Velbert. Der Stadtrat befürwortet eine App und eine Broschüre, die Biografisches zu den NS-Opfern auf den Stolpersteinen erklärt. Weitere Steine gewünscht
Das Schicksal von Velberter Opfern des Nationalsozialismus soll mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken. Einstimmig billigte der Stadtrat auf seiner jüngsten Sitzung einen Antrag der Linken. Die Fraktion hatte beantragt zu prüfen, ob man eine (Online-)Broschüre mit Biographien und Schicksalen der NS-Opfer, für die Stolpersteine in Velbert liegen, veröffentlichen könnte.
Der Künstler Gunter Demnig verlegt seit 1992 auf dem Bürgersteig vor den Häusern von NS-Opfern kleine Gedenktafeln aus Messing. „Stolpersteine erinnern und mahnen, sie machen aber auch neugierig auf die dort genannten Personen. Deshalb sollten die Biografien der Menschen leicht und gesammelt zugänglich sein“, heißt es im Antrag der Linke an den Rat.
Idee stieß auf großen Anklang
Die Idee stieß auf großen Anklang bei den Ratsmitgliedern, doch herrschte die Meinung vor, dass eine solche biografische Sammlung moderner, also online oder als App, aufgelegt werden sollte. Thorsten Hilgers (FDP) wünscht sich eine App, die ein Zeichen gibt, sobald ein Passant an einem Stolperstein vorbeigeht. So könne man auch vor allem junge Leute erreichen.
Allerdings, so wünschten sich Linke und SPD, sollte eine kleine Auflage auch gedruckt werden, für Menschen, die nicht Smartphone-affin sind.
Außerdem fragte die Linke, ob in Velbert nicht weitere Stolpersteine verlegt werden könnten. So gebe es etwa in Neviges und Langenberg je 20 weitere NS-Opfer, für die es noch keine Stolpersteine gebe. Dazu kämen etliche Mitbürger aus Velbert-Mitte. Auch dieser Menschen sollte würdevoll gedacht werden.
Gespräche führen
Bürgermeister Dirk Lukrafka versprach Gespräche dazu aufnehmen zu wollen. Gerade heute, wo Rechtsextremismus auf dem Vormarsch sei, sei es besonders wichtig an die Gräuel der Nationalsozialisten zu erinnern, so der Bürgermeister weiter. Aus diesem Grunde habe man an die weiterführenden Schulen der Stadt appelliert, Förderprogramme für Fahrten zu Gedenkstätte wie Auschwitz in Anspruch zu nehmen und mit den Schülern dorthin zu fahren.
Linke für kommunale Senioreneinrichtung
Ein weiterer Antrag der Linken wurde an den Sozialausschuss verwiesen. Darin forderte die Linke die Errichtung einer kommunalen Pflegeeinrichtung – beispielsweise eines Seniorenheims – in Velbert. Die vorhandenen privaten Einrichtungen müssten gewinnorientiert arbeiten, die Stadt könne das Angebot kostengünstiger machen. Letzteres wurde von der Mehrheit der Ratsmitglieder angezweifelt. Da der Kreis Mettmann einen neuen Senioren- und Pflegeplan erarbeitet, soll dieser zunächst abgewartet werden. Danach könne sich der Sozialausschuss des Rates mit diesem Thema befassen. Allerdings wurden einer Einrichtung in kommunaler Trägerschaft wenig Chancen eingeräumt.
Themenpaket zum Klimaschutz
Die Ratsmitglieder stimmten auch für ein umfangreiches Themenpaket zum Klimaschutz, das bereits in verschiedenen Ausschüssen breit diskutiert und abgestimmt worden war.
Verkaufsoffene Sonntage gebilligt
Außerdem billigten die Ratsmitglieder zwei verkaufsoffene Sonntage im ersten Halbjahr 2020. Am 29. März steigt das Frühlingsfest „Velbert blüht auf“ in der Innenstadt, hier sollen die neuen Trends rund um Haus, Garten und Mode präsentiert werden außerdem gibt es ein Bühnenprogramm. Am 10. Mai steigt das Europafest „Wir leben Europa“ mit Seniorenmesse in der Velberter Fußgängerzone.
Die Stolpersteine
Die Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, mit er im Jahr 1992 startete. Mit im Boden verlegten kleinen Gedenktafeln soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus (NS-Zeit) verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden.
Am 29. Dezember 2019 verlegte Demnig in Memmingen den 75.000 Stolperstein. Die Steine wurden in Deutschland und 25 weiteren europäischen Ländern verlegt.