Langenberg. Die „Filmschauplätze NRW“ waren in Langenberg zu Gast. Im Kletterpark am Sender flimmerte „Das Dschungelbuch“ über die aufblasbare Leinwand.
Es ist stockduster und still im und rum um den Kletterpark, plötzlich aber donnert Tigergebrüll durch das Waldgebiet, das durch Mark und Bein geht, den Atem stocken lässt. Wer jetzt nicht weiß, dass hier – nur wenige Meter entfernt – gerade die Open Air Vorstellung von „The Jungle Book“ (Das Dschungelbuch) gezeigt wird, dürfte einer adrenalinbedingten Herzattacke sehr nahe sein.
Die rund vierhundert Besucher der ungewöhnlichen Kinovorstellung dagegen genießen die ungewöhnliche Vorführung im Freien auf der zehn mal sechs Meter großen aufblasbaren Leinwand. Es ist fast 22 Uhr, als die Neuverfilmung des Dschungelbuchs nach der Präsentation eines Kurzfilms beginnt.
Viele Besucher sind bereits gegen 20 Uhr gekommen, haben sich einen der vorhandenen grünen Liegestühle gesichert, sich mit Popcorn und Flaschenbier vom Stand eingedeckt. Viele andere dagegen trudeln erst nach und nach ein, mit Bollerwagen und großen vollgepackten Taschen, nicht wenige haben ihren Hund mitgebracht.
Die Besucher packen das Picknick aus
Sie stellen ihre mitgebrachten Klappstühle auf, breiten ihre Decken und das Picknick aus: Obst, Chips, Sandwiches, Frikadellen, Gummibärchen. Kleine Kinder liegen mit ihren Kuscheltieren in Schlafsäcken, es wird spät, das wissen erfahrene Eltern. So brauchen sie ihr garantiert eingeschlafenes Kind auf dem Weg nach Hause ins Bett nicht mehr zu wecken.
„Wir sind so glücklich, dass das Wetter heute so klasse ist“, freut sich Franziska Peter von den Kulturloewen Velbert – als Organisator von Kulturveranstaltungen hat das Veranstaltungsteam schon den ein oder anderen wetterbedingten Reinfall erleben müssen.
„Vor zwei Jahren haben wir ,Goethe’ open air an der Vorburg gezeigt, es hat den ganzen Tag geschüttet, das war echt frustrierend, aber immerhin sind zwanzig Hartgesottene gekommen und haben den Film bis zum Schluss verfolgt. Komplett durchnässt, Spaß hatten sie trotzdem.“
Filminhalt und Kulisse sollen möglichst zusammen passen
Auch Anna Fantl ist an diesem Abend entspannt und rundum glücklich – die „Filmschauplätze NRW“ sind „ihr“ Baby, seit 22 Jahren sorgt die Referentin für Filmförderung bei der Film- und Medienstiftung NRW dafür, dass Sommer für Sommer rund 20 Open Air Kinovorführungen in NRW stattfinden. „Wir suchen stets nach neuen Spielorten“, erzählt Anna Fantl, „es gibt eigentlich nur eine Vorgabe: der ausgewählte Film sollte irgendwie mit der Kulisse zusammenpassen. Daher finde ich diesen Ort hier auch richtig super – das Dschungelbuch, mitten im Wald. Passt.“
Franziska Peter nickt zustimmend. „Dazu kommt, dass wir bei einer solchen Veranstaltung ja auf öffentliche Toiletten angewiesen sind, auf Strom und so weiter, all das hat hier hervorragend funktioniert durch die große Kooperationsbereitschaft mit den Betreibern der Kletteranlagen.“
Nach dem Kurzfilm startet das Dschungelbuch
19 Filme an 19 Orten
„Filmschauplätze NRW“ ist jeden Sommer im Bundesland unterwegs. In diesem Jahr stehen 19 Filme an 19 Orten auf dem Programm.
Die Kosten für die Veranstaltungen tragen zu je 50 Prozent die Kommunen und die Film- und Medienstiftung NRW.
Für Besucher ist das Open Air Kino kostenlos. Infos und das laufende Programm auf www.filmschauplaetze.de.
Die letzten Kinder haben sich ausgetobt, ein neues Bier steht kalt neben dem Campingstuhl, der riesige Popcornbecher wurde nochmal aufgefüllt – nach dem Kurzfilm eines jungen Nachwuchsregisseurs aus NRW starten nun endlich die Abenteuer rund um das Leben des Menschenjungen Mogli, das von einem Rudel Wölfe aufgezogen wurde.
Die Neuverfilmung von 2016 beeindruckt und fasziniert durch die Kombination von Realfilmaufnahmen und 3D-Computeranimationen, viele Besucher liegen Arm in Arm auf ihren Decken, die Kinder verfolgen mit großen Augen und offenen Mündern wie sich Mogli und seine Wolfsmutter Raksha traurig voneinander verabschieden, alles wirkt so lebensecht und das Publikum wird zum Teil des Ganzen.
Viel Lob von den Besuchern
„Was für ein irrer Abend“, resümiert ein Open Air Kinogast am Ende, „sowas müsste es wirklich regelmäßig hier geben.“ Seine Begleitung nickt. „Es stimmte wirklich alles, die Stimmung war großartig, das Ambiente unglaublich mit dem blinkenden Langenberger Sender im Hintergrund und den Flugzeugen, die über uns hinweggeflogen sind, der Film sowieso. Man kann nur sagen: ganz großes Kino.“