Strassen NRW bringt die Sicherheitstechnik im Tunnel Langenberg auf aktuellen Stand. 15 Kilometer Kabel müssen verlegt und angeschlossen werden.
„Man sieht eigentlich nicht viel, aber hier passiert echt eine Menge“, sagt Wilfried Büsdorf und schreitet voran, aus dem Tageslicht hinein ins fast Dunkle: Ortstermin mit Straßen NRW im Tunnel der L 107 (Dr.-Hans-Karl-Glinz-Straße). Seit dem 6. Mai ist die Röhre komplett gesperrt; gut zwei Millionen Euro investiert der Landesbetrieb in die Aufrüstung ihrer gesamten Sicherheitstechnik auf aktuellen Stand. „Wir machen alles neu“, erklärt der für die Bauüberwachung in Langenberg zuständige Techniker. Er gehört zu der Abteilung Konstruktiver Ingenieurbau. Maßgebliche Richtschnur für die einzelnen Maßnahmen seien die geltenden „Richtlinien für die Ausstattung und den Betrieb von Straßentunneln“. Erhalten bleibe lediglich die Beleuchtung, „die kommt irgendwann dann mal dran“.
Die erst vor knapp fünf Jahren bis in vier Meter Höhe weiß beschichtete Röhre hat mittlerweile einen anderthalb Meter hohen, dunkelgrauen bis fast schwarzen Sockel von den Abgasen und dem hochgewirbelten Dreck. Durchschnittlich 4200 Pkw und 177 Lkw in 24 Stunden rollen durch das 486 Meter kurze Bauwerk, das im Dezember 2002 eröffnet worden ist. Auf einer Arbeitsbühne verlegen Arbeiter aktuell über die gesamte Länge abschnittsweise ein Brandmeldekabel, das auf Hitze reagiert. Bis zu drei verschiedene Firmen sind an manchen Tagen im Einsatz. „Maximal, damit sie sich nicht gegenseitig auf den Füßen stehen.“
Künftig arbeiten acht statt sechs Ventilatoren
An der Decke hängen die beiden bereits montierten, niegelnagelneuen Strahlventilatoren. Sie stecken noch in Kunststofffolie, haben aber bereits ihren Probelauf gemeistert und sind noch im Hersteller-Werk auf Herz und Nieren getestet worden. Die bislang sechs seien nach altem Standard ausreichend gewesen, erläutert Büsdorf, nunmehr stünden jedoch acht für die optimierte Brandlüftung zur Verfügung.
Zur Sperrung gibt es keine Alternative
Die betriebs- und sicherheitstechnischen Anlagen müssen laut Landesbetrieb unter Vollsperrung demontiert werden. Es werde im gesamten Tunnel-Querschnitt gearbeitet. Derweil sei die Betriebs- und Sicherheitstechnik außer Funktion, so dass der Fahrbetrieb nicht aufrecht erhalten werden könne.
Aufgrund der Vielseitigkeit und Komplexität der Arbeiten, die im Zwei-Schicht-Betrieb durchgeführt würden, sei die geplante Bauzeit sehr eng gefasst.
Links und rechts der zweispurigen Fahrbahn – ihr doppelter, durchgängiger Mittelstreifen ist als solcher längst nicht mehr erkennbar und steht natürlich ebenfalls auf der Liste – liegen sämtliche Abdeckungen der so genannten Kabelzugschächte daneben. Die rechteckigen Löcher sind vorübergehend mit Holzdeckeln gesichert. Nahezu alle alten Kabel sind schon entfernt. Das Ziehen der neuen und vor allem sie anzuschließen stelle bei dem Projekt die Hauptarbeit dar, sagt der Experte, „das sind unterm Strich etliche Kilometer.“ Circa 15 sind es nach Auskunft der projektverantwortlichen Niederlassung Mönchengladbach von Straßen NRW. Es handele sich um eine Sanierungsmaßnahme mit höchster Priorität, da es schließlich um die Erhöhung der Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer gehe; erste Vorüberlegungen hierzu sind übrigens bereits 2007 angestellt worden.
Zum Arbeitsumfang gehören zudem die Erneuerung der Lautsprecheranlage für Durchsagen, ferner der Austausch der im gleichmäßigen Abstand von 25 Metern installierten, grünen Fluchtwegkennzeichnung und Orientierungsbeleuchtung, auf der jeweils die Entfernung zu den beiden Portalen mit Richtungspfeilen vermerkt ist. Die 18 alten, analogen Kameras werden durch digitale ersetzt, die auch „detektieren“ können. Das bedeutet, so Büsdorf, dass sie nicht nur ein liegengebliebenes Fahrzeug, sondern auch Gegenstände ausmachen und identifizieren können.
Schieber für das Löschwasser wird erneuert
Über den sechs Notrufnischen – je drei pro Fahrtrichtung – hängen neue, als unübersehbarer Hinweis auch dauerhaft beleuchtete SOS-Zeichen. Die nicht mehr roten, sondern künftig orangefarbenen Nischen selbst bekommen u. a. Telefone, die behindertengerecht sind und auch von Rollstuhlfahrern benutzt werden können. Außerdem erhalten sie Verblendungen, die im Fall des Falles einem Brand sowohl länger als auch höheren Widerstand leisten. Ach ja, und draußen, unmittelbar vor dem Ostportal ist gebuddelt worden: Der Schieber der Wasserleitung für die Feuerwehr, die an jeder Notrufnische eine Zapfstelle zur Verfügung hat, ist defekt und muss erneuert werden. Seine Funktionsfähigkeit ist von immenser Bedeutung, da die Leitung nach jedem Einsatz geleert werden muss, damit sie bei Frost keinen Schaden nimmt.
Auf der anderen Seite, seitlich des Portals an der Hauptstraße, steht das übers Jahr sonst unbesetzte Betriebsgebäude. Dort laufen alle Meldungen aus dem Tunnel Langenberg zusammen und werden rund um die Uhr automatisch an die für die hiesige Region zuständige Tunnelleitzentrale von Straßen NRW in Duisburg übermittelt. Einen weiteren zweiten Standort gibt es in Hamm. „Bislang sind wir richtig gut im Zeitplan“, sagt Wilfried Büsdorf auf Nachfrage. Er geht davon aus, dass bis Ende August alles erledigt ist.