Neviges. Die Graffiti-Künstler verschönerten die Rückseite des Nostalgie-Cafés in Neviges. Im Café selbst gibt’s jede Menge Filmgeschichte zu sehen.

Lars Jesert, Inhaber des Nostalgie-Cafés an der Elberfelder Straße, ist noch immer ein bisschen baff: „Das gab einen richtigen Verkehrsstau. Die Leute hielten an, knipsten mit ihren Handys, hier war richtig was los.“ Marilyn Monroe und Elvis Presley in Knallfarben statt mausgrauer Hauswand. Auch Lars Jesert ist hochzufrieden, wie die Velberter Graffiti-Künstler „Artletics“ seine Garagenrückwand zur Bernsaustraße innerhalb von zwei Tagen herausgeputzt haben: „Das ist toll geworden, die Jungs haben prima Arbeit gemacht, so hatte ich mir das vorgestellt“, sagt Jesert und strahlt. „So ein bisschen Rockabilly, 50er Jahre. Sollte ja zum Café passen. Auf Facebook haben das innerhalb von zwei Tagen knapp 8000 Leute befürwortet.“

Aufruf auf Facebook

Hereinspaziert: Der Innenhof lädt zum Verweilen ein und gibt einen Vorgeschmack auf das Interieur des Cafés.
Hereinspaziert: Der Innenhof lädt zum Verweilen ein und gibt einen Vorgeschmack auf das Interieur des Cafés. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Über das soziale Netzwerk hatte der Inhaber des kultigen Nostalgie-Cafés auch zu der Aktion aufgerufen. Es habe einige Interessenten gegeben, schnell sei ihre Wahl auf die beiden Künstler David und Tarik gefallen, die hinter dem Künstlernamen „Artletics“ stecken. Die Zwei haben schon einige Objekte besprüht, wie die Skateranlage am Schanzenweg oder das ehemalige Hertie-Gebäude.

Den Innenhof pfiffig gestaltet

„Wir wollten Velberter Künstler engagieren und nicht jemanden aus dem Umland“, sagt Holm Jesert, der seinen Sohn auch bei der pfiffigen Gestaltung des Hof-Cafés tatkräftig unterstützt. „Mehr kann man nicht rausholen“, meint der Senior-Chef, Recht hat er: Man sieht auf Sonnenblumen-Felder, auf den Dom – Kunststoff-Planen machen es möglich. Außerdem gibt’s hier einen kleinen Vorgeschmack darauf, was den Gast drinnen im Café erwartet. Das Besondere: Hier ist nichts gekauft, sondern wurde einfach abgegeben. Was Gästen gefällt, können sie kaufen.

Kurioses aus mehreren Jahrzehnten

Ein Lieblingsplatz vieler Stammgäste: Seit zehn Jahren führt Lars Jesert das Nostalgie-Café schräg gegenüber der Pfarrkirche.
Ein Lieblingsplatz vieler Stammgäste: Seit zehn Jahren führt Lars Jesert das Nostalgie-Café schräg gegenüber der Pfarrkirche. © WAZ FotoPool | Uwe Möller

WDR stellt das Café vor

Ein WDR-Fernseh-Team drehte kürzlich im Nostalgie-Café für die Serie „Das Beste im Westen“. Ausgestrahlt wird die Folge nach Auskunft des Senders im Januar 2020.

Das Café an der Elberfelder Straße 9 ist geöffnet: Dienstag, Mittwoch und Freitag 11.30 bis 18 Uhr, Donnerstag 9 bis 18 Uhr; Samstag und Sonntag 11 bis 18 Uhr. Montag ist Ruhetag.

Wer hier Waffeln, die Bergische Kaffeetafel und dazu traditionelle österreichische Kaffeehauskultur genießt, der unternimmt eine rasante Zeitreise. In mehreren Räumen türmen sich Alltägliches und Kurioses aus mehreren Jahrzehnten. Porzellan, Spielzeug, alte Foto-Apparate, Bücher, liebenswertes „Gedönse“ und so manche Kostbarkeit, die Nostalgie-Fans den Atem raubt.

Ein Koffer voller Filmgeschichte

Wie der Koffer nebst unschätzbarem Inhalt, den eine alte Dame hier einst abstellte. Lars Jesert, der das Café in dem schmucken Schieferhaus seit zehn Jahren führt, erinnert sich: „Mein Vater öffnete den Deckel, der ganze Koffer war vollgestopft mit Original-Autogrammkarten. Amerikanische Sänger, Schauspieler wie Hans Albers, es war unglaublich. Wir haben den Großteil behalten und den Rest einem Museum übergeben.“ Eine Familie aus Gelsenkirchen sei sehr froh gewesen, hier 450 Luther-Bibeln aus einem Nachlass los zu werden: Eine Verwandte hatte sie gesammelt und wollte sich damit im Lutherjahr 2017 auf dem Rathausplatz in Wittenberg präsentieren.