Neviges. Schützenvereine haben Probleme, Nachwuchs zu finden. Auch Hardenberger Schützen sorgen sich. Nun will man sich mehr bei Veranstaltungen zeigen.

Zuerst hat es die Duisburger getroffen: Dort stehen jetzt die ersten beiden Schützenvereine ohne König da. Der stellvertretende Vorsitzende der Hardenberger Schützen Karsten Schulz stellt nun klar: „Davor graut es uns auch jedes Jahr.“ Der Schützenverein habe ein großes Image-Problem. „Viele denken, wir ballern einfach nur rum“, glaubt Schulz. Doch er ist auch überzeugt: „Ein Schützenverein ist gerade für Kinder eine tolle Sache.“

Der stellvertretende Vorsitzende erinnert sich an bessere Zeiten: Anfang der 90er sei es in dem Verein noch „proppenvoll“ gewesen. „Wir Jugendlichen hatten Training und die Eltern haben währenddessen zusammengesessen“, erinnert er sich. Mittlerweile würden viele Eltern ihre Kinder nur noch beim Verein absetzen, „und sich danach nicht mehr blicken lassen.“ Vereinsmitglied Reinhold Martin bestätigt: „Das macht das Vereinsleben kaputt.“

Hardenberger Schützen beim Dorffest

Das amtierende Königspaar Gerald und Silke Klein, mitte, beim Schützenumzug durch Neviges.
Das amtierende Königspaar Gerald und Silke Klein, mitte, beim Schützenumzug durch Neviges. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

In vielen Vereinen sei das Leben als König auch verhältnismäßig teuer. „Das ist bei uns zum Glück nicht so“, meint Karsten Schulz. Trotzdem sei das ein Grund dafür, warum es in vielen Schützenvereinen derzeit die Sorge gibt, keinen Schützenkönig mehr zu finden. Auch das Equipment für Sportschützen sei nicht günstig. „Da kaufen die Eltern wahrscheinlich lieber einen Fußball“, mutmaßt Jugendleiterin Michaela Martin.

Die Hardenberger Schützen suchen deswegen immer wieder Gelegenheiten, um sich nach außen hin zu präsentieren: „Wir haben zum Beispiel einen Stand beim Nevigeser Dorffest“, sagt Michaela Martin. In Schulen gehe der Verein mittlerweile nicht mehr, um dort über seine Arbeit zu informieren. „Da sind wir oft nicht gern gesehen“, meint die Jugendleiterin.

Das kann Reinhold Martin nicht nachvollziehen. Beim Sportschießen lernten die Kinder nämlich, sich zu konzentrieren und ein gutes Körpergefühl zu bekommen. „Und hier müssen Kinder sich an Regeln halten“, meint er weiter. „Die können hier nicht einfach rumrennen“, weiß das Vereinsmitglied. Wenn ein Kind sich nicht an die Regeln halten würde, könne es tatsächlich schneller gefährlich werden als bei anderen Sportarten. Martin vermutet: „Vielleicht wählen viele deswegen lieber Ballsportarten.“

Vorstand musste beim Königsschießen einspringen

Jugendliche trainieren immer dienstags

Die Hardenberger Schützen bieten jeden Dienstag von 18 bis 20 Uhr im Schützenhaus Elberfelder Straße 145 ein Jugendtraining an.

Bei Interesse einfach vorbeischauen. Jugendliche Schützen müssen mindestens 12 Jahre alt sein.

Weitere Information unter der Rufnummer (02053) 5760 oder besser per mail: info@hsv-neviges.de

Auch Jugendschützin Alina Schulz ist sich sicher: „Der Sport ist nicht bekannt genug.“ Dabei habe sie über den Verein viele Freunde gefunden und mag die Tradition. „Beim Schützenfest kommen wir alle zusammen und haben Spaß zusammen.“ Ihr Vater weiß, dass das Schützenfest eine der wenigen Gelegenheiten ist, um den Verein zu präsentieren. „Das ist verschobener Karneval“, meint Schulz lachend.

Im Moment hat der Verein rund 270 Mitglieder. „Aber davon sind längst nicht alle aktiv.“ Deswegen habe der Verein 2012 den Entschluss gefasst, dass auch der amtierende Schützenkönig noch einmal antreten darf. „Und zur Not muss dann halt jemand aus dem Vorstand einspringen“, sagt Karsten Schulz. So sei es auch in diesem Jahr gewesen. Aber: „Bisher kam es bei uns zum Glück noch nicht dazu, dass wir keinen König hatten.“