofer eine Problemzone

Die Kohlenstraße verbindet Velbert-Nierenhof mit Essen-Kupferdreh. Viel Verkehr sorgt dort für eine hohe Lärmbelästigung – und auch der Zustand der Straße ist nicht gut, bemängelt etwa der Bürgerverein Velbert-Nierenhof.
Die Kohlenstraße verbindet Velbert-Nierenhof mit Essen-Kupferdreh. Viel Verkehr sorgt dort für eine hohe Lärmbelästigung – und auch der Zustand der Straße ist nicht gut, bemängelt etwa der Bürgerverein Velbert-Nierenhof. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Lärmbelästigung auf der Nierenhofer-, der Kohlen- und der Hattinger Straße etwa beschäftigt die Nierenhofer seit Jahren. „Und das flammt jetzt wieder neu auf.“ Neben dem Verkehrslärm sei auch der Zustand der Kohlenstraße Richtung Essen schlimm, befindet Simmet. „Da brauchen Sie bald ein SUV, um durch die Schlaglöcher zu kommen“, scherzt er. „Wir haben bereits einen Brief an den Bürgermeister geschrieben, er möge sich doch dafür stark machen, dass diese Landesstraße saniert wird.“

Koordination per Mail und Videokonferenz

„So weit man kann, macht man ja“, sagt Stephan Simmet. Und meint damit, dass trotz der Einschränkungen im öffentlichen Leben der Bürgerverein weiter aktiv bleibt. Per Rundmail habe er beispielsweise koordiniert, dass auch in Nierenhof abends um 21 Uhr den Mitarbeitern im Einzelhandel, in den Apotheken und Krankenhäusern gedankt wird, in dem die Menschen am offenen Fenster Applaus spenden.

„An die Mail haben wir einen Anhang gepackt, den sich jeder ausdrucken und in den Hausflur hängen kann.“ So könnten Einkaufsdienste innerhalb einer Hausgemeinschaft organisiert werden. „In solchen Zeiten“, stellt Stephan Simmet fest, „muss man halt kreativ werden.“