Neviges. Es rollen keine Hilfstransporte mehr nach Rumänien, die Organisation strengt Monika Schlinghoff zu sehr an. Eine andere Aktion geht weiter.
Viele werden schon auf den Termin warten: Wann kann ich wieder Pakete packen, wann Säcke mit Kleidung abgeben? Doch es rollen keine Hilfstransporte mehr nach Rumänien, nicht in diesem November und auch nicht in Zukunft: Schweren Herzens muss Monika Schlinghoff die „Rumänienhilfe Oldenburg-Rastede, Zweigstelle Neviges“ wie es korrekt heißt, einstellen. Die Organisation geht einfach über ihre Kräfte, auch aus gesundheitlichen Gründen muss sie kürzer treten. Da sich niemand für die Nachfolge bereit erklärt, ist dies das Ende der Hilfstransporte von Neviges nach Satu Mare.
Strapazen wurden zu groß
Über 20 Jahre lang hat die 64-Jährige rein ehrenamtlich alles organisiert, was mit den Spenden zusammenhing. Denn der Abtransport auf dem Hof der Donnenberger Straße stand ja am Ende einer langen Kette, auch vorher gab es viel zu tun. Sie kümmerte sich um die Fahrer, sortierte wochenlang Haushaltswaren, Nahrungsmittel und Kleidung. Hat geholfen Kisten zu stapeln, bevor die beiden Laster voll beladen vom Hof rollten. Auch wenn Nachbarn, Mitglieder des Fördervereins der Pfadfinder und die Feuerwehr tatkräftig halfen – es blieb einfach viel an ihr hängen, die Strapazen wurden zu groß.
Unvorstellbare Armut in Rumänien
Den Menschen in Rumänien zu helfen, das ist für Monika Schlinghoff all die Jahre eine Herzensangelegenheit gewesen. Vor vier Jahren hat sie einen Transport selbst begleitet, eine Reise, die sie zutiefst bewegt und aufgewühlt hat. „Die Armut dort ist unvorstellbar. Den Menschen fehlt es nach wie vor an den nötigsten Sachen“, so hatte sie damals nach der Rückkehr erzählt. „Viele Haushalte haben weder Strom noch fließendes Wasser. Und viele müssen sich entscheiden, ob sie heizen oder etwas essen möchten. Beides ist zu teuer.“
Viele Menschen spendeten
So bestürzt Monika Schlinghoff damals aus Rumänien zurückkehrte, umso mehr hat sie die große Spendenbereitschaft der Menschen überwältigt. Nicht nur aus Velbert, auch aus dem Umkreis kamen die Autos, die letztes Jahr Stoßstange an Stoßstange die Donnenberger Straße hoch schlichen. Beladen mit Spielzeug, Bettwäsche, Babynahrung, Haushaltswaren. Monika Schlinghoff unterstützte die Menschen auf dem Balkan das ganze Jahr: Ihre selbst gemachten Waffeln, die sie zugunsten der Rumänienhilfe verkaufte, waren genauso beliebt wie die selbst gestrickten Strümpfe.
Zusammenarbeit mit der Caritas
Der Ort Satu Mare liegt etwa 60 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Mit den Spenden wurden in Zusammenarbeit mit der dort tätigen Caritas Kinderheime, Alteneinrichtungen und notleidende Familien unterstützt.
Eine rumänische Spedition hatte von jeher ein Abkommen mit der Caritas. Statt nach einem Auftrag leer nach Rumänien zurück zu fahren, machten die Fahrer Station in Neviges.
Angefangen hat alles vor 20 Jahren. Da kam Sohn Lars nach Hause und erzählte, seine Schule, die katholische Grundschule, wolle armen Menschen helfen – man suche ein soziales Projekt. Mutter Monika fackelte nicht lange: Über eine Bekannte, die wiederum eine Nonne in Münster kannte, kam der Kontakt zur Caritas in Satu Mare zustande.
Die Päckchen-Aktion für Kinder läuft weiter
Die Hilfstransporte gibt es nicht mehr, aber dafür noch die Weihnachtspäckchen-Aktion für die Kinder in Satu Mare. Dass die weiterbesteht, ist Monika Schlinghoff sehr wichtig. Dabei packen Schüler und Kita-Kinder diverser Einrichtungen jedes Jahr Kartons mit Weihnachtsgeschenken. Nicht zuletzt möchte sich Monika Schlinghoff herzlich bei allen bedanken, die in all den Jahren so unermüdlich gespendet haben.