Langenberg. Zum ersten Mal zog es die Schlüssel-Comedy auf eine andere Bühne – nach Langenberg. Und der Andrang war größer als erwartet.

Wohl selten hat es im Bürgerhaus Langenberg bislang eine ausverkaufte Comedy-Veranstaltung mit derart niedrigem Durchschnittsalter gegeben. Noch bevor das offizielle Programm startet, heizt DJ Big Flow die Stimmung an, dann kommt der Mann „mit der liebevollen Attitüde“, Bora, auf die Bühne und der Saal tobt, bevor er auch nur ein Wort gesprochen hat.

Der Velberter Comedian Bora Altun hatte im Mai 2018 die Veranstaltungsreihe „Schlüssel-Comedy“, damals mit rund 100 Gästen, ins Leben gerufen. Erstmalig fand sie nun mit fast 400 Besuchern im Bürgerhaus statt. „Wir haben nicht mit so vielen gerechnet“, gesteht der Velberter, weshalb er auch das Bürgerhaus ohne die Empore gebucht habe. Noch am Tag vor der Veranstaltung seien 80 Karten verkauft worden, so dass Altun auf die Abendkasse verzichtete. Doch der Erfolg spornt den Velberter an: „Wir haben die Motivation, nächstes Mal die Empore dazu zu nehmen.“

Moderator und Organisator Bora freut sich über den Andrang

Der Wiener Comedian Aladdin (Jameel), die „Mischgeburt – Ich bin Araber-Türkmene“, sorgt auch gleich für eine positiv aufgeheizte Stimmung: „Velbert? Bamm, richtig geil, ich bin Österreicher. Wenn du erfolgreich sein willst, musst du nach Deutschland, die Deutschen hören gern einem braunen Österreicher zu.“ Türkisch sei die einfachste Sprache: „Kannibale auf Türkisch? Jamjam“, und Aladdin erzählt von seiner Flucht aus dem Iran.

Bora leitet zur nächsten Künstlerin über, „die zwei Fetten auf der Bühne (er und DJ Big Flow), die machen das“. Altun stellt fest: im Publikum sitzen wenig 2000er, er selbst ist aus den 1990ern – alle jubeln. Bora schaut ins Publikum: „Ihr seht so geil aus, die erste Reihe.“ Mehr sieht er nicht. Immer noch ist er geflasht vom ausverkauften Bürgerhaus: „Nächstes Mal bringt jeder einen mit und dann marschieren wir danach durch Langenberg.“

Der Moderator als Kuppel-Gehilfe – ohne Erfolg

Vladimir Andrienko spielte mit Vorurteilen gegenüber Russen – etwa dass jeder eine Akzentschule besuchen müsse.
Vladimir Andrienko spielte mit Vorurteilen gegenüber Russen – etwa dass jeder eine Akzentschule besuchen müsse. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Altun besinnt sich auf die Gegenwart und holt Larissa Magnus auf die Bühne. „Ihr seid wild und ich bin Single“, und schon flirtet sie, erzählt von ihrem letzten Date. Sie redet über Dirty Talk und Betäubungsmittel, holt ihre Gitarre und lässt den Saal mitsingen: „Wir haben keine Unterwäsche an, das ist heiß, das ist heiß…“

Dann kommt Miguel Stenzel von Terra Sports auf die Bühne, er und Magnus haben die gleichen Schuhe an. Altun will die beiden verkuppeln, verabredet sie für die Pause – was nicht klappen wird. Bora gibt nicht auf, will dann eben Besucher Raschid verkuppeln: „Der 40-jährige hat zumindest einen deutschen Pass und Arbeit.“ Bora selbst, als Künstler, würde bei einer Frau auch auf deren Bonität schauen – sagt er verschmitzt grinsend.

Spaß mit Vorurteilen

Vladimir Andrienko erzählt, dass jeder Russe eine Akzentschule besuche und erläutert, warum er nicht wie ein Russe aussieht. Dann zieht er alle Vorurteilsregister: „Ich kam vor 17 Jahren aus Kasachstan…“ Nach der Pause fragt Bora, ob Miguel der Larissa einen Heiratsantrag machen wolle, doch das geplante Arrangement hat nicht stattgefunden: Larissa war mit Kapuze unterwegs.

Der fast völlig blinde Künstler Timur Turgar lässt das Publikum toben: „Die meisten denken, ich wäre taub.“ Turgar darf, was alle anderen nicht dürfen: über Behinderte und Nichtbehinderte Witze machen. Bora Altun hat ihn kennengelernt, als er noch sehen konnte: „Der Typ weiß, wie breit ich bin.“

Witze übers Kinderkriegen und Heiraten

Dann sorgt Maria Clara Groppler für voll Aufmerksamkeit: Als Maria habe sie einen Josef gehabt, und sie würde ihr Kind auch nicht stillen, das wäre nicht vegan. Die 24-Jährige bringt seicht einen Gag nach dem anderen, bleibt unschuldig und haut „Hammersachen“ raus.

Mit Sertaç Mutlu, auch Sanchez Muglu genannt, endet der Abend: „Ich habe vor kurzem geheiratet. Die Frauen denken, ‚oh, wie schön‘, die Männer: ‚Du bist voll im Arsch.“

Besucher sind begeistert und wollen wiederkommen

Senad Hecimovic aus Velbert ist erstmalig mit Ehefrau Mirzana bei der Schlüssel-Comedy: „Wir kommen auf jeden Fall wieder!“ Das Paar will das Projekt unterstützen: „Tolle Künstler, das muss man echt sagen.“ Hecimovic ist beeindruckt von Größe und Kulisse: „Es waren viele Themen, sehr abwechslungsreich, auch wurden Probleme angesprochen.“

Schlüsselcomedy bleibt im Bürgerhaus

Auch die nächsten Termine der Velberter „Schlüsselcomedy“ finden im Bürgerhaus Langenberg statt. Immer freitags um 20 Uhr: 15. Mai, 4. September und 27. November.

Im Vorverkauf kosten die Karten 15 Euro. Weitere Infos gibt es auf https://schluessel-comedy.de/, wo jeweils die sechs Künstler der nächsten Veranstaltung zu finden sind.

Shamail Arshad (SPD), Vorsitzender des Ausschusses Kultur- und Veranstaltungsbetrieb Velbert: „Ich fand den Abend sehr abwechslungsreich und bin aus dem Lachen nicht mehr rausgekommen.“ Er sei froh, dass die Schlüssel-Comedy im Bürgerhaus stattfinde: „Hier lachen alle Generationen gemeinsam. Was mich besonders freut: Das Programm ist von dem Velberter Jung Bora Altun für Velberter“.

So gefällt es dem Velberter Bora (links vorne auf der Bühne): Das Bürgerhaus in Langenberg war restlos ausverkauft.
So gefällt es dem Velberter Bora (links vorne auf der Bühne): Das Bürgerhaus in Langenberg war restlos ausverkauft. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Alina Santa ist begeistert: „Endlich mal was für die jungen Leute.“ Auch sie ist zum ersten Mal dabei. Ehemann Elvis Santa kennt den Veranstalter, ein Kindheitsfreund: „Aber nicht deshalb kommen wir wieder, sondern es waren ehrliche Worte. Die Newcomer erzählen aus dem Alltag, den wir alle erleben. Im Mai sind wir wieder dabei.“