Velbert. Der neue Fahrplan für Busse und Bahnen sorgt in Velbert für viel Unmut. Wir haben Stimmen auf Facebook gesammelt.
Seit Sonntag gilt der neue Fahrplan für Busse und Bahnen, auch in Velbert hat es zahlreiche Änderungen gegeben (WAZ berichtete). Eine Änderung betrifft etwa die Bahnverbindung zwischen Wuppertal und Essen: Die S9 und der neue RE49 werden ab nun von der Firma Abellio betrieben.
Doch die Änderungen zeigen erst einmal nicht den erwünschten Erfolg, ganz im Gegenteil: Der Ärger bei den Kunden ist groß. Wir haben Stimmen von unserer Facebook-Seite gesammelt.
Der neue S-Bahn-Plan stößt auf Kritik
Florian Schäfers etwa ist mit der S9 überhaupt nicht zufrieden. Er schreibt: „Standen heute mittag mit einer Jugendgruppe in Langenberg (20 Personen) am Bahnhof und haben über ne Stunde dort gestanden, um mit der Bahn zu fahren. Doch sie kam nicht. Sind dann mit dem Auto gefahren.“
Sabine Lensing hat auch keine gute Erfahrung mit der neuen S9 gemacht. Sie schreibt: „Wir sind mittags nach Essen gefahren. Erst mussten wir 50 Minuten warten. Dann kam die Durchsage, dass die Bahn vom anderen Gleis fahren würde.“ Nachdem die Passagiere gerade auf der anderen Seite angekommen seien, sei die Bahn doch auf dem alten Gleis eingefahren.
Auf dem Rückweg endet der Zug früher
„Auf dem Rückweg haben wir eine verspätete Bahn erwischt und fühlten uns fast Zuhause, als ein Abellio-Angestellter durch den Zug lief um uns mitzuteilen, dass die Bahn in Langenberg endet und dann zurück fährt, es würde in 15 Minuten die nächste Bahn kommen.“ Doch diese Bahn kam nicht. „Ein zufällig mit uns gestrandeter Lokführer konnte telefonisch herausfinden, dass ein Schienenersatzbus irgendwann eingesetzt wird“, schreibt Sabine Lensing weiter. „Den haben wir dann immerhin erreicht und sind heil aber spät Zuhause angekommen.“ Ihr Fazit: „Nun bin ich froh, dass ich ab Montag wieder mit dem Auto zur Arbeit fahren kann und nicht auf die S-Bahn angewiesen bin.“
Kunde beschwert sich an der Hotline – mit wenig Erfolg
Der Tönisheider Wolfgang Hindenburg wollte mit dem gleichen Zug fahren und bestätigt die Episode. Auch er hatte auf dem Rückweg Probleme, musste sogar schon in Nierenhof aussteigen. Seine Tochter wiederum sei aus Wuppertal nicht weggekommen, er habe sie abholen müssen, berichtet Hindenburg.
An der Hotline habe man ihm nicht weitergeholfen, immer wieder auf einer Streckensperrung ab Langenberg beharrt. „Was nicht sein kann“, sagt Wolfgang Hindenburg, „der andere Zug fuhr ja auf der Strecke.“ Er sei absolut unzufrieden mit dem neuen Betreiber der S9.
