Velbert. Der neue S9-Betreiber Abellio hat mit massiven Problemen zu kämpfen. Für das Chaos auf Schienen sind eine ganze Reihe von Faktoren verantwortlich
Der neue Bus-und-Bahn-Fahrplan gilt seit Sonntag, doch von einem reibungslosen Ablauf kann nicht die Rede sein. Die zahlreichen Änderungen, die der neue Betreiber Abellio einführen wollte, scheinen nur schwierig ins Rollen zu kommen: Zahlreiche Bahnkunden beschwerten sich in den letzten Tagen (wir berichteten).
Große Probleme mit der S9
Im Fokus stand hier besonders die S-Bahn-Linie S9 sowie der neue Regionalexpress RE49. Die S9 fährt nach dem neuen Fahrplan nur noch alle 30 Minuten statt alle zwanzig Minuten, dafür übernimmt ein neuer Regionalexpress den weggefallenen S-Bahn-Slot. Dieser braucht in der Theorie für die Strecke zwischen Langenberg und Wuppertal nur zwanzig Minuten, die S9 hatte bisher für dieselbe Strecke 27 Minuten gebraucht.
Die Kritik an der Umstellung ist immens: Kunden kritisieren etwa, dass die Zeitersparnis nicht im Verhältnis zum Aufwand stehe, den die Umstellung mit sich bringt. Oder aber, dass Ziele wie Neviges oder Rosenhügel nur noch halbstündig zu erreichen seien, weil der neue Regionalexpress dort nicht hält. Doch das sind nicht alle Probleme. Denn vermutlich könnten viele Kunden diese Umstellungen noch verschmerzen, würden die Bahnen pünktlich kommen - wenn sie überhaupt kommen.
Es gibt viele Gründe für die Störungen
Das ist momentan das größte Problem: Die Bahnen fallen entweder komplett aus oder haben eine derartige Verspätung, dass viele Kunden nicht pünktlich an ihrem Ziel ankommen. Warum das so ist, scheint selbst die neue Betreiber-Firma nicht ganz genau zu wissen. „Es erschließt sich uns oftmals selbst nicht“, sagt Julia Limia y Campos, Sprecherin von Abellio. Es gebe nicht den einen Grund für die desaströse Anfangszeit des neuen S-Bahn-Betriebes, vielmehr sei eine Summe aus verschiedenen Faktoren Schuld.
Bahnen mussten vorzeitig wenden
So seien zum Beispiel die Wendeanlagen überlastet. Das führe dazu, dass am zweiten Betriebstag mehrere Bahnen vorzeitig wenden mussten. Im Endeffekt fallen deshalb also Haltestellen weg. Dazu kommen „infrastrukturelle Probleme“, wie Limia y Campos erklärt, „und Kinderkrankheiten der Bahnen“, also zum Beispiel Probleme beim Schließen der Türen. All das koste immer wieder Zeit, die sich hinterher in Verspätungen ausdrücke.
Bahnen in mehreren Bundesländern
Abellio wurde 2004 in Essen gegründet. Ein Jahr später nahm das Unternehmen dann den Betrieb des Emscher-Ruhrtal-Netzes auf. 2010 wurde die Hagener Werkstatt der Firma fertiggestellt.
Mittlerweile betreibt Abellio nicht mehr nur Bahnen in Nordrhein-Westfalen, sondern auch in Hessen, Niedersachsen, Bremen, Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Berlin, Brandenburg und Baden-Württemberg.
Problembehaftete Streckenabschnitte
„Es gibt viele Gründe für die Probleme, aber wir arbeiten mit Hochdruck daran“, erklärt die Sprecherin. So habe man sich etwa dazu entschlossen, zur Entlastung einen Schienenersatzverkehr mit Bussen einzurichten, der zu festen Zeiten verkehrt. Zudem führen bei vielen Fahrten mehrere Mitarbeiter der Firma mit, um sich mögliche problembehaftete Streckenabschnitte anzuschauen. „Ich denke“, sagt Limia y Campos, „dass sich die neue Taktung auch einfach erst noch einpendeln muss“. Das mag wahr sein - stellt aber viele Menschen im Nahverkehr weiterhin vor Probleme.