Velbert. Bürgermeister Lukrafka hat den Narren de Rathausschlüssel übergeben. Auch das Rathaus selbst hatte sich in ein 20-er-Jahre-Kostüm gehüllt.

Der Sturm aufs Rathaus steht unter dem Motto der 20er Jahre, dafür machen nicht nur der Bürgermeister und sein Gefolge, sondern auch das Rathaus selber eine Reise in die Vergangenheit. Ein riesiges Transparent schmückt die Hausfassade und zeigt die Optik des Rathauses in den 20ern des vergangenen Jahrhunderts. Während die Jecken in bunten Gruppen hinein strömen, posiert das Prinzenpaar samt Gefolge noch auf dem stürmischen Vorplatz.

Barbara, Irmi, Alexandra, Barbara, Nicole, Christine und Sarah, von vorne nach hinten, stürmen das Rathaus In Velbert.
Barbara, Irmi, Alexandra, Barbara, Nicole, Christine und Sarah, von vorne nach hinten, stürmen das Rathaus In Velbert. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Bereits auf den ersten Blick löst der Anblick Verwunderung aus: Zur Linken des Paares, geben kurze Röcke den Blick auf Männerbeine in weißen Strumpfhosen frei. Die Frauen auf der anderen Seite dagegen sind eingekleidet in roten Fracks. Sie zeigen: an Altweiber wird die alte Ordnung auf den Kopf gestellt. Die Frauen sind bereit, den Männern das Zepter abzuknöpfen.

Zum Bersten gefüllt

Bei Ankunft des Prinzenpaares sind die Rathaushallen bereits bis zum Bersten gefüllt – die Menge steht bis an die Türen gedrängt. Dieses Jahr sei es voller als in so manchen Vorjahren, wo es noch Eintrittskarten gab, erzählen die „Kölschen Mädchen“ – der Frauentanzgruppe der KG Grün Weiß Langenhorst. Sie sind, wie die meisten hier, jedes Jahr dabei. „Man kennt so gut wie jeden hier“, erzählt ein FBI-Agent.

„Das beste ist die Gemeinschaft“

Ob Clowns, Charleston-Tänzerinnen oder Prinzenpaar selbst – einig sind sie sich alle in einem Punkt: „Das Beste an Karneval ist die Gemeinschaft. Mit allen zusammen Party zu machen und zu feiern.“ Doch das Prinzenpaar hat noch eine Mission. Ein Sprecher verkündet: „Prinzessin Saskia I. und Prinz Markus I. vertreten alle Karnevalisten und sind bereit das Rathaus zu stürmen. Es fehlt nur noch der Bürgermeister.“

Von einer alten Postkarte hatte man die historische Fassade des Velberter Rathauses aus den 20-er Jahren des letzten Jahrhunderts abfotografiert und als großes Banner an die Rathausfassade gehängt.
Von einer alten Postkarte hatte man die historische Fassade des Velberter Rathauses aus den 20-er Jahren des letzten Jahrhunderts abfotografiert und als großes Banner an die Rathausfassade gehängt. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Partyklopfer und Tüpp Tüpp Helau

Die Wartezeit zu überbrücken fällt ihnen jedoch nicht schwer. Ein paar Runden Partyklopfer und „Tüpp, Tüpp Helau“ später schreitet der Bürgermeister schließlich die Rathaustreppe hinunter und heißt alle willkommen. „Die goldenen Zeiten haben begonnen und wir haben uns viel für die Stadt vorgenommen“, heißt es in seiner Rede, bevor es mit einem Quiz für das Prinzenpaar weitergeht. Den goldenen Schlüssel will er nicht einfach so abgeben. Die drei Fragen über die 20er Jahre weiß das Paar schnell zu beantworten: Viagra ist das Medikament, das nicht in den 20er Jahren erfunden wurde.

Die Menge wird mitgerissen

Bei ihrer letzten Aufgabe, Charleston zu tanzen, reißen sie die ganze Menge mit, auch der Bürgermeister schaukelt im Takt der Musik. So bleibt ihm letztlich nichts anderes übrig, als den symbolischen goldenen Schlüssen an die Karnevalsprinzessin zu übergeben. Die Menge jubelt, als sie ihn in die Luft hält und verkündet: „Heute ist euer Tag!“

Weiberfastnacht

Weiberfastnacht markiert den Übergang vom Sitzungs- zum Straßenkarneval am Donnerstag vor Aschermittwoch.

Gemein ist allen Bräuchen zur Weiberfastnacht, dass den Frauen für einen Tag die Macht zugestanden wird. Diese Idee, dass an einem Tag in der Fastnacht den Frauen das Regiment überlassen wird, gibt es seit dem Mittelalter. In einer Zeit, als die Frauen den Männern in allem untergeordnet waren und die Männer über die Frauen die Geschlechtsvormundschaft ausübten, galt es als „verkehrte Welt“, wenn den Frauen die Macht überlassen wurde.

Frauen an die Macht

Das beste ist für sie am Sturm aufs Rathaus, dass sie als Frau mal das Zepter in der Hand halten kann. Während sie sich mit dem Prinzessinnenamt einen Kindheitstraum erfüllte, hat sich Markus I. nicht um sein Amt gerissen. Neben dem ganzen Spaß stecke schließlich auch viel Arbeit dahinter: Seit der letzten Karnevalssession laufen die Vorbereitungen. „Der Hofmarschall hat jedoch die meiste Arbeit. Während ich hier die ganze Zeit mit der Prinzessin posieren darf, muss er unsere ganzen Termine organisieren.“