Langenberg. Ein ehemaliger Langenberger berichtete vor gut einem Jahr in der WAZ von seinem Kampf gegen die Depression. Nun haben wir den 39-Jährigen besucht
„Gesundheitlich geht’s mir top, auch der Kopf ist cool momentan.“ Der 39-jährige ehemalige Langenberger, der lieber anonym bleiben möchte, strahlt. Vor gut einem Jahr hat er der WAZ von seinem Kampf gegen Depressionen berichtet. Er wollte anderen Menschen in einer ähnlichen Situation Mut machen: „Es geht immer aufwärts, man darf einfach nie aufgeben. Irgendwann kommt immer ein Licht und an dieser Hoffnung muss man sich festklammern“, sagt er damals.
Jetzt, ein Jahr später, ist eine Menge passiert – und: Es geht ihm deutlich besser. Dabei begann das Jahr gar nicht so gut. Nach einem erneuten Krankenhausaufenthaltging er in die berufliche Wiedereingliederung. „Das war aber nicht so schön“, sagt er. Irgendwie habe er das Gefühl gehabt, dass seine Krankheit für die Kollegen ein Problem darstellte. „Es gab dann auch ein Gespräch, es wurde aber nicht besser.“
Nach Nebenwirkungen setzt er die Medikamente ab
Er kündigte, fand einen neuen Job: als unqualifizierter Krankentransportfahrer. „Das sind meist Arztfahrten oder Ähnliches“, erläutert der 39-Jährige. „Was wir nicht machen dürfen, sind zum Beispiel Sauerstoffpatienten fahren.“ Zwei Monate blieb er, nach einem Zwischenfall mit einem Kollegen wechselte er erneut den Arbeitgeber.
„Im Mai oder Juni hatte ich dann restless legs“, blickt er zurück. „Das hatte ich vor Jahren schon einmal, das lag damals an den Psychopharmaka, die ich bekommen habe.“ Und genau wie damals besserte sich sein Zustand, nachdem er unter ärztlicher Begleitung die Medikamente absetzte. „Seitdem nehme ich keine Psychopharmaka mehr“, sagt er stolz.
Und das hat Auswirkungen: „Mein Umfeld nimmt mich wacher wahr und fitter. „Ich schlafe besser, brauche keine Medikamente mehr. Ich fühle mich freier, so als ob mein Geist befreit worden wäre.“ Genau so nehme ihn auch sein Umfeld wahr.
Die Familie gibt dem 39-Jährigen Rückhalt
„Ein Arzt hatte mir mal gesagt: Die Medikamente musst Du Dein Leben lang nehmen.“ Dass es jetzt auch ohne geht, „darüber bin ich sehr froh.“ Rückhalt gibt dem 39-Jährigen seine Familie – seine Frau, „ohne die ich das alles gar nicht schaffen würde“, und die zwei Kinder. Vor gut einem Jahr erzählte er, wie überwältigend das Gefühl sei, wenn er nach Hause komme und sein kleiner Sohn ihn mit „Papa, Papa“ freudig begrüße. Mittlerweile, sagt er und seine Augen strahlen, als er weiter erzählt, „mittlerweile spricht auch die Kurze. Jetzt ist es doppelt so gut.“
Die Familie gibt ihm Rückhalt, trotz aller Anstrengungen, die ein Leben mit zwei kleinen Kindern „natürlich so mit sich mitbringt“. „Wegen denen mache ich das alles doch überhaupt.“
Das Verhältnis zum Vater hat sich leicht verbessert
Seit 2000 ist er in Behandlung
Der 39-Jährige möchte lieber anonym bleiben. Er lebt inzwischen mit seiner Familie seit gut zwei Jahren in einer Nachbarstadt und hat sich dort ein Leben aufgebaut.
Im Jahr 2000 hatte sich der damals 20-Jährige erstmals in die Psychiatrie begeben. Die Diagnose damals: paranoide, halluzinoide Psychose.
Nach dem Aufenthalt im Krankenhaus absolviert er eine Ausbildung zum Altenpfleger.
Berichtete er vor einem Jahr noch davon, dass er in jungen Jahren von seinem Vater tyrannisiert worden wäre, hat sich dieses Verhältnis inzwischen ein klein bisschen entspannt. „Ich habe mich damit auseinandergesetzt“, erzählt der 39-Jährige, der selbst zweifacher Vater ist. „Jetzt, wo ich selber Kinder habe, sehe ich das alles etwas anders.“ Er sei sich sicher, dass „mein Vater auf seine Art immer nur das Beste für mich wollte.“ Das wolle er für seinen Nachwuchs schließlich auch.
Das i-Tüpfelchen auf der momentan sehr positiven Lebenslage sei der neue Job. Er arbeite jetzt wieder in seinem gelernten Beruf als Altenpfleger. „Eine kleinere Einrichtung, gemütlich.“ Das Team sei nett, „ich bin gut aufgenommen worden.“ Probleme könnten offen angesprochen werden. Und, sagt er, „ich bleibe bei dem, was ich damals schon gesagt habe: Das Leben ist wie Skateboard fahren: Wenn Du auf die Fresse fliegst, musst Du wieder aufstehen.“