Neviges. Auf einem Teil der Nordrather Straße haben Stadt und Polizei das Tempolimit von 50 km/h aufgehoben. Anwohner Jörg Kreutzenbeck hat seitdem Angst.

Jörg Kreutzenbeck wohnt seit 2008 an der Nordrather Straße Nummer 187. Und das gern, er liebt die idyllische Landschaft zwischen Neviges und Langenberg. Doch seit drei Jahren hat der 52-Jährige Angst. Angst um das Wohlergehen seiner Familie, seiner Nachbarn, aber auch um das der Wanderer, die sich hier vor allem am Wochenende tummeln. Vor drei Jahren, bei der Sanierung der Nordrather Straße, wurde das zuvor vorgeschriebene Tempolimit von 50 km/h aufgehoben. Seitdem darf hier bis zu 100 km/h gefahren werden. Oder, wie es Jan Schneider, Fachbereichsleiter Straßenverkehrsbehörde der Stadt Velbert, nennt: „Es darf nur so schnell gefahren werden, wie es angemessen ist. Ich darf hier nicht etwa Knallgas geben.“

Anwohner sorgt sich auch um Wanderer

Freie Fahrt: Vor drei Jahren wurde die Geschwindigkeitsbeschränkung auf diesem Teil der Nordrather Straße aufgehoben.
Freie Fahrt: Vor drei Jahren wurde die Geschwindigkeitsbeschränkung auf diesem Teil der Nordrather Straße aufgehoben. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Genau das jedoch tun hier viele Autofahrer und vor allem Motorradfahrer nach Meinung von Jörg Kreutzenbeck: „Das hier ist eine Raserstrecke geworden. Früher, als hier noch Tempo 50 war, da sind die Leute 60 oder 70 gefahren, damit konnte man leben. Aber jetzt, da habe ich wirklich Angst.“ Nicht nur um die elfjährige Tochter, die 300 Meter weiter entlang der Nordrather Straße zur Bushaltestelle muss, um in die Schule zu kommen. Auch Wanderer, die den Neanderlandsteig gehen, müssen ein Stück Straße entlang laufen, wenn sie vom Astrather Hof kommen. Gerade am Wochenende und im Sommer, also zur Wander-Hochsaison, sei dies gefährlich.

Strengere Kontrollen erwünscht

„Für Motorradfahrer ist das hier ein Eldorado“, sagt Jörg Kreutzenbeck. Schon oft seien ihm Motorradfans aufgefallen, die mehrmals die Strecke abgefahren seien. Zum Teil mit einer Kamera auf dem Helm, um den Fahrspaß zu dokumentieren. Ebenso wie jener

Direkt bei der Wache melden

Zu der Unfallkommission, die jene Tempo-Begrenzung aufgehoben hat, gehören neben der Straßenverkehrsbehörde der Stadt auch die des Kreises Mettmann sowie die Kreispolizei Mettmann und der Landesbetrieb Straßen NRW.

Bürger können sich, so Kreispolizei-Sprecher Daniel Übber, bei Fragen und Problemen auch an die Polizeiwache Velbert wenden unter 02051 9466110.

Porsche-Cayenne Fahrer, der, so erzählt es Kreutzenbeck, kürzlich mindestens vier Mal hin und her gefahren sei. Was der Familienvater fordert: „Strengere Geschwindigkeitskontrollen. Die Polizei wollte sich ja schon mal bei mir in die Hofeinfahrt stellen, aber davon habe ich nie mehr was gehört.“ Auch eine Wiedereinführung eines Tempo-Limits würde er sehr begrüßen.

Ein Beschluss der Kommission

Die Straßenverkehrsbehörde der Stadt Velbert ist nur ein Teil der Unfallkommission, die vor drei Jahren die Aufhebung von Tempo 50 beschlossen hat. „Bei einer verschärften Kontrolle muss man unterstellen, dass hier schneller als 100 km/h gefahren wird. Das kann ich mir, ehrlich gesagt, auf dieser Strecke nicht vorstellen“, so Jan Schneider von der Straßenverkehrsbehörde Velbert. Warum das Tempolimit vor drei Jahren überhaupt aufgehoben wurde: Der Gesetzgeber schreibe vor, so wenig wie möglich zu regeln. Jan Schneider: „Die Eigenverantwortung der Fahrer steht im Vordergrund.“ Falls sich jedoch Unfälle häuften, könne die Kommission über ein erneutes Limit nachdenken. „Solche Strecken sind unter Beobachtung.“

Nicht bekannt als Unfallschwerpunkt

Bei der Kreispolizei Mettmann ist die Nordrather Straße nicht als Unfallschwerpunkt bekannt. Und auch nicht als Raser-Strecke. „Wir behalten das aber im Blick, vor allem in der Motorradsaison sind solche Straßen bei uns im Fokus“, sagt Daniel Übber von der Kreispolizei Mettmann. Jörg Kreutzenbeck dagegen wünscht sich ein schnelleres Handeln. „Muss denn erst etwas Schlimmes passieren? Man wirbt mit dem Neanderlandsteig, mit den ganzen Biohöfen, und dann läuft hier so ein Harakiri ab.“