Velbert. . Günter Demnig hat die Messingblöcke in der Stadt verlegt hat. Junge Leute wollen Erinnerung an die Opfer der Nazis wachhalten.

  • Mehr als 40 Gesamtschüler haben die 50 Stolpersteine wieder zum Glänzen gebracht
  • Die jungen Leute nehmen an Projektkursen ihres Lehrers Thomas Badstieber teil, fahren nach Auschwitz
  • Doch nicht bei allen Mitmenschen stößt diese Aktion auf eine positive Resonanz

Mit Kratzschwämmen, Bürsten, Lappen und Putzmitteln sind sie angerückt, um die Erinnerung an jüdische Mitbürger wieder glänzen zu lassen: Robert, Lara, Lukas und Iman aus der 12. Jahrgangsstufe der Gesamtschule Velbert haben Stolpersteine an der Friedrichstraße gereinigt und auf Hochglanz poliert. „Damit diese Menschen nicht vergessen werden“, betont Lara. „Das sind wir ihnen schuldig.“

Gedenktafeln aus Messing

Mehr als 30 Gesamtschüler sind ausgeschwärmt, um in Velbert-Mitte die mehr als 40 Stolpersteine zu putzen, die Gunter Demnig über Jahre hinweg verlegt hat. Der Künstler Gunter Demnig erinnert an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbstgewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing in den Bürgersteig einlässt.

Jetzt sind sie wieder sauber und glänzen: Die Stoplersteine auf der Friedrichstraße fallen nun wieder deutlich ins Auge,. Foto: Uwe Möller

Die Schüler nehmen an Projektkursen ihres Lehrers Thomas Badstieber teil, in denen die Erinnerungskultur hoch gehalten wird: mit jährlichen Fahrten nach Auschwitz, dem Besuch von Synagogen, Lesungen zum Volkstrauertag oder Veranstaltungen mit Zeitzeugen. „Wir haben dann eine Anfrage von der Stadt bekommen, ob wir uns um die Steine kümmern können“, erzählt Badstieber.

Erinnerung an die Familie Isaac

Das haben die Schüler gerne übernommen: Man habe ohnehin schon die Idee gehabt, die Gedenksteine zu säubern, die sich vom grauen Pflasterstein kaum noch abhoben. Die vier Steine, die vor einem Geschäft an der unteren Friedrichstraße an die Familie Isaac erinnern, liegen den Gesamtschülern besonders am Herzen: „Wir haben die Patenschaft für einen davon“, erklärt Thomas Badstieber.

Irritationen ausgelöst

Im Geschäft selbst ist man allerdings irritiert über die Schüler, die auf dem Gehsteig knien und die vier Messingsteine eifrig mit Putzmittel und Kratzschwämmen bearbeiten: Ob sie bitte den Eingang freimachen könnten – die Kunden kämen ja gar nicht rein. Kopfschütteln bei den Jugendlichen: „Wir können die Steine ja schlecht verlegen.“

Umso mehr freuen sich Robert, Lara, Lukas und Iman, als kurze Zeit später ein älterer Kunde aus dem Geschäft kommt und sie für ihre Aktion lobt. „Ich finde das sehr wichtig, dass man sowas in jungen Jahren macht“, sagt Lukas. „Klasse, dass unsere Schule das anbietet – da wollte ich sofort mitmachen.“ Auch Iman macht gerne mit: „Unsere Fahrt nach Auschwitz ist mir sehr nahe gegangen – und mit dieser Aktion möchte ich ein bisschen was zurückgeben.“

Aufsehen erregen

Die Putzaktion bringt schnell Erfolg: Schon bald glänzen die vier Messingsteine wieder – und sind auf dem grauen Gehsteig wieder deutlich zu sehen. Ein paar graue Flecke werden noch mit Scheuerpaste bearbeitet, dann sind die Schüler fertig. Nachdem sie zu Beginn ihrer Aktion bereits die verschmutzten Steine fotografiert haben, wird jetzt noch ein schnelles „Nachher-Foto“ gemacht. „Unser Ziel ist es, dass die Steine wieder Aufsehen erregen“, betont Robert. „Das ist wichtig – vor allem, nachdem die AfD bei der Landtagswahl so viele Stimmen bekommen hat.“