Neviges. . Sandra Da Vina zieht mit Wortwitz ihr Publikum in der Vorburg Schloss Hardenberg in den Bann. Ihre Kunst: Sie kann auch über sich selbst lachen.

Sie liebt Schrebergärten, hat aber selbst keinen. Sie isst für ihr Leben gern Kuchen, backt aber selbst nicht. Dafür ist sie weise: „Menschen, die Kuchen backen, sind im Grunde wie Menschen, die Kuchen essen, nur dass sie vorher Arbeit hatten.“ Damit bringt Poetry Slammerin und Comedian Sandra Da Vina vieles auf den Punkt. Und dies ausgesprochen humorvoll, kurzweilig und sympathisch mit ihrem Bühnenprogramm „Hundert Meter Luftpolsterfolie“, das sie vor über 70 Besuchern in der Vorburg Schloss Hardenberg letztmalig präsentierte.

Sandra Da Vina
Sandra Da Vina © KVBV Velbert

„Hundert Meter Luftpolsterfolie“ handelt im Grunde durchweg vom Scheitern. „Ich bin viel Bahn gefahren in den letzten Tagen, das heißt viel aufgestaute Aggressionen. Mir ist da was Krasses passiert, ich bin 30 geworden.“ Zum Alter erläuterte sie: Im ersten Teil von „Der Herr der Ringe“ sei sie damals in Frodo Beutlin verliebt gewesen, da war sie elf Jahre alt. Als Teenagerin habe sie Legolas geliebt und als junge Erwachsene Aragorn. Letztens habe sie den Film wieder einmal gesehen und: „Da fand ich Gandalf so nett.“

Termin beim Hautarzt

Freies Reden, Poetry Slams und das Lesen aus ihren letzten beiden Büchern wechseln sich in dem Programm munter ab. Einmal habe sie in der sehr gut ausgeleuchteten H&M-Umkleidekabine gestanden, dann erzählte sie von ihrer Großtante Irmel. Und sich selbst vergaß sie bei all dem Sinnvollen auch nicht: Seit Wochen wolle sie zum Hautarzt: „Sind Hautärzte anwesend? Hat jemand einen Termin, den er abgeben würde?“

Die Kunst, sich selbst auf die Schippe zu nehmen

Es geht um Freundschaft – sie müsse sich immer Ausreden ausdenken, warum sie nicht bei Umzügen helfen kann – und um ihren schlimmsten Fernsehauftritt. Sie selbst sitzt gerne: „Ich steh’ auf Sitzen“. Doch das Sitzen sei genauso schädlich wie Rauchen und sie mache sich jetzt Gedanken darüber. „Was macht man dann, wenn Sitzen verboten wird?“ Vom Liegen als Alternative habe sie noch nichts gelesen. Das Sympathische an Da Vina: Sie nimmt sich die ganze Zeit nur selbst auf die Schippe.

Nicht die hellste Kerze auf dem Kuchen

Sie habe insgesamt 19 Semester Germanistik studiert, weil sie das Studium so spannend fand. „Sind Lyrikfans anwesend?“ Die 30-Jährige jubelte sich selbst aufmunternd zu und begann aus ihrer „Ode an die Worte“ vorzulesen: „Am Anfang, da war das Wort“. Sie sei selbst nicht die hellste Kerze auf dem Kuchen und liebe Hunde. Die Velberterin Petra Hansen war begeistert: „Sie spricht auf sehr witzige Weise Probleme und auch liebenswerte Wahrheiten an. Auch über‘s Ruhrgebiet, überhaupt, alles was sie anspricht, bespricht sie gut“. Hansen war zum ersten Mal bei Da Vina und ihr Fazit: „Das war eine gute Wahl!“

Der Schrebergarten als Finca des Ruhrgebiets

Die Wahl-Essenerin Da Vina sponsert die „Büdchenkultur“ des Ruhrgebiets, hielt als Kind gern die „Mauken in Oppas Teich“ in dessen Schrebergarten, der Finca des Ruhrgebiets. Dann sinnierte sie darüber, was es wohl heißt, sich wie Zuhause zu fühlen und kommt zu dem Schluss: „Ok, könnt ihr dann bitte jetzt alle gehen?“ Spontan, wortgewandt und witzig mit einer ausdrucksstarken Mimik begeisterte sie das Publikum. Auch Andrea Schmitter, die Da Vina schon im WDR 5 gehört hatte: „Ich mag überhaupt sehr Poetry Slam. Es ist sehr, sehr schön.“

Lyrik interessant inszeniert

Schmitter ist mit ihrer Freundin da: „Ich wusste gar nicht, was Poetry Slam ist,“ so Monika Detscher. „Aber ich bin spontan mitgekommen. Es ist total interessant, vor allen ihr Wortspiel. Sie kann die Menschen begeistern und an sich binden, hat eine lockere Art.“ Schmitter ergänzt: „Man möchte am liebsten sofort ein Bierchen mit ihr trinken.“ Sandra Da Vina präsentierte tolle Wortspiele, hatte Lyrik interessant inszeniert. Zum Schluss bedankte sie sich auch bei ihrem Publikum: „Für mich ist es immer wieder ein Abenteuer: Ihr seid schon ziemlich cool!“

Nächster Auftritt am 11. Juni in Düsseldorf

  • „Hundert Meter Luftpolsterfolie“, erschien 2016, 2018 brachte Sandra Da Vina „Vom Kuchen und Finden“ heraus. Aktuelles Programm: „Da Vina takes it all“.
  • Nächster Termin: 11. Juni im Zakk. Sandra Da Vina ist gebürtige Münsteranerin und studierte in Essen. Hier lebt sie seit zehn Jahren.