Neviges. Zitterpartie für die Sportfreunde Siepen: Der Vorstand hat bereits die Auflösung verkündet, jetzt bekommt der Verein Unterstützung von Parteien.

Paul Schock, 2. Vorsitzender der Sportfreunde Siepen, kann es selbst kaum glauben. „Verrückt, was hier gerade passiert. Eigentlich gehen am Montag die Lichter aus.“ Der 1. Vorsitzende Minas Maragozidis sieht über den Sportplatz an der Hohenbruchstraße, für dessen Instandhaltung die Mitglieder viel Zeit aufwenden. „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Im Mai auf der Jahreshauptversammlung hatte der Vorstand schweren Herzens aufgrund finanzieller Probleme das Aus des Fußballvereins verkündet. Und bekommt jetzt, wo sich der Großteil der Mannschaft bereits verabschiedet hat, Rückenwind von der Politik – zumindest teilweise.

Vorstand zog die Reißleine

„Wir können den Platz für die Saison 2019/2020 einfach nicht bezahlen. Sponsoren haben uns im Stich gelassen, Zusagen wurden nicht eingehalten“, erläutert Paul Schock die Entscheidung „die Reißleine zu ziehen“, wie er sagt. Schließlich hafte der Vorstand gemeinsam mit Geschäftsführer Jürgen Althammer. Rund 13.000 bis 15.000 Euro Betriebskosten im Jahr müssen die Sportfreunde jährlich an die Stadt zahlen, um das Gelände an der Hohenbruchstraße in Eigenregie nutzen zu dürfen. Abgedeckt sind damit Grundabgaben und Energiekosten. „Wir machen ja die ganze Platzpflege selber, halten auch das Gelände in Schuss. In den Umkleidekabinen muss im Winter nicht gerade Karibik herrschen, aber frieren sollen die Jungs auch nicht“, begründet Minas Maragozidis die Höhe der Summe.

Auch das Vereinshaus halten die Mitglieder in Schuss.
Auch das Vereinshaus halten die Mitglieder in Schuss. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Entscheidung im Rat

Rückenwind bekommen die Sportfreunde nun von den Parteien Die Linke, der Wählergemeinschaft Velbert anders und der SPD. „Wir haben von der Auflösung zu spät erfahren, sonst hätte man sicher eher reagiert“, sagt SPD-Fraktionsvorsitzender Rainer Hübinger. Sowohl die SPD als auch Velbert anders haben für die Ratssitzung am 9. Juli den Antrag gestellt, den Sportplatz im Siepen zu erhalten. „Der Siepen ist ein junger Stadtteil und mit 6182 Einwohnern auch der bevölkerungsreichste. Da ist eine Sportanlage einfach wichtig“, so Hübinger. „Ich wusste gar nicht, dass die Sportfreunde das nicht zahlen können“, sagt August Friedrich Tonscheid, Fraktionsvorsitzender von Velbert anders. „Wir können nicht einerseits einen Fußballverein kaputt gehen lassen, weil 15.000 Euro fehlen, und andererseits ein Stadion für elf Millionen Euro bauen.“ Harry Gohr, Fraktionsvorsitzender Die Linke: „Wir haben uns schon immer gegen die Schließung gestellt, hoffentlich gelingt es uns jetzt gemeinsam, sie zu verhindern.“

Eine Bebauung sei nicht geplant

Stadt wollte Verein schon 2016 schließen

Nach einem Beschluss des Rates wollte die Stadt Velbert den Sportplatz bereits 2016 schließen. Auch da konnte der Verein die Betriebskosten nicht zahlen. Seit 2013 hatte der Verein nur auf dem Papier bestanden, wurde jedoch nie aus dem Register gelöscht.

Die Sportfreunde haben 120 Mitglieder. Es gab bis vor kurzem eine Mannschaft in der Kreisliga B.

Die CDU zeigt sich da zurückhaltend. Stefan Ludwig, Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Neviges, widerspricht dem Gerücht, dass auf dem Sportplatz-Gelände gebaut werden soll. Und was eine finanzielle Unterstützung der Sportfreunde betrifft: „Entscheidend ist, was noch an Substanz in dem Verein ist.“ Schließlich dauere die finanzielle Krise schon fünf bis sechs Jahre an. „Und ich möchte schon gern wissen, was an Jugendarbeit geleistet wird, das muss der Verein dann mal darstellen.“

Den Termin beim Notar zur Vereinsauflösung haben die Sportfreunde jedenfalls erst einmal abgesagt. Paul Schock zu dem gern genannten Argument, es gebe ja einen Sportplatz am Waldschlößchen. „„Hier in den Siepen, da gehört einfach ein Sportverein hin. Das ist auch Geschichte, das verstehen viele nicht.“