Velbert. In der Schlossstadt gibt es seit einigen Jahren keinen Notdienst mehr. Im Notfall muss deshalb eine Tierklinik in Han oder Mülheim helfen.

Wenn Rex oder Mieze abends oder am Wochenende einen Unfall haben oder ernsthaft krank werden, muss Herrchen oder Frauchen längere Wege zum Notdienst in Kauf nehmen. Denn in Velbert gibt es seit einigen Jahren keinen Notdienst für Haustiere mehr. Und die Zahl der Tierkliniken ist rar. „In letzter Zeit haben gleich mehrere Tierkliniken in NRW den Notdienst eingestellt und so ihren Status als Klinik verloren, sagt die Velberter Tierärztin Sandra Pühringer.

Der Grund dafür: „Der Notdienst rechnet sich einfach nicht. Als Klinik hat man hohe Auflagen und muss somit einen höheren Aufwand betreiben“, so Pühringer weiter. Eine weitere Ursache für das Aus der Notdienste ist das strenge Arbeitszeitengesetz für Veterinärmedizin, welche im Vergleich zu den Humanmedizinern deutlich weniger Spiel für Operationen und dringende Behandlungen haben.

Hohe Geldstrafe bei Überschreiten der Arbeitszeit

Als Tierarzt drohe eine hohe Geldstrafe, wenn beispielsweise durch eine Operation die Zehn-Stunden-Arbeitsgrenze an einem Tag überschritten werde. Dies gelte für Humanmediziner so nicht. Der Bundesverband für Tierärzte sei an diesem Problem der Tierkliniken schon dran, doch bis zu einer endgültigen Lösung kann es noch dauern.

Tierkliniken mit 24-Stunden-Notdienst

Was also machen, wenn das Tier einen dringenden Notfall hat? Die nächsten Tierkliniken mit einem 24-Stunden-Notdienst sind in Mülheim und Haan. Wichtig zu beachten ist aber, dass der Notdienst auch nur für Notfälle da ist. „Flöhe sind kein Notfall“, erinnert Pühringer. Denn dadurch, dass Tierkliniken vermehrt schließen, vergrößere sich auch das Patientenaufkommen an den schon bestehenden. „Wir weisen unsere Kunden zunehmend drauf hin ,die Notdienste wirklich nur im Notfall in Anspruch zu nehmen.“

Höheres Patientenaufkommen in normalen Praxen

Und wie sieht es mit einem normalen Termin beim Tierarzt aus? Gibt es auch hier Engpässe? Tierärzte, darunter auch Dr. Ralph Unna, Vizepräsident des Landestierschutzverbandes, sprechen zwar allgemein von einem höher werdenden Aufkommen der Kunden über die letzten Jahre, vor allem im Bereich der Kleintiere, doch die Velberter Tierärztin Dr. Sandra Pühringer kann eine Überlastung der Praxen pauschal nicht bestätigen. „Wir sind eine reine Terminsprechstunde, dementsprechend werden die Termine passend geplant.“ Antje Mergard, ebenfalls Tierärztin mit einer Praxis in Velbert-Langenberg, sieht das genauso, „Es hängt von der Praxis ab, wie man das organisiert bekommt.“

Erste Hilfe für den Vierbeiner

Der Bundesverband der Tierärzte hat einen eigenen Flyer zum Thema „Erste Hilfe für Haustiere“ herausgegeben. Der kann auf der Homepage heruntergeladen werden. Dort gibt es eine ganze Reihe von Tipps zum richtigen Verhalten im Notfall, aber auch dafür, was in der Hausapotheke von Herrchen und Frauchen sein sollte.

Eine fachgerechte Erstversorgung durch den Tierhalter bis zum Transport in die tierärztliche Praxis oder Eintreffen des Tierarztes könne entscheidend dazu beitragen, dass Notfälle wie Verletzungen, Vergiftungen, Verbrennungen, Unterkühlung oder Überhitzung für den Hund glimpflich abgehen.

Dass es mal vereinzelt zu Terminproblemen kommt, sei aber normal. „Es kann immer ein Notfall dazwischenkommen, dann hat dieser natürlich erstmal Vorrang“, erklärt Mergard. Die meisten Patienten hätten aber Verständnis, wenn man ihnen die Situation erkläre.

Der Trend geht zu größeren Praxen

Dr. Ralph Unna kann das so bestätigen, „Die Situation ist sehr unterschiedlich, das variiert von Stadt zu Stadt aber auch von Praxis zu Praxis.“ Allgemein sieht Unna einen Wandel in der Struktur der Tierpraxen, „Klassische ein-Mann beziehungsweise ein-Frau Praxen sterben aus, die Zukunft gehört größeren Praxen.“ Die Gründe dafür seien ganz unterschiedlich, der wichtigste Punkt sei aber, dass so eine bessere Versorgung der Tiere sichergestellt sei.