Wenig Verständnis für die Änderung der Taktung
Kein Verständnis für die Änderung hat auch Jan Weitzel: „Ich finde sowieso die komplette Idee völlig bescheuert“, schreibt er. „Die neue Regionalbahn bringt glatte drei Minuten zwischen Essen und Neviges, hat aber gleichzeitig den Nachteil, dass Haltestellen wie Rosenhügel und Nierenhof nur noch alle halbe Stunde zu erreichen sind.“ Man werde „richtig für dumm verkauft“. Was er auch nicht versteht: „Wie möchte eine Regionalbahn denn pünktlich fahren, wenn eine verspätete S-Bahn vor ihr herdackelt? Überholen kann sie auf dieser Strecke nämlich nicht.“
Viele Leser ziehen daraus ihre Konsequenzen – so wie Bärbel Kosa: „Deshalb steige ich wieder aufs Auto um, bin versuchsweise vier Wochen von Birth nach Hattingen mit Öffentlichen gefahren. Katastrophe, kostet Nerven, Geld und ganz viel Zeit.“ So sieht das auch Patrick Schlegel: „Die Einschnitte im ÖPNV sind nicht gerade förderlich für die doch angeblich von der Politik gewollte Verkehrswende. Das bewegt Menschen bestimmt nicht, auf das Auto zu verzichten und auf den ÖPNV umzusteigen, eher im Gegenteil.“
Die neuen Busfahrpläne
Doch nicht nur der Schienenverkehr sorgt für Unmut, auch die Änderungen der Busfahrpläne stoßen auf Kritik. Sabrina Krinke etwa klagt, dass ihre zehnjährige Tochter nun nicht mehr pünktlich zur Schule kommen kann: „Die OV7 wurde um 7.15 eingestellt. Die neue Abfahrt ist um 7.38 in der Losenburg. Ankunft wäre dann an der CGB [Christliche Gesamtschule Bleibergquelle, Anm. d. Red.] um 8.15.“ Um mit einem anderen Bus zu fahren, müsste die Tochter 15 Minuten zur Haltestelle laufen, und sie, die Mutter, sei „selbst berufstätig und habe ein weiteres Kind in der Grundschule und kann sie nicht zur Schule fahren.“
Ein ähnliches Problem hat Katharina Wolff: „Aufgrund der Fahrtstreckenänderung darf ich aus Nierenhof jetzt wieder Taxi zum Sportzentrum spielen. Von der alternativen Haltestelle Metallstraße führt kein Fußweg zum Sportzentrum. Dazu fahren sehr viele Busse schon seit einer Woche nach den neuen Plänen, was Planung für Schüler unmöglich macht. Mich macht das ärgerlich und bringt mich eher von der Schiene weg!!“ Regina Hölzle ergänzt: „Toll ist es, wenn man jetzt von Wülfrath nach Neviges fährt, da hängt man 20 Minuten auf der Drenk fest. Macht Spaß, besonders nach der Spätschicht.“
Pauschale Kritik an den Änderungen
Die Geschichte der Linie S9
Die erste Teilstrecke der neuen S-Bahn-Linie S9 öffnete am 24. Mai 1998 zwischen Haltern am See und Essen-Steele. Ab dem 14. Dezember 2003 kam die ehemalige RB 49 – Niederbergische Bahn, vormals N 9 – als Verlängerung der S9 bis Wuppertal Hauptbahnhof dazu. Die Strecke ist somit 90 Kilometer lang.
Bis zum 14. Dezember 2019 war die DB Regio für die S9 verantwortlich, seit dem 15. Dezember bis zum Jahr 2034 betreibt nun die Abellio Rail NRW die Linie.
Allgemein kritisch äußert sich Mike Hoschi Bolz: „Die Fahrpläne sollten mal besser alle auf einander abgestimmt werden, da es leider sehr häufig vorkommt, dass man den Anschlussbus verpasst“, fordert er bei Facebook – und nennt ein Beispiel: „Wenn man mit der OV2 Richtung Nordpark ankommt, fährt die 649 los und man verpasst diese Linie und muss dann 20 Minuten warten.“
Rudi Teschner wiederum sieht noch ein anderes Problem: „Das ist doch echt ein Unding. Ich weiß schon, warum zentrale Infrastruktur nicht in private Hände gehört – ganz gleich ob Verkehrsinfrastruktur oder Gesundheitsinfrastruktur. Wenn der Preis der einzige entscheidende Faktor ist, zahlen am Ende alle drauf.“
Und Markus Breidbach schließlich stört es, dass auch Beschwerden in Sande verlaufen: „Wenn man die Energie aufwendet sich zu beschweren, versandet mein Anliegen im Hotline-Jungle der Unternehmen bei ignoranten Callcenter-Arbeits-Drohnen.“ Eine „sehr fragwürdige Entwicklung“ sei das, findet Breidbach.