Neviges. Die Zukunft des Wallfahrtsortes Neviges ohne die Franziskaner beschäftigt viele Bürger. Das Bistum Köln führt Gespräche mit möglichen Nachfolgern.
„Im weiten katholischen Feld gibt es eine Gemeinschaft, die sich für diesen Ort interessiert.“ Bei der Pfarrversammlung zur Zukunft der Pfarrei „Maria, Königin des Friedens“ verbreitete Monsignore Markus Bosbach vorsichtigen Optimismus, das eine andere Gruppe die Nachfolge der Franziskaner antritt, die zum Ende des Jahres Neviges verlassen. Nähere Angaben machte der stellvertretende Generalvikar nicht, er ließ nur durchblicken, dass die Gespräche sich erst am Anfang befinden.
Neviges liegt dem Erzbischof am Herzen
Wünsche notieren
An vier großen Tafeln konnten die Teilnehmer der Versammlung aufschreiben, was ihnen wichtig ist. Vorgegeben waren folgende Bereiche: Es geht um die Heilige Eucharistie, wie in Zukunft die Messfeiern in der Pfarrei und Wallfahrt geregelt werden, wie man sich die seelsorgerische Begleitung vorstellt und was man sonst noch auf den Weg geben möchte.
Die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Tekla Lukannek kündigte für die Zukunft noch weitere Versammlungen dieser Art an.
„So eine Gemeinschaft hat viele Fragen: Haben wir die Kraft dazu oder passt Neviges zu uns? Sobald wir näheres wissen, werden wir sie einbinden“, versprach der Gast aus Köln, der von Rainer Maria Kardinal Woelki beauftragt wurde, zu schauen, wie es weiter gehen kann. „Dem Erzbischof liegt es Herzen, einen guten Weg in die Zukunft zu finden. Neviges ist der bedeutendste Wallfahrtsort im Bistum, der weit darüber hinaus wirkt“ sagte Bosbach vor den über 200 interessierten Gemeindemitgliedern, denen empfahl, in dieser Sache die Gottesmutter zu bestürmen, damit sie helfe.. „Mein Eindruck ist, sie werden ihr Pfarrteam, aber nicht ihren Glauben verlieren. Ich habe in der Messe einen Geist erlebt, dass ich überzeugt davon bin, dass sie auch mit neuen Priestern klarkommen“, sagte von Josef Hülkenberg, der als Leiter der Thomas-Morus-Akademie die Fragen aus dem Kreis der Gemeinde moderierte.
Großes Lob für eine engagierte Gemeinde
So befürchteten einige Gemeindemitglieder, dass man von oben zurückgepfiffen werden könnte, weil man für viele Fragen, zum Beispiel für Gottesdienste im Altenheim, bereits Lösungen gefunden hat. Markus Bosbach fand es toll, dass man sich solchen Fragen stellt und zeigte sich aufgeschlossen: „Da ist ganz viel möglich. Bitte über alles sprechen, wir sind nicht die schlafenden Wachhunde, die darauf warte, zuzuschnappen.
Kreisdechant Daniel Schilling, der aus Tönisheide kommt und Neviges besonders verbunden ist, versprach auszuloten, welche Möglichkeiten es gibt, sonntags wieder Gottesdienste stattfinden zu lassen. „Ich finde es gut, dass sich eine Gemeinschaft interessiert und überlegt, wie sie uns unterstützen kann, damit kein Vakuum entsteht.“ Großen Applaus erhielt eine Teilnehmerin, die klar sagte, dass sie es nicht möchte, einem großen Pfarrverbund zugeschlagen zu werden. „Dabei würden viele Netzwerke zerrissen.“
Fundamentalistische Gruppen sind unerwünscht
Moderator Hülkenberg warnte, dass man sich nicht darauf verlassen sollte, dass es bei der eigenen Pfarre bleibe. Das Verwaltungspersonal bangt um seine berufliche Zukunft. „Die Zuweisungen laufen weiter, da machen Sie sich mal die geringsten Sorgen“, beruhigte Bosbach. „Wichtig ist jetzt, wie sich die Seelsorge künftig aufgestellt.“ Wilhelm Funken machte sich Gedanken, was da für eine Gemeinschaft den Franziskaner folgt: „Fundamentalistische oder traditionalistische Gruppen würden nicht zu uns passen.“
Ein Prozess des Kennenlernens
Markus Bosbach sah da weniger ein Problem: „Es wird ein Prozess des Kennenlernens sein.“ Zu Beginn der Versammlung stellte Pfarrgemeinderatsvorsitzende Tekla Lukannek klar, dass man bei den Franziskanern einen Wechsel gewohnt war: „Die Brüder kamen, blieben und gingen woanders hin. Die Tatsache, dass sie uns ganz verlassen, ist eine schockierende Situation.“ Hubert Rudolf, der erste stellvertretende Kirchenvorstandsvorsitzende, hatte aufgezählt, was der Pfarrgemeinde in Neviges und seit 2010 auch auf Tönisheide anvertraut ist, von den Friedhöfen über die Kindergärten und den Kirchen bis zum Kloster. „Das ist Eigentum der Gemeinde, die Franziskaner wohnen dort noch zur Miete, da müssen wir ein ganz besonderes Augenmerk drauf werfen. Der Dom gehört dem Bistum, das ist auch gut so, denn wir hätten die Dachsanierung nicht bezahlen können.“