Kreis Mettmann. Die Wirtschaft im Kreis Mettmann startet mit gedämpfter Stimmung ins Jahr 2020. Von einer Konjunkturkrise kann laut IHK aber keine Rede sein.

Die Geschäftslage der Wirtschaft hat sich in der Region weiter eingetrübt. Das geht aus dem gemeinsamen Konjunkturbericht „Hoffnung auf Ende der Talfahrt“ der beiden Industrie- und Handelskammern (IHK) Mittlerer Niederrhein und Düsseldorf hervor. Jetzt liegt auch die Spezialauswertung von der großen Umfrage für den Kreis Mettmann vor. Sie trägt die Überschrift „Im Kriechgang“.

200 Betriebe haben mitgemacht

„Wenn nicht alle stark vorhandenen Risiken eintreten, dann bleibt eine zufriedenstellende Konjunkturentwicklung“, sagt Gerd H. Diestler (li.). Der IHK-Konjunkturexperte schilderte gemeinsam mit Zweigstellen-Chef Marcus Stimler die aktuelle Stimmungslage in der heimischen Wirtschaft.
„Wenn nicht alle stark vorhandenen Risiken eintreten, dann bleibt eine zufriedenstellende Konjunkturentwicklung“, sagt Gerd H. Diestler (li.). Der IHK-Konjunkturexperte schilderte gemeinsam mit Zweigstellen-Chef Marcus Stimler die aktuelle Stimmungslage in der heimischen Wirtschaft. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Gen Jahresende 2019 sah die Kammer die Konjunktur im Neanderland an einem Scheideweg. „Nachdem sich die Konjunkturlage zuletzt auf zufriedenstellend hohem Niveau zu stabilisieren schien“, berichtet nun Gerd Helmut Diestler, starte die Wirtschaft in gedämpfter Stimmung in das Jahr 2020. Der Dipl.-Volkswirt und IHK-Konjunkturexperte analysiert bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten regelmäßig und akribisch die Situation der heimischen Wirtschaft. Die jetzigen Befunde basieren auf einer Umfrage, an der sich von Mitte Dezember bis Mitte Januar – da war das Coronavirus noch kein Thema – gut 200 Betriebe mit zusammen rund 20.000 Beschäftigten beteiligt haben.

Kreis ist anders aufgestellt

Die traditionelle gesonderte Auswertung werde nicht zuletzt deshalb gemacht, weil der industriell geprägte Kreis eben anders aufgestellt sei als die „sehr konzernlastige“ Landeshauptstadt, die zudem ein ausgeprägter Dienstleistungsstandort sei, erläutert Marcus Stimler. „Das muss man sich schon differenzierter anschauen.“ Der Leiter der IHK-Zweigstelle vor Ort zeigt sich übrigens auf Nachfrage zur Stadtentwicklung von Velbert-Mitte insgesamt „positiv gestimmt“. Die Ansiedlung von Café Extrablatt sei auf jeden Fall ein Gewinn. Und wenn dort noch der Platz am Roten Schirm umgestaltet werde, sei das ein weiterer Fortschritt.

Abbau von Beschäftigung ist möglich

Für den weiteren Jahresverlauf wird allgemein damit gerechnet, dass sich die Arbeitsmarktsituation allmählich weiter verschlechtert. Diesen Eindruck bestätigen auch die aufgrund der IHK-Umfrage bekannten aktuellen Beschäftigungspläne der Wirtschaft im Kreis Mettmann.

Allerdings: Nach Auskunft der IHK gleichen sich die Anteile von Betrieben, die (zusätzliches) Personal einstellen wollen, in etwa mit denen wieder aus, die einen Personalabbau beabsichtigen. Lediglich im Einzelhandel überwiegen die Einstellungspläne nun schon seit geraumer Zeit stabil.

Diestler zufolge hat sich seit der letzten Umfrage „relativ wenig“ geändert, die Erwartungen seien mehr oder weniger ausgeglichen: „Erneut ist nur etwa jeder sechste Betrieb unzufrieden – positiv beurteilen hingegen nur noch 30 Prozent der befragten Unternehmen ihre Lage.“ Vor wenigen Monaten seien es noch 40 Prozent gewesen. Da sich die Erwartungen für 2020 stabilisiert hätten, sei derzeit keine Konjunkturkrise in Sicht – aber auch kein Aufschwung. Die wirtschaftliche Lage werde daher auf ihrem aktuellen, zufriedenstellenden Niveau verharren, sofern die befürchteten – und wohlgemerkt nicht hausgemachten – Risiken auch weiterhin nicht einträten.

Fast alle sehen die Risiken

Nur sechs Prozent aller Betriebe sehen keine besonderen Konjunkturrisiken. Vor einem Jahr waren es zehn Prozent. In der Industrie überwiegen die Sorgen um die generellen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und Arbeitskosten. Bei der außenwirtschaftlichen Risiken führt die Kammer Brexit, USA-Handelshemmnisse, Russlandsanktionen, Syrienkonflikt und chinesische Wachstumsschwäche an. Welche wirtschaftlichen Folgen der Ausbruch des Corona-Virus nach sich ziehen werde, lasse sich aktuell noch nicht abschätzen.

Konsumnachfrage hält an

Intakt zeigt sich nach wie vor die Binnenkonjunktur. Die Einkommen sind gestiegen, die Beschäftigung so hoch wie nie, die Arbeitslosigkeit trotz Aufwärtstrend immer noch gering und die Zinsen anhaltend niedrig. Entsprechend stabil ist die Konsumnachfrage. Stimler: „Einzelhandel und Bauwirtschaft sind die tragenden Säulen der Konjunktur.“ Vergleicht man schließlich noch Düsseldorf und Neanderland, so war der Kreis „in den vergangenen Jahren immer voran. Das hat sich geändert“, sagt Gerd H. Diestler. Die Industrie habe jahrelang gezogen, jetzt dämpfe sie etwas. Die Logistiker spürten auch schon die Auswirkungen. Die Wirtschaft im Neanderland sei mittlerweile „insgesamt skeptischer“.