Neviges. Alina Schulz ist Kronprinzessin der Hardenberger Schützen. Im Sportschießen findet die 16-Jährige Entspannung und hat dabei noch große Ziele.

Schulterbreiter Stand, der Oberkörper fest. Sie wackelt mit der Hüfte noch mal ein wenig hin und her, geht dann in Position: Das Sportgerät in den Anschlag, anvisieren. Eine kurze Pause. Ausatmen, Luft anhalten und – Schuss. „Dabei kann ich einfach abschalten“, sagt Alina Schulz überzeugt. Egal wie stressig ihre Woche war: „Beim Schießen denke ich für eine Stunde über gar nichts nach.“

In voller Montur geht die 16-Jährige über den Schießstand des Hardenberger Schützenvereins. Heute steht für sie aber nur ein kurzes Training an – es ist einfach zu warm. Wenn es nicht gerade unerträglich heiß ist, steckt Alina aber einen großen Teil ihrer Freizeit in den Schießsport. Denn sie hat große Ziele: „Ich möchte es schaffen, in den Landeskader zu kommen“, ist sie sich sicher.

Deutsche Meisterschaft als Highlight für die Sportlerin

Erfolgreiche Hardenberger: Die Familie Schulz, in der Mitte Alina, hat viel Freude im Verein.
Erfolgreiche Hardenberger: Die Familie Schulz, in der Mitte Alina, hat viel Freude im Verein. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Vor drei Jahren hat Alina Schulz das schon einmal fast geschafft. „Da war ich bei den Deutschen Meisterschaften“, erinnert die 16-Jährige sich. Doch damals war sie gerade in der Übergangsphase zwischen zwei Altersklassen, deswegen hat es 2017 für sie noch nicht gereicht. Sie denkt an das Turnier zurück. Obwohl: „Ich kann mich gar nicht an so viel erinnern, es ist alles so an mir vorbeigezogen.“

Dafür erinnert sich Jugendleiterin Janette Baron noch sehr gut an dieses Wochenende: „Alina hat zwei Tage lang fast gar nicht geredet“, sagt sie lachend, so aufgeregt sei sie damals gewesen. Bis es dann zum Schießen ging: „In dem Moment war ich nur noch konzentriert“, sagt Alina und Janette fügt scherzend hinzu: „Ich glaub beim Schießen war ich sogar aufgeregter als sie.“

Familientradition wird weitergeführt

Vor drei Jahren hat Alina mit dem Schießsport angefangen. Wie man als junges Mädchen darauf kommt? „Ich bin da reingeboren“, sagt sie schulterzuckend und grinst dabei ihren Vater an. Ihr großer Bruder Florian nickt zustimmend und ihr Vater Karsten Schulz holt stolz das Vereinsheftchen hervor. Er zeigt die Liste der Schützenkönige und -prinzen des Vereins: Darauf ist der Name Schulz nicht nur einmal vertreten. „1959 war mein Vater Prinz, 1983 dann mein Bruder und 1991 ich selbst.“ 1994 war zudem Ehefrau Melanie, Alinas Mutter, Prinzessin, 2017 und 2018 ergänzen Florian und Alina die Liste.

„Das Schönste am Schützenverein ist auf jeden Fall das Zusammensein“, meint Alina. Beim diesjährigen Schützenfest hat die 16-Jährige noch einmal eine kleine Sensation geschafft: Sie gewann das Familienduell gegen ihren Bruder und darf sich seitdem Kronprinzessin nennen. Darauf angesprochen, bleibt sie aber ganz bescheiden: „Das ist was ganz anderes als beim richtigen Sportschießen“, ist sie überzeugt. „Das ist purer Zufall.“

Wie es beim nächsten Mal bestimmt klappt

Sebastian II. ist neuer König

Neuer Schützenköng der Hardenberger ist Sebastian Rohles, auch genannt Sebastian II. Die Hardenberger feiern traditionell zu Pfingsten ihr Schützenfest in der Anlage Elfefelder Straße 145.

Jeden Dienstag von 18 Uhr bis 22 Uhr trainieren hier die Jugendlichen. Ausschließlich für Mitglieder ist ein Waffenkundelehrgang, angeboten vom 11. bis zum 13. Oktober.

In diesem Jahr hat Alina die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft knapp nicht geschafft. „Obwohl ich die Ringzahl, die ich brauchte, im Training locker schieße“, ärgert die 16-Jährige sich. Doch der Kopf hat ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Wenn man weiß, dass es jetzt klappen muss...“ Alina schaut ihren Bruder an und der entgegnet ermutigend: „Aber dafür trainieren wir ja jetzt zum Beispiel immer mit Musik.“ So könnten sich die Schützen an unvorhergesehene Situationen bei großen Wettkämpfen gewöhnen. „Manchmal bewirft er mich beim Schießen auch mit Tischtennisbällen oder pustet mir in den Nacken“, sagt Alina lachend. Na, bei so eine Unterstützung kann fürs nächste Jahr doch eigentlich nichts mehr schief gehen.