Neviges. . Erleiden Menschen einen akuten Herz-Kreislaufstillstand, trauen sich nur wenige Laien Maßnahmen zur Wiederbelebung zu. Experten nennen die Gründe.

Bei rund 50.000 Menschen in Deutschland kommt es jährlich zu einem lebensbedrohlichen Herz-Kreislauf-Stillstand: Die Menschen kommen plötzlich in Not auf offener Straße, in einem Geschäft beim einkaufen, in den eigenen vier Wänden. Alarmierend: In nur 39 Prozent der Fälle versuchen Ersthelfer, den Patienten durch eine lebensrettende Herz-Lungen-Wiederbelebung zu stabilisieren. Das belegen aktuellen Zahlen der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI). „Das ist leider nur sehr wenig“, mahnt Tobias Eilers vom Landesverband der Johanniter Unfall-Hilfe.

Problem ist die fehlende Routine

Gerhard Tennagels ist Geschäftsführer der Sanitätsdienst Tennagels, der auch in Neviges zwei Ausbildungsstätten betreibt. Er erklärt sich die geringe Laien-Reanimationsquote wie folgt: „Zu oft haben Leuten Angst Fehler zu machen, da ihnen einfach die Routine fehlt.“ Die meisten würden lediglich den für den Erhalt des Führerschein gesetzlich vorgeschrieben Erste-Hilfe-Kurs absolvieren und sich nach einiger Zeit nicht mehr an Wiederbelebungsmaßnahmen erinnern, so Tennagels. Eine spätere Auffrischung des Wissens sei ja nicht vorgeschrieben. Und der Anteil der Freiwilligen, die beim Erste-Hilfe-Kurs aus reinem Interesse teilnehmen, sei immer sehr gering. Tennagels Vorschlag: „Fresh Up Kurse. Sie sollten alle zwei Jahre zur Auffrischung gesetzlich vorgeschrieben werden“.

Herzdruckmassage gehört zu den wichtigen Maßnahmen der Wiederbelebung.
Herzdruckmassage gehört zu den wichtigen Maßnahmen der Wiederbelebung. © A. Zelck /DRK

Auch Markus Seifert vom Deutschen Roten Kreuz in Neviges hält einen solchen Vorschlag für sinnvoll: „Dadurch würde man vielen Menschen auf jeden Fall die Angst nehmen, in Notfällen zu handeln“. Aber nicht nur die Anzahl der Erste-Hilfe-Kurse machen Tennagels Sorgen.

Mehr Teilnehmer bei Betriebshelfer-Kursen

Seit Jahren leide auch die Qualität der Kurse. „Früher ging ein verpflichtender Kurs noch zwei Tage, inzwischen nur noch einen“. Aber es gibt auch gute Nachrichten. So steigen beispielsweise die Teilnehmer-Zahlen bei Betriebshelfer-Kursen, also von Erste-Hilfe-Ausbildungen in Unternehmen, die gesetzlich vorgeschrieben sind.

Initiativen ermuntern Laien

Die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin(DGAI) bemüht sich seit Jahren mit Initiativen darum, die Quote der Laienreanimation zu steigern. Mit der Initiative „Ein Leben retten“ will die DGAI die Reanimation in das Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen. Zur Kampagne gehören die Ausgabe von Werbe- und Lernmaterial, die Verbreitung von Anleitungen und Filmen zur Herz-Lungen-Wiederbelebung, sowie die Koordination von Schülerunterricht und Aktionen.

Dienst bietet vielfältige Ausbildung an

Der Sanitätsdienst Tennagels ist mit Ausbildungsstätten im Kreis Mettmann sowie in einigen Städten des Ruhrgebietes und des Rheinlandes vertreten. Die Zentrale ist in Langenberg, Bonsfelder Straße 54. Weitere Informationen auf der Homepage www.sanitaetsdienst.net. Kontaktaufnahme telefonisch unter der Rufnummer (0700) 83 66 24 357 oder per mail: info@sanitaetsdienst.net.

Eine leicht verständliche Anleitung, was im Falle eines Herz-Kreislaufstillstand zu tun ist, findet sich im Netz auf www.einlebenretten.de.

Seit 2012 habe man auf diese Weise mitgeholfen, die Laienreanimationsquote von 17 auf 39 Prozent mehr als zu verdoppeln, so Christian Hermanns von der DGAI. Im internationalen Vergleich sei Deutschland jedoch weiterhin noch weit entfernt von der Spitzengruppe. In skandinavischen und ost-europäischen Ländern liegen die Quoten bei bis zu 80 Prozent.