Neviges. . Das Nostalgie Café Neviges an der Ebferfelder Straße ist ein El Dorado für Sammler alter Schätzchen. Die gesamte Ausstattung stammt aus den Nachlässen, die Gäste einst in Kisten mitgebracht haben.

Neben dem Kaugummi-Automaten steht ein Teeservice mit Goldrand, ein Schrank ist von oben bis unten vollgestopft mit alten Fotoapparaten. Hier ein Radio aus den 50er Jahren, dort eine alte Küchenwaage, von der Wand lächeln charmant Vico Torriani und Frank Sinatra nebst Original-Namenszug. Wer auf alte Schätzchen steht, sollte vor dem Besuch des Nostalgie Cafés Neviges kurz in der Apotheke vorbeischauen – es droht akute Schnappatmung.

In mehreren Räumen, wie dem plüschigen „Salon 20er Jahre“ drängen sich in dem 334 Jahre alten Haus an der Elberfelder Straße 9 Alltägliches und Kuriositäten aus Jahrzehnten. Hinter jedem Gegenstand steckt eine eigene Geschichte – aber eines haben Kaffeekanne und Poesie-Album gemein: Sie wurden hier einfach abgegeben.

Am Sonntag ist 40er und 50er Jahre Modenschau

Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 9.30 Uhr bis 18.30 Uhr. Sonntags und Feiertags von 10 bis 18.30 Uhr. Montag ist Ruhetag, in den Sommermonaten ist länger geöffnet. Mehr unter 02053/8499574 oder www.facebook.de/nostalgiecafe.

An den Wochenenden ist Programm: Sonntag, 6. Dezember, 15 Uhr: Modenschau der 40er und 50er Jahre, Eintritt frei. Sonntag, 13. Dezember, 15 Uhr: „Weihnachten mit Miriam Köpke und Matthias Ortmann“. Eintritt: 12 Euro, VVK 02053/8499574.

„Was Sie hier sehen, das stammt alles von unseren Gästen“, erzählt Inhaber Lars Jesert. Seit sechs Jahren führt er das beliebte Café, in dem traditionelle österreichische Kaffeehauskultur gepflegt wird: So gibt’s den Julius Meinl Bohnenkaffee nie ohne ein Glas Wasser. Seit sechs Jahren kommen auch immer wieder Menschen mit Kisten ins Café, die nach einem Todesfall in der Familie nun nicht so recht wissen wohin mit all dem Porzellan und Krimskrams, an denen Oma so hing, die aber andererseits nicht so recht in die eigene Wohnung passen. Aber einfach wegwerfen?

Mit 450 Bibeln nach Wittenberg

„Je nachdem, was es ist, finden wir da schon ein Plätzchen, wir räumen ja auch manchmal um, tauschen Sachen aus, verkaufen etwas“, sagt Lars Jesert. Was ihn besonders freut: „Viele Leute kommen später zum Kaffeetrinken her und freuen sich, alles wiederzusehen.“ Die Verwandten einer alten Dame aus Gelsenkirchen waren jedenfalls froh, dass ihnen hier ein Nachlass besonderer Art abgenommen wurde: 450 Luther-Bibeln in mehreren Sprachen. Die alte Dame hatte vor, sich im Lutherjahr 2017 damit auf dem Marktplatz in Wittenberg zu präsentieren, erzählt Inhaber Jesert. Was ihr zwar nicht mehr vergönnt war, doch zumindest stehen nun einige Exemplare im Café, unweit einer Platten-Sammlung aus den 70er Jahren mit Scheiben von Hildegard Knef, Rex Gildo, Roy Black und wie sie alle heißen. Auch Filmfans können hier stundenlang staunen: Eine Wand ist quasi tapeziert mit Kinoprospekten, hier lächelt Magda Schneider, da grummelt Gustav Knuth. Dazu kommen über 1000 Autogrammkarten. „Früher hatten die Leute ja richtige Autogramm-Alben.“

Inzwischen habe sein Café einen Ruf weit über das Bergische Land hinaus, so Lars Jesert: „Es kommen auch viele Holländer, die lieben ja alte Sachen.“ Wer nicht nur gucken will: Preise gibt’s auf Anfrage.