Velbert. Aber Bauern dürfen den umstrittenen Unkrautvernichter noch benutzten. Aber viele Landwirte haben längst Alternativen dazu entdeckt.
Umstritten ist der Unkrautvernichter Glyphosat schon seit längerer Zeit. Auf ihren öffentlichen Grünflächen verzichten daher bereits viele Kommunen in Nordrhein-Westfalen auf das Pflanzenschutzmittel. Auch die Stadt Velbert und die Technischen Betriebe Velbert haben die Nutzung von Glyphosat und ähnlichen Herbiziden auf öffentlichen Flächen wie Parks, Friedhöfen und Sportanlagen vor einigen Jahren aufgrund des Pflanzenschutzgesetzes eingestellt.
Alternativen zur Unkrautbekämpfung habe man sich bereits vorführen lassen, erklärt Stadtsprecher Hans-Joachim Blißenbach. „Darunter sind Geräte, die mit Heißwasser sowie Wasserdampf arbeiten“, erklärt der Sprecher. Zurzeit befinde man sich noch in der Findungsphase, welche Geräte die geeignetsten sind. „Bis zur Anschaffung dieser, beseitigen wir Wildkraut mechanisch – entweder per Hand oder indem wir sie abmähen.“
In Velbert gibt es keine Regelung
Anders sieht die Lage bei landwirtschaftlich genutzten Flächen aus. Während Städte wie Düsseldorf, Dortmund und Aachen bei Verpachtungen von Äckern vorschreiben kein Glyphosat einzusetzen, gibt es in Velbert keine solche Regelung. Es liegt also allein bei den Bauern, die das Land pachten, ob sie das Unkrautvernichtungsmittel nutzen. Man verfolge allerdings die Diskussion zum Verbot von Glyphosat sehr aufmerksam, so Blißenbach. Auch bei der Regelung von künftigen Verpachtungen sei zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Entscheidung über ein Verbot des Mittel gefällt worden. Das verpachtete Ackerland der Stadt Velbert beläuft sich auf 49 Hektar, die verpachteten Flächen der TBV auf rund 17 Hektar.
Landwirt kommt ohne den Unkrautvernichter aus
Dass man als Landwirt komplett ohne Glyphosat auskommen kann, beweist der Velberter Landwirt Michael Greshake, der schon seit 10 Jahren auf das Mittel verzichtet. Neben Gras baut Greshake vor allem Speisekartoffeln, Weizen, Hafer, Gerste und Mais auf seinen Ackerflächen an. „Um gegen Unkraut anzukommen, verfüge ich über ein vielfältiges Sortiment an Alternativen,“, sagt Greshake. Besonders wirksam sei sein Pflug.
Umstrittenes Mittel zur Unkrautvernichtung
Glyphosat ist die biologisch wirksame Hauptkomponente einiger Breitband- bzw. Totalherbizide und wurde seit der zweiten Hälfte der 1970er Jahre von Monsanto als Wirkstoff unter dem Namen Roundup zur Unkrautbekämpfung auf den Markt gebracht.
Eine Unterbehörde der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“, andere Behörden und Studien betrachten es bei sachgemäßer Handhabung allerdings als sicher.
2017 wurde die Zulassung des Mittels von den EU-Staaten für fünf Jahre bis 2021 verlängert.
Als Vorsitzender der Ortsbauernschaft Velbert/Wülfrath versteht er allerdings auch, wieso andere Bauern auf Glyphosat zurückgreifen. „Das Mittel ist zum einem effizienter und zu anderen nicht so zeitaufwendig wie die Arbeit mit dem Pflug“. Es komme zudem immer auf die Gegebenheiten an, so Greshake. In außergewöhnlichen Fällen, wie bei der Wiederbelebung von stillgelegten Flächen würde es nach seiner Auffassung beispielsweise Sinn machen.
„Bauern verwenden geringe Mengen“
Auch der Landwirt und Kreisvorsitzender Kreisbauernschaft Mettmann, Martin Dahlmann, verzichtet auf seinen Äckern auf Glyphosat, doch er rät davon ab, die Verbots-Diskussion zu sehr emotional aufzuladen. Dabei weist er daraufhin, dass nach aktuellem Stand Glyphosat in Deutschland zugelassen ist. Zudem sei die Menge an Pflanzenschutzmitteln, die von Bauern im Kreis versprüht würde gering. „Außerdem werden alle Landwirte im Umgang mit Pflanzenschutzmitteln geschult und müssen alle drei Jahre hierzu einen entsprechenden Sachkundnachweis erneuern“, so Dahlmann. Die Nutzung von Glyphosat stehe zudem auch im Sinne der Einsparung von CO2. Einen dieselbetrieben Pflug über mehrere Hektar Ackerfläche zu fahren würde weitaus mehr Kohlenstoffdioxid erzeugen, als das Pflanzenschutzmittel zu versprühen.
Amerikaner spritzen auch kurz vor der Ernte
Darüber hinaus weist Dahlmann daraufhin, dass hierzulande immer noch andere Standards als beispielsweise in den USA herrschten. Während in Deutschland nur im Frühjahr und im Herbst gesprüht wird, „spritzen die Amerikaner sogar direkt vor der Ernte – das ist in Europa verboten“.