Velbert. Auch auf ihrer 46. Sitzung sorgen die Nordstadtgießer wieder für ausgelassenen Stimmung. Dafür wird hinter den Kulissen auch kräftig gearbeitet.

Im Jahr 1973 in der Nordstadt, dem damaligen Arbeiterviertel der Stadt Velbert, gegründet, sind die Nordstadtgießer inzwischen nicht nur in die Mitte der gehobenen Velberter Gesellschaft gerückt, sondern auch geografisch, im Emka-Sportzentrum, mittig in der Stadt Velbert angekommen. Und hier stieg am die Donnerstagabend die 46. Gießersitzung

Hans-Günter Steinhauer, ehemaliger Stadtkämmerer der Stadt Velbert und Mitbegründer des Vereins, war begeistert von der Sitzung, die mit 670 Gästen ausverkauft war: „Das Programm heute ist hervorragend. Der hohe Anspruch ist inzwischen auch Ansporn.“ In den Anfängen hatte man vor allem Werbung für die Gießereien machen wollen: „Aber es kam so gut an, dass wir es weiterführten.“ Inzwischen sind viele mit Rang und Namen unter den Gästen, überwiegend in Abendgarderobe gekleidet. Das tut der Stimmung allerdings keinen Abbruch.

Tulpensonntag ist Gießersonntag

Am Tulpensonnta g gibt es den Karneval für jedermann: Zum „Gießersonntag“ laden die Nordstadtgießer ins Restaurant „Zur Gießerei“ des Best Western-Hotels, Günther-Weisenborn-Straße 7, ein.

Dort gibt es von 11.11 bis 18 Uhr Kölsche Livemusik, das Stadtprinzenpaar, DJ und Imbissbuffet für 19,73 Euro. 1973 ist das Gründungsjahr der Nordtstadtgieße r. Tickethotline: 02051 4920.

Es wird sofort geschunkelt und gesungen

Mit Einzug des Elferrates um Elf vor Acht tobt der Saal, und es scheint ein Leichtes für Moderator und Sitzungspräsident Klaus Jonas, der zum elften Male durch den Abend leitet. „Auf französisch heißt das Straßenpflasterer,“ damit kündigt er die Paveier an. Die kölsche Band heizt auch sofort ein, es wird geschunkelt und mitgesungen. Während dessen ist das Stadtprinzenpaar eingetroffen und wartet hinter den Kulissen auf seinen Auftritt. Saskia I. bringt

Saskia Altenburg, Prinzessin Saskia I., schnürt hinter den Kulissen der Karnevalssitzung der Nordstadtgießer ihre Schuhe.
Saskia Altenburg, Prinzessin Saskia I., schnürt hinter den Kulissen der Karnevalssitzung der Nordstadtgießer ihre Schuhe. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

schnell noch die Garderobe in Ordnung, sie und der Hofstaat sind entspannt, sie haben nur diesen Auftritt. An den kommenden drei Tagen sind es wieder je zwei pro Abend. Dann laufen sie mit den drei Velberter Erwachsenengarden ein: der von Urgemütlich, den Große Velbertern und Grün-Weiß Langenhorst. Beim Applaus für die Garden wird hörbar, welcher Velberter wo sitzt und auch die Hebefiguren werden mit besonderem Jubel belohnt.

Die nächste Sitzung folgt

Marc Ratajczak, der gleich am Samstagabend wiederholt als Sitzungspräsident durch die Sitzung von Grün-Weiß Langenhorst führen wird, zollt Jonas anerkennend Respekt: „Der Sitzungspräsident heute Abend ist schon gut!“ Der 46-Jährige weiß, wovon er spricht. In seinem Umfeld bekommt er den ganzen Abend Blicke, die aufmunternd aber auch erwartungsvoll sind: „Mache es Samstag mindestens genauso gut.“ So erlebt er den Abend auch nicht ausschließlich als Gast: „Es ist schon komisch. Ich bin trotzdem eher in der Rolle eines Gastgebers: wie klappt das Catering, wie ist der Sound.“ Bei der Prinzengarde stoppt Ratajczak die Zeit, wie lange sie vom Eingang brauchen, bis sie alle auf der Bühne stehen.

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Die Gage gibt’s sofort nach dem Auftritt

Peter Kümmel, Ehrenvorsitzender der Nordstadtgießer, ist auch sehr aufmerksam. Er hat an diesem Abend eine besondere Aufgabe: Er ist Aufmarschleiter und für die Künstlergagen zuständig. Er sorge für die Einhaltung der Zeiten und zahle die Künstler per Verrechnungsscheck aus: „Direkt nach dem Auftritt, sonst könnten sie uns ja laufengehen,“ scherzt er. Von den durchweg bekannten Künstlern kommt stets das erfreuliche Feedback, dass sie von dem Gießer-Publikum begeistert sind. Kümmel muss zum nächsten Einmarsch. Im Anschluss erzählt er, dass allein die Künstler zwischen 15.000 und 19.000 Euro kosten, das schwanke von Jahr zu Jahr. Dazu kommen Saalmiete, die Band, die Technik.

Aurelia Geisler steckt eine Stempelkarte in die passende Uhr. Neben ihr kniet Peter Kümmel, Urgestein der Gießer und Ehrenvorsitzender. Die Sitzung bietet ein abwechslungsreiches Programm mit vielen Größen des Karnevals.
Aurelia Geisler steckt eine Stempelkarte in die passende Uhr. Neben ihr kniet Peter Kümmel, Urgestein der Gießer und Ehrenvorsitzender. Die Sitzung bietet ein abwechslungsreiches Programm mit vielen Größen des Karnevals. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Als Eintrittskarten gibt es in diesem Jahr Stempelkarten. „Andere Location, andere Eintrittskarten“. Während sonst die Plombe einer Gießerfigur per Zange entwertet wurde, müssen nun die Gäste ihre Karte stempeln. Dafür steht eine große alte, imponierende Stempeluhr aus Holz am Eingang.

Zwei Caterer sind im Einsatz

Drinnen schreitet der Abend voran, alle sind bester Laune. Zwei Caterer sind im Einsatz: Das Hausrecht hat Karstens Eventgastronomie, die das Essen in ihrem Restaurant anbietet. Im Saal serviert Haus- und Hof-Caterer der Karnevalsgesellschaften Linke Catering, die auch bei den Sitzungen im Forum verantwortlich waren. Wenn die großen Gruppen da sind, müssen zeitweilig fast 800 Menschen bewirtet werden.

Im Saal wird ausgelassen gefeiert, zwischendrin begrüßt Jonas Politiker und Sponsoren. Alle bekommen Applaus, nur bei der FDP sind die Gäste am Donnerstagabend mehr als zögerlich und Jonas lenkt die Aufmerksamkeit auf die CDU-Werbung: „Die CDU ist wohl nicht nur im Herzen jeck“, spielt er auf die Wahl in Thüringen aktuell an.

Der ganze Körper vibriert

Ernst und Willi kommen von der Bühne, Kümmel empfängt sie und übergibt den Scheck. Derweil marschiert die Brassband Druckluft auf. Sogleich bebt der Saal, Druckluft wird auch spürbar und der ganze Körper vibriert.

Im Saal herrschte schnell eine ausgelassene Stimmung.
Im Saal herrschte schnell eine ausgelassene Stimmung. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Während Solokünstler Christian Pape die Gäste zum Lachen bringt, steht Techniker Frederik Loew im Backstage, bespricht die Technik, die die Tänzer brauchen: nur für die Ansage ein Mikro. Alexander Dillenburg ist Tänzer der „De Höppemötzjer“ und für die Ansage zuständig. Seit dem 6. Januar sind unterwegs: „Aufgeregt bin ich nicht,“ erklärt er. Er sei völlig entspannt: „Wir sind auch schon mitten in der Session.“

Das halbe Programm fürs nächste Jahr steht

An dem Abend ist es der letzte von drei Auftritten, dennoch wirbeln sie ihre Tanzmariechen durch die Luft, als wäre es der erste Auftritt des Abends, was pfeifend bejubelt wird. Mit der letzten Stimmungsband, den „Raube“ hält es dann niemanden mehr auf dem Stuhl und kleine Polonaisen ziehen durch den schunkelnden Saal. Ab Mai gibt es die Karten für das nächste Jahr. Armin Strathmann nimmt die Künstler ein bis anderthalb Jahre im Voraus unter Vertrag: „Sechzig Prozent des Programms für nächstes Jahr stehen schon“, freut er sich.