Velbert. Die Nordstadtgießer haben im Forum Niederberg ihre Karnevalssitzung veranstaltet. Spektakuläre Tanzshows, Heimatgefühl, Pauken und Trompeten.
„Trommelwirbel bitte!“ Klaus Jonas zieht eine rote Jacke unter seinem Tisch hervor und setzt sich einen Helm auf. Als Feuerwehrmann steht er nun vorm Publikum. Und schon hat er den ersten Lacher auf seiner Seite. „Wir beamen uns zurück ins Jahr 2018“, verkündet der Sitzungspräsident.
Er erinnert sich: Gerade heizt „Kuhl un de Gäng“ mit ihrer Musik noch mal richtig die Stimmung auf und dann: „War Schluss.“ Feueralarm! Keine Zeit also, um die Gäste bei der Sitzung der Nordstadtgießer im Jahr 2018 richtig zu verabschieden. Und so beginnt die Veranstaltung in diesem Jahr mit den Worten: „Wir beenden die Sitzung mit einem dreifachen: Tüpp, tüpp, Helau!“
„Querbeat“ als musikalischer Einstieg
Vor dem Sitzungssaal im Forum Niederberg steht Peter Kümmel. Von allen Seiten strömen Leute auf ihn zu: wollen Hände schütteln, wollen Infos haben. Ein viel gefragter Mann, der Ehrenvorsitzende. Doch er hat Sorgenfalten auf der Stirn. „Hinten waren zehn Stühle zu wenig“, sagt er. Ein Jahr Vorbereitungen und dann das. „Aber wir kriegen ja doch jedes Problem noch irgendwie gelöst“, sagt er und ist um ein zuversichtliches Lächeln bemüht.
Als alle Gäste einen Platz gefunden haben, geht es dann los. Die Sorge um die fehlenden Stühle war wohl allerdings umsonst. Es dauert keine zehn Sekunden, da stehen die Gäste im Sitzungssaal. Auf der Bühne wird es bunt: Glitzer, Spaß, Trompeten. Mit ihrer Energie steckt „Querbeat“ das Publikum sofort an. „Sie nennen sich Berufs-Eskalateure“, sagt Klaus Jonas nach dem Auftritt der Band. Offensichtlich mit Erfolg. Sogar die Tanzmariechen haben sich vor ihrem eigenen Auftritt neben der Bühne versammelt, tanzen und singen laut mit.
Bei dem vollen Programm wird die Zeit knapp
Der nächste Programmpunkt: das komplette Gegenteil. Allein mit seiner Gitarre steht Bernd Stelter im schwarzen Anzug auf der Bühne. „Ich seh nackig nicht mehr so knackig aus“, trällert der Komiker. Eine Frau in der ersten Reihe fächert sich Luft zu, sie bekommt kaum Luft vor Lachen. „Genau das macht doch Karneval aus“, sagt Bernd Stelter selbst nach seinem Auftritt. „Nicht nur vor der Glotze hocken – rausgehen und Spaß haben.“
Im Sitzungssaal kocht die Stimmung, im Vorraum wird es wuselig. Mit konzentriertem Blick wärmen sich die Kölner Rheinveilchen auf, ein junger Mann schmeißt seine Tanzpartnerin in die Höhe und wirbelt sie herum. Peter Kümmel schaut besorgt auf seine Uhr. „Wir haben ein kleines Zeitproblem“, sagt er. Die Tanzgarde muss nach ihrem Auftritt bei den Nordstadtgießern direkt zur nächsten Vorstellung nach Köln.
Karneval ist ein Gefühl von Heimat
Ein erleichtertes Schnaufen, als Peter Kümmel aus dem Sitzungssaal die Ankündigung des Sitzungspräsidenten hört: „Sie gehören zu der Champions League der Tanzgarde.“ Und dann geht’s los: Sie tanzen, sie springen, sie fliegen durch die Luft. Einige Gäste halten sogar die Luft an, als drei Mädchen gleichzeitig mit Schrauben und Salti durch die Luft geworfen werden.
„Karneval bedeutet, sich zu Hause zu fühlen“, findet Kristina Unterfeld. Vor zwölf Jahren hat sie noch als Kinderprinzessin Karneval gefeiert, heute ist sie als Gast bei den Nordstadtgießern. Und dass sie mit diesem Gefühl nicht alleine ist, merkt man, wenn man den Sitzungssaal betritt. Das Haus ist voll, alle – ob auf der Bühne oder im Publikum – haben sich eingehakt und singen gemeinsam: „Det is’ Heimat!“
Die Stimmung als Bestätigung für harte Arbeit
Und auch der Ehrenvorsitzende Peter Kümmel sieht nun gelassener aus. „Am Anfang ist es immer stressig, natürlich läuft nicht immer alles glatt“, meint er. Eins der 17 Vereinsmitglieder – man erkennt ihn an dem blau-weiß gestreiften Hemd, dem roten Halstuch und der Schürze – klopft dem 76-Jährigen im Vorbeigehen auf die Brust und lächelt ihn an. Dann geht’s wieder in den Sitzungssaal, aus dem tosender Applaus und Musik herausdröhnt. Peter Kümmel lächelt und sagt leise – wie zu sich selbst: „Das ist die beste Bestätigung für das, was wir tun.“
>> EIN TRADITIONSVEREIN BIETET HOCHKARÄTIGES PROGRAMM
- Die Nordstadtgießer haben sich im Jahr 1973 gegründet. Laut Peter Kümmel wollen sie den Leuten eine Freude machen, aber auf keinen Fall in Konkurrenz mit anderen Karnevalsvereinen treten.
- Bei der diesjährigen Sitzung standen auch das Velberter Prinzenpaar, Büttenredner Jörg Runge, Joachim Jung alias „Liselotte Lotterlappen“ und die Bands „Paveier“ und die „Räuber“ auf der Bühne.
- Mehr Infos zur Karnevalssitzung der Velberter Nordstadtgießer gibt es hier.