Velbert-Mitte. Auf einen Schlag lernen Grundschulkinder in Velbert elf Spielarten des Sports kennen. Bei den beteiligten Vereinen spielt Konkurrenz keine Rolle.
Wer kennt ihn nicht, den inneren Schweinehund? Kaum denkt man nur an mehr Bewegung und längst vernachlässigte Neujahrsvorsätze, meldet er sich lautstark zu Wort. Seine Proteste sind kaum zu überhören und darum hat der Landessportbund NRW dieses Tier der ganz besonderen Art zu seinem Maskottchen ernannt. Doch bei der Velberter Jugend ist es nur selten der Schweinehund, der sie vom Sport abhält. Vielen ist das breite Sportangebot in ihrer Stadt schlicht und einfach nicht bewusst.
Es gibt weitaus mehr als Fußball und Handball
„Man kennt Fußball und Handball, aber das war es dann auch schon“, benennt Michael Weigerding vom Kreissportbund (KSB) Mettmann das Problem, „Wenn die Eltern selbst nicht Sport treiben und die Kinder ins Vereinsleben integrieren, bleibt deren Bewegung schnell auf der Strecke.“ Damit sich das ändert, haben sich KSB und Stadtsportbund (SSB) Velbert an einen Tisch gesetzt und eine Lösung gefunden, die sowohl den Kindern als auch den Vereinen zugute kommt.
Es geht nicht nur um die Stempel für die Urkunde
Wülfrath und Heiligenhaus haben es bereits vorgemacht. Jetzt ist es endlich an der Zeit für einen „Sport-Action-Day“ in Velbert. Julia (6) ist überwältigt von den überfüllten Hallen im Emka-Sportzentrum. Wo sie nur hinschaut, überall rollen Bälle oder präsentieren Kämpfer Ju-Jutsu. Ganze elf verschiedene Sportarten kann sie heute ausprobieren. Begeistert drückt sie ihrem Vater die Laufkarte in die Hand und stürmt los zum Badmintonfeld des Post-Sportvereins, das schon von Federbällen übersät ist. Sie ist vom Sportfieber gepackt und längst geht es ihr nicht mehr darum, genügend Stempel für eine Urkunde zu sammeln.
Andrang vor dem Rollschuhverleih
Karina Gottfried und ihre Tochter hat es zunächst in die Rollsporthalle verschlagen, wo sich schon eine kleine Schlange vor dem Rollschuhverleih gebildet hat. Nachdem sie ein paar Runden an der Hand der Rollkunstläufer gedreht hat, zieht sie weiter zu den Commanders, die ihr die Grundlagen des Skaterhockeys beibringen. Die Sechsjährige geht bereits zur Selbstbehauptung und war früher beim Schwimmen, doch jetzt ist sie auf der Suche nach einer Alternative. „Ich habe durch einen Flyer in ihrer Grundschule davon erfahren“, erzählt ihre Mutter, „sonst hat man einfach nicht die Möglichkeit, so viele verschiedene Sportarten auf einmal kennenzulernen.“
Kinder sind noch offen für Neues
Jeder vierte Einwohner im Neanderland ist sportlich aktiv
Neun Vereine nahmen am „Sport-Action-Day“ im Sportzentrum teil. Wer interessiert war, konnte gleich vor Ort ein unverbindliches Probetraining ausmachen. Diese Aktion ist Teil des Programms „NRW bewegt seine Kinder“ und wird gemeinsam vom Kreissportbund Mettmann und Stadtsportbund Velbert ausgerichtet.
Nach Angaben des KSB sind etwa insgesamt 120.000 Menschen im Kreis Mettmann sportlich aktiv. Das entspreche etwa einem Viertel der Bevölkerung.
„Dieser Aktionstag ist explizit für Kinder im Grundschulalter“, weiß Philipp Reiffer von der LSG, „In diesem Alter ist man nämlich noch offen für alles.“ Doch nicht nur die Kinder gilt es zu begeistern, auch die Eltern sollen die Vielfalt der Vereinslandschaft kennenlernen. Darum spart Reiffer an seinem Stand nicht mit Informationen. „Natürlich freut man sich, wenn auch der eine oder andere Nachwuchs angelockt wird“, findet er, „Aber das Besondere ist an diesem Tag, dass sogar verschiedene Vereine die gleiche Sportart vorstellen können.“ Da gäbe es keinerlei Konkurrenzkampf.
Sich ohne Stress in Ruhe orientieren
Michael Weigerding sitzt im Eingangsbereich und hat einen guten Überblick. „Man muss sich nur die Eltern anschauen“, erzählt er freudig überrascht, „Heute sehen sie gut gelaunt und interessiert aus und sind nicht voll im Stress.“ Und gerade die Eltern seien es, die eine entscheidende Rolle in der sportlichen Entwicklung ihrer Sprösslinge spielen würden. Auch Peter Blau, Vorsitzender des SSB, ist bisher vollauf zufrieden. „Es sind schon 120 Kinder in der ersten halben Stunde“, erzählt er stolz und lacht, „wir haben die Karten durchnummeriert.“
Ein kleiner Mensch mit vielen Talenten
Die kleine Frida Kocherscheidt ist heute mit der VSG hier, um beim Rollkunstlaufen mitzumachen, doch das hält sie nicht davon ab, auch den anderen Stationen einen Besuch abzustatten. „Sie ist bereits in zwei Vereinen“, erzählt ihre Großmutter, „Aber sie ist eben ein Mensch mit vielen Talenten.“ „Ich möchte einfach mal gucken, was ich noch so machen kann“, erzählt Frida und springt voller Elan auf den Schwebebalken des TVD. Ob es am Ende Judo, Boxen oder doch eher Hockey mit oder ohne Rollen wird, bleibt abzuwarten. Fest steht jedoch, dass sich dieser Aktionstag auch fest in Velbert etablieren wird